Die meisten Gegentore, Probleme beim Torabschluss und nur vier Punkte in sieben Spielen nach der Corona-Pause - Real Mallorca hat sich den Abstieg in die zweite Liga eigentlich redlich verdient. Dass dieser noch nicht erfolgt ist, liegt nur daran, dass die Konkurrenz ähnlich dürftige Leistungen zeigt. Vier Spieltage vor Saisonende trennen den Inselclub sechs Punkte vom rettenden Ufer. Das klingt zwar viel, dafür haben die Mallorquiner im Endspurt aber machbare Aufgaben, während ein anderes Kellerkind gegen die dicken Brocken ranmuss.

Nach der 0:3-Pleite gegen Atlético Madrid am Freitag (3.7.) konnte Real Mallorca erst einmal durchschnaufen. In den vergangenen drei Wochen musste der Inselclub sieben Mal spielen. Zwei Mal hat der Ligaverband die eigentlich geplante Mindestpause von 72 Stunden zwischen den Spielen bei den Mallorquinern nicht einhalten können. Die schwindenden Kräfte waren dem Team anzusehen. Zumal Trainer Vicente Moreno nicht dafür bekannt ist, in der Aufstellung zu rotieren, und es dem Kader an starken Ersatzspielern mangelt. Gegen die Madrilenen fehlten mit Stürmer Ante Budimir - mit zwölf Toren der beste Schütze des Teams und auf dem fünften Platz ligaweit - und Innenverteidiger Martin Valjent zwei Stammspieler gelbgesperrt. Atlético Madrid, das in diesem Jahr zwar nicht im Titelkampf mithalten konnte, hatte leichtes Spiel.

Neun Punkte sind locker drin

Zwischen dem Auswärtsspiel in Madrid und der Heimpartie an diesem Donnerstag (9.7., 19.30 Uhr) gegen Levante lagen sechs Tage. Das ist doppelt so viel Regenerationszeit wie bislang. Danach geht es wieder Schlag auf Schlag. Real Mallorca spielt die verbleibenden vier Spiele binnen elf Tagen. Die Mallorquiner müssen noch nach Sevilla und zum Saisonabschluss nach Pamplona reisen. Dazwischen empfangen sie Granada. In der Theorie sind für RCD Siege gegen Levante, Granada und Osasuna gut möglich, da alle drei Teams den Klassenerhalt sicher haben und es sich erlauben können, die Saison ausdümpeln zu lassen. Gegen den FC Sevilla, der noch um einen Platz in der Champions League spielt, muss wohl mit einer Niederlage gerechnet werden.

Der direkte Vergleich

Natürlich muss Mallorca die Spiele erst einmal gewinnen. Schließlich ist hier die Rede von einem Team, das in 34 Spielen 21 Mal verloren hat - mehr als alle anderen Mannschaften. Doch sollte der Inselclub die neun Zähler einfahren, hätte er 38 Punkte auf der Habenseite. Die Konkurrenz - Celta de Vigo, Eibar und Alavés - steht derzeit bei 35 und 36 Punkten. Während in Deutschland bei Punktgleichheit das Torverhältnis herangezogen wird, schauen die Spanier auf den direkten Vergleich. Den hat Mallorca gegen Eibar und Vigo gewonnen, aber blöderweise gegen Alavés verloren.

Doch die Basken haben ein knallhartes Restprogramm. Die Mannschaft aus Vitoria-Gasteiz muss gegen Real Madrid ran. Die Königlichen können mit einem Sieg den nächsten Schritt Richtung Meisterschaft machen. Danach geht es gegen Getafe, das mit einem Auge auf einen Champions-League-Platz schielt und mit dem anderen die Verfolger um die Europa League im Blick hat. Einzig gegen Real Betis kann sich Alavés wohl ernsthaft Punkte ausrechnen. Denn zum Saisonabschluss geht es gegen den FC Barcelona. Dass die Katalanen trotz wohl verlorener Meisterschaft das Spiel abschenken, ist unwahrscheinlich. Alavés ist ähnlich schlecht wie Mallorca aus der Corona-Pause gekommen und hat nur einen Sieg geholt. In sieben Spielen erzielten die Basken nur drei Tore. Ein Trainerwechsel soll es jetzt noch richten.

Holt Alavés höchstens drei Punkte aus den verbleibenden Spielen, zieht Mallorca bei drei Siegen vorbei. Holen die Basken vier Punkte, sieht es bei den Mallorquinern düster aus. Denn sowohl Vigo als auch Eibar haben ähnlich einfache Restprogramme wie der Inselclub und dürften die nötigen Punkte zum Klassenerhalt einfahren. Im unglücklichsten aller Fälle kann Real Mallorca bereits nach dem Auswärtsspiel gegen Sevilla am Sonntag (12.7., 22 Uhr) absteigen.

Bis dahin stehen die anderen beiden Absteiger wohl fest. Espanyol Barcelona hat als Tabellenletzter bereits jetzt elf Punkte Rückstand und somit nur noch theoretische Chancen auf ein weiteres Jahr in der Primera División. Leganés hat einen Punkt weniger als Real Mallorca und durch einen Sieg im Kellerduell gegen Espanyol neue Hoffnung geschöpft. Doch ein Endspurt des Teams aus der Vorstadt von Madrid ist angesichts der bisherigen Leistungen und des Restprogramms unwahrscheinlich.

Kubo ist der Schlüssel

Sollte Real Mallorca das Wunder schaffen, hat der japanische Wirbelwind Takefusa Kubo einen großen Anteil daran. Der 19-Jährige hat sich in den vergangenen Wochen zum Anführer der Mannschaft entwickelt. Fast alle Ideen in der Offensive kommen vom Japaner. Während der Mittelfeldspieler bei seinem Debüt in der Primera División in der Hinrunde zuweilen noch etwas schüchtern wirkte, schnappt er sich nun selbstbewusst den Ball, auch wenn nicht immer alles klappt.

Durch seine starken Leistungen hat sich Kubo auf den Wunschzettel vieler europäischer Clubs gespielt. Der Japaner muss nach der Saison zu Real Madrid zurück, wo er aber (noch) keine Zukunft hat. Die Madrilenen planen, ihn in der kommenden Spielzeit erneut auszuleihen. Dem italienischen Club AC Mailand und Ligakonkurrenten Real Sociedad aus San Sebastián wird das größte Interesse nachgesagt. Kubo könnte einen ähnlichen Weg wie Marco Asensio gehen. Der Mallorquiner debütierte auf der Insel, schaffte in einer Leihe zu Espanyol Barcelona den Durchbruch in der ersten Liga und wurde letztlich zum festen Kaderbestandteil der Königlichen.

Der Klassenerhalt könnte den Lebenslauf von Kubo verschönern. Den ersten Schritt zum Wunder kann RCD gegen Levante im Visit Mallorca Estadi machen.