Es ist so weit. Nach drei Monaten Pause soll am Donnerstag (11.6.) die Primera División wieder starten. Den Auftakt macht das Derby FC Sevilla gegen Real Betis um 22 Uhr. Das Spiel gibt es im spanischen Pay-TV bei Movistar zu sehen. Deutsche Fans können es per Stream über DAZN verfolgen. Da der Fußball so lange stillstand, ist die sportliche Situation etwas in Vergessenheit geraten. Die MZ frischt das Gedächtnis auf: Wie haben sich die Erstligisten in der bisherigen Saison geschlagen? Welche Entscheidungen stehen noch aus?

Das Titelrennen

Barcelona, Real oder Atlético Madrid lautet im Prinzip die alljährliche Frage. In der Vorsaison haben die Katalanen einen Alleinmarsch hingelegt, da besonders Real Madrid deutlich hinter den Erwartungen blieb. Am Ende hatten die Königlichen als Dritte 19 Punkte Rückstand. In dieser Saison ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Durch einen 2:0-Sieg im Clásico kurz vor der Corona-Pause hatten sich die Madrilenen erst die Tabellenführung erspielt, dann aber durch einen Ausrutscher gegen Real Betis wieder verloren.

Nach der Rückkehr von Zinédine Zidane auf die Bank des Hauptstadtclubs im März 2019 konnte Real die löchrige Abwehr stabilisieren. Mit 19 Gegentreffern führt das Team die Liga in dieser Kategorie an. Dafür hakt es an der anderen Seite auf dem Feld. Madrid leidet weiter unter dem Abgang von Cristiano Ronaldo. Es fehlt im Angriff an Kreativität und Torgefahr. Das war auch bei der 0:1-Pleite gegen Real Mallorca im Oktober zu sehen. Der Belgier Eden Hazard, der für 100 Millionen Euro vom FC Chelsea kam, ist ständig verletzt. In nur zehn Spielen hat er lediglich ein Tor erzielt. Die lange Pause könnte dem Angreifer geholfen haben, um endlich fit zu werden.

Der FC Barcelona, der am Samstag in Palma erwartet wird, hat das umgekehrte Problem. Mit Antoine Griezmann konnte ein Weltklasseangreifer verpflichtet werden, der mit Lionel Messi und Luis Suárez ein gefährliches Dreigestirn bildet. Die Abwehr um den deutschen Keeper Marc-André ter Stegen ist aber anfälliger als gewohnt. Sinnbildlich ist der 5:2-Hinrundensieg gegen Real Mallorca. Gegen die auswärtsschwachen Mallorquiner ließen die Katalanen einen Doppelpack von Ante Budimir zu. Barça hat bisher 31 Gegentore kassiert - nur fünf weniger als in der kompletten Vorsaison.

Die internationalen Plätze

Die Verfolger der beiden spanischen Großmächte haben sich regelmäßig abgewechselt. In den Kampf um die Meisterschaft werden sie wohl aber bei elf Punkten Rückstand nicht mehr angreifen. Das Ziel der Teams wird es sein, sich einen Platz in der Champions League zu sichern. Wie in der Bundesliga geht das in der Primera División bis zum vierten Platz.

Besonders für Atlético Madrid wäre es ein herber Rückschlag, wenn die Königsklasse verfehlt wird. Derzeit steht der Arbeiterclub nur auf dem sechsten Platz. Es fehlen die Treffer von Antoine Griezmann. João Félix, der für 126 Millionen Euro von Benfica Lissabon kam, kann mit vier Toren die Lücke noch nicht füllen. In der vergangenen Woche hat der kultige Co-Trainer Germán „Mono" Burgos verkündet, dass er Atlético zum Saisonende verlässt, um sich eine Stelle als Cheftrainer zu suchen. Der ehemalige Torhüter von Real Mallorca ist in der Liga als Rüpel bekannt. Er wolle Atlético mit einem Titel verlassen, sagt er. Das geht aber wohl nur noch in der Champions League.

Im Wettstreit um den dritten und vierten Platz liegt der FC Sevilla vorn. Es folgt Real Sociedad. Die Basken haben mit im Durchschnitt 26 Jahren die jüngste Mannschaft der Liga und gelten als Überraschung. Ähnlich wie der FC Getafe, der durch seine harte Gangart bekannt ist. Valencia und Villarreal wären wohl auch mit einem Platz in der Europa League (Qualifikation als Fünfter oder Sechster) zufrieden. Einen weiteren Startplatz für das Turnier gibt es über die Copa del Rey, wo es im Finale zum baskischen Derby zwischen Athletic Bilbao und Real Sociedad kommt.

Der Abstiegskampf

Die Aufsteiger Granada und Osasuna haben bislang eine starke Saison gespielt und belegen Plätze im Mittelfeld. Spätestens ab dem zwölften Platz beginnt der Abstiegskampf. Real Betis blieb trotz einer namhaften Mannschaft deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das gleiche gilt für Celta Vigo, die mit 26 Punkten derzeit das rettende Ufer markieren. Vor der Pause war Eibar auf dem absteigenden Ast. Das Team aus dem kleinen Dorf im Baskenland wird es schwierig haben, die nötigen Punkte einzuholen. Levante und Alavés stehen dort, wo sie die Experten zu Saisonbeginn vermutet haben. Beide haben zwar nicht die großen Stars im Team, dafür aber eine eingespielte Truppe. Es ist unwahrscheinlich, dass sie noch in den Keller rutschen.

Auf den Abstiegsplätzen liegen derzeit Mallorca, Leganés und Espanyol Barcelona. Leganés galt vor der Pause als erster Abstiegskandidat, da das Team im Winter zwei Stammspieler an Barcelona und Sevilla ziehen lassen musste. Im bislang letzten Spiel gab es aber einen Überraschungserfolg gegen Villarreal. Espanyol hat sich im Winter für viel Geld verstärkt, galt aber lange Zeit als abgeschlagen. Ein Sieg gegen Mallorca brachte neue Hoffnung - und den Mallorquinern einen Abstiegsplatz, den sie seit fünf Spieltagen belegen. Wichtig: In Spanien zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich. Den hat Real Mallorca durch ein 2:2 in der Hinrunde auswärts gegen Celta Vigo momentan gewonnen. Ein Punkt gegen Barça würde bei einer Niederlage der Galicier erst einmal reichen.