Es soll wohl einfach nicht sein. Seit Jahren versuchen Palmas Basketballer vergeblich, in die erste Liga aufzusteigen. Im Vorjahr fehlte dem Team in der letzten Minute im Play-off-Finale das Glück. Jetzt musste wegen der Pandemie die Saison abgebrochen werden. Die Krise hat den Verein hart erwischt. Präsident und Gründungsmitglied Guillem Boscana spricht im Interview über das neue Projekt.

Während die Fußballer in der zweiten Liga wieder randürfen, mussten die Zweitliga-Basketballer die Saison abbrechen. Ist das ein Fluch oder Segen?

Es ist die Realität. Nur die Sportarten, bei denen es um viel Geld geht, durften wieder ihre Arbeit aufnehmen. Das sind der Fußball, wo astronomische Summen im Umlauf sind, und die Play-offs in der ersten Basketballliga. Alle anderen Sportarten mussten aufhören. Das hat rein wirtschaftliche Gründe und nichts mit der Gesundheit zu tun. Natürlich hätten wir gern um den Aufstieg gespielt. Aber wir hätten es uns nicht leisten können. Im Etat waren Spielerverträge bis zum 3. Juni vorgesehen. Play-offs im Juli oder August hätte kein Team bezahlen können. Wir hätten von der Insel runtergemusst und einen Flug chartern müssen. Das kostet 50.000 Euro, die wir nicht haben.

Vergangene Saison sollte endlich der Aufstieg her. Ist der Zug nach der Krise nun abgefahren?

Wir konnten die Gelegenheit nicht nutzen. Aber das Leben und der Traum gehen weiter; in der 18er-Liga steigen zwei Teams auf. Die wirtschaftliche Situation und die Ziele sind derzeit jedoch andere. Da geht es erst einmal darum, den Basketball als Sport zu genießen. Schließlich kämpfen wir seit 38 Jahren darum, dass es immer wieder eine nächste Saison gibt.

Hat der Club genügend Geld, um einen Zweitligisten zu stellen?

Wir versuchen, das Unmögliche möglich zu machen. Unser Etat wird sich um 60 Prozent reduzieren. Wir hoffen, auf 500.000 Euro zu kommen. Derzeit steht es noch nicht fest, wann und unter welchen Bedingungen der Zweitliga-Basketball zurückkehrt. Die Frist für die Einschreibung der Clubs wurde um zwei Wochen verlängert und läuft bis zum 17. Juli. Wir werden bis zum letzten Tag warten und versuchen, Geld zusammenzukratzen. Offen ist noch die Zuschauerfrage. Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass die Vereine die Hälfte der Plätze füllen dürfen. Ohne Fans gibt es keinen Basketball.

Der Club heißt nun CB Imprenta Bahía San Agustín. Unter diesem Namen haben Sie ihn 1982 gegründet. Kramen Sie nun die alten Trikots wieder aus dem Schrank?

Der Name des Clubs war immer derselbe. Wie es im Basketball aber nun einmal so ist, fordern die Hauptsponsoren, dass die Mannschaft nach ihnen benannt wird. Der Vertrag mit „B the travel brand", nachdem das Team in der Vorsaison benannt war, läuft noch ein Jahr. Ávoris ist die Muttergesellschaft. Da das Reisegeschäft erst jetzt wieder anläuft, haben wir die Details der weiteren Zusammenarbeit noch nicht besprochen. Ávoris hat uns um Zeit für eine Entscheidung gebeten. (Anm. d. Red.: Mittlerweile wurde der Vertrag mit Ávoris aufgelöst) Wenn wir keinen Namensgeber finden, dann werden wir natürlich mit dem Namen des Clubs auflaufen. Ein Originaltrikot von damals ist immer dabei. Ein ehemaliger Spieler, der leider verstorben ist, hat mir sein Trikot geschenkt. In seinem Andenken nehme ich es immer zu den Heimspielen mit und hänge es auf seinen Sitz.

Trainer Félix Alonso musste trotz guter Leistungen gehen. Stimmt es, dass Sie ihn nicht mehr bezahlen konnten?

Da kamen mehrere Faktoren zusammen. Natürlich waren die wirtschaftlichen Bedingungen ein Grund. Er passte aber auch nicht in unser Anforderungsprofil für die kommende Saison, wo wir mit jungen, motivierten Spielern arbeiten wollen.

Mit Pepe Laso, Quique Fernández, Pau Tomàs und Alex Pérez gibt es nun gleich vier Trainer. Wie soll das gehen?

Pau Tomàs und Alex Pérez sind beide Cheftrainer. Das ist nicht das erste Mal, dass sich im Profi­sport zwei Trainer die Stelle teilen. Sie haben beide die gleichen Berechtigungen. Zu ihnen gesellen sich Pepe Laso und sein Assistent Quique Fernández. Ihr Aufgabenbereich liegt im Individualtraining mit den Spielern am Morgen und in der Unterstützung bei den Trainingseinheiten am Abend. Pepe Laso ist spanienweit als Experte bei der Förderung von Nachwuchstalenten bekannt. Er passt ideal in unser neues Projekt.

Zum Team stößt außerdem Igor Crespo, ­Berater von NBA-Spielern.

Er wird nicht für uns arbeiten, wir kooperieren aber mit ihm. Er soll uns gute Spieler vermitteln. Auch Pepe Laso wird von ihm beraten. Er hat in seiner Kartei viele namhafte Klienten wie Nikola Miroti?, Juancho Hernangómez oder Álex Abrines.

Erhoffen Sie sich dadurch namhafte Neuzugänge?

Dafür haben wir kein Geld. Wir fokussieren uns auf junge Talente, die eines Tages groß rauskommen wollen.

Derzeit haben Sie keinen einzigen Basketballer unter Vertrag... (Stand 25.6.20)

Das stimmt. Wir haben drei Spielern der vergangenen Saison einen neuen Vertrag ange­boten, einer davon - Kapitän Carles Bivià - hat ­bereits abgelehnt. Das ist verständlich, da wir sein Gehalt halbieren mussten.

In den vergangenen Jahren haben oft ausländische Spieler den Unterschied ausgemacht. Tun sich diese Spieler in der Krise die zweite spanische Liga noch an?

Im Vergleich zu den spanischen Talenten sind die jungen, ausländischen Spieler günstiger. Das hängt mit der Anzahl an Basketballern zusammen, da es in Europa oder den USA einen wesentlich größeren Markt als in Spanien gibt. Wir können jetzt aber auch nicht nur Ausländer einstellen, da die Liga uns vorschreibt, dass der halbe Kader aus Spanien oder der eigenen Jugendarbeit kommen muss. Es wird auf jeden Fall einen qualitativen Einbruch in der Liga geben. Da müssen wir die Rechnung der Krise bezahlen.