Ein Strandbesuch ist eine tolle Sache. Doch auf die Dauer kann das Rumgammeln am Meer langweilig werden. Für Abwechslung sorgt eine Runde auf dem Stand-up-Paddle (SUP). Immer öfter gleiten die Insulaner mit den Brettern über das Wasser. „Das ist mehr als ein Trend", sagt Andreas Wilhelm vom „SUP Center Mallorca" in Portocolom. „Es hat das Zeug zum Volkssport. Das Paddeln hat mittlerweile die breite Masse erreicht." Das hängt damit zusammen, dass es die Sportgeräte im Discounter bereits ab 250 Euro gibt. „Die Spanier kaufen derzeit Decathlon leer", sagt Andreas Wilhelm. Anfänger sollten mit dem Kauf jedoch etwas warten.

Am Anfang ausleihen

„Der Lernfortschritt beim SUP ist rasant. Nach einem Monat kann man sich schon als Fortgeschrittener bezeichnen", sagt Rubén Salvador vom „El Niño Surf Center" in Can Pastilla. Bei ruhigem Meer und wenig Wind finden Anfänger nach wenigen Minuten das Gleichgewicht auf den Brettern. Wer das Paddeln lernt, sollte sich für den Anfang daher ein paar Mal ein SUP ausleihen. „Wir haben 60 unterschiedliche Typen im Angebot - je nach Gewicht des Paddlers und seines Leistungsstandes", sagt Salvador. Leihanbieter gibt es an vielen Stränden. „Die Preise auf der Insel schwanken zwischen zehn und 20 Euro pro Stunde", sagt Wilhelm. Beim „SUP Center Mallorca" kostet die Stunde 20 Euro, vier Stunden 35 Euro. Beim „El Niño Surf Center" sind es zehn Euro, eine Zehnerkarte für zehn einzelne Stunden gibt es für 70 Euro.

Wer nicht allein ins Wasser fallen will oder in der Gruppe Spaß haben möchte, kann sich auch ein Big-SUP ausleihen. Auf dem großen Brett haben bis zu acht Personen Platz. Die Stunde kostet im Port Calanova 60 Euro (unabhängig von der Personenanzahl).

Günstig vs. teuer

Nachdem die ersten Ausflüge auf dem Meer überstanden sind, hat man eventuell schon erste Präferenzen, auf welchem SUP man sich wohlfühlt und kann einen Kauf abwägen. Im Online-Versand gibt es Komplettpakete für die aufblasbaren Bretter, die Paddel, Luftpumpe und Tragetasche beinhalten. Im Fachgeschäft können die SUPs bis zu 1.800 Euro kosten. Für Profis, die Rennen fahren, gibt es Raceboards. „Die kosten um die 3.500 Euro", sagt Andreas Wilhelm. „Wie beim Radsport ist die Grenze nach oben aber offen."

Der Rucksack mit dem SUP hat zwar mit etwa 14 Kilogramm ein ordentliches Gewicht, ist dafür aber handlich und einfach im Schrank oder Kofferraum verstaubar. Der Aufbau ist unkompliziert. Das Brett wird wie eine Luftmatratze aufgeblasen. Die Finnen und die Sicherheitsleine, die beim Paddeln an den Fuß gemacht wird, werden angebracht, das Paddel zusammengesteckt. Alles in allem ist das ein Vorgang von fünf Minuten. Etwas nerviger ist der Abbau, wenn die Luft rausgelassen werden muss. Auch die Reinigung ist ohne die Strandduschen derzeit schwierig.

„Die billigen Komplettpakete sind für Einsteiger eine gute Sache. Man sollte aber nicht erwarten, dass das Brett ewig hält", sagt Salvador, der die Lebensdauer der Discounter-SUPs auf sechs bis zwölf Monate schätzt. „Der Kleber, der das Material zusammenhält, macht den Unterschied aus. Wer schon mal mit einem Föhn einen Aufkleber abgelöst hat, weiß, wie einfach das geht. Nun stelle man sich einen billigen Kleber und die Mallorca-Hitze vor. Im schlimmsten Fall platzt das Brett wie ein Knaller auf."

Beim SUP-Kauf spielt auch das Gewicht eine zentrale Rolle. „Man sollte einen Puffer von 20 bis 30 Kilogramm zwischen dem eigenen Körpergewicht und dem angegebenen Maximalgewicht einkalkulieren, damit die Stabilität beim Paddeln gewährleistet ist", rät Wilhelm. Eine Alternative, ein hochwertiges SUP günstig zu bekommen, ist der Kauf eines gebrauchten Bretts. Diese kosten im „SUP Center Mallorca" um die 650 Euro. Rubén Salvador empfiehlt ein SUP der Marke „Starboard" für 699 Euro. „Das ist das derzeit beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem kommt das SUP ohne Kleber aus."

Wind und Wellen

Eine Schwimmweste ist beim Paddeln auf Mallorca nicht vorgeschrieben. Anfänger sollten aber in Küstennähe bleiben und nicht bei ablandigem Wind lospaddeln. Ein Blick auf die Wettervorhersage ist Pflicht, da Wind und Wellen einen Ausflug ruinieren können. „Viele Anfänger verlieren die Lust, wenn sie nicht stehen können und nur kniend paddeln", sagt Wilhelm, der die Wetterapp „Windfinder" nutzt. „Zeigt diese höchstens 20 Zentimeter hohe Wellen an, können auch ungeübte Paddler fahren." Um alle Funktionen der App zu nutzen, müssen zehn Euro im Jahr bezahlt werden. Rubén Salvador verlässt sich auf die kostenlosen Websites windguru.cz und windy.com sowie auf einen Blick auf die Livecams. Mit den Kameras der MZ haben Sie etliche Strände im Blick.

Ebenso empfehlenswert: früh aufstehen. „Zwischen 7 und 10 Uhr morgens ist die beste Zeit zum Paddeln", sagt Wilhelm. Das bestätigt auch sein spanischer Kollege. „Zwischen 12 und 18 Uhr ist es oft windig auf Mallorca."

Den richtigen Platz finden

Uneinig sind sich die Experten über das perfekte Paddel-Revier. „Als Insel scheint Mallorca prädestiniert für das SUP zu sein. Das ist aber ein Trugschluss. Es ist schwierig, einen geeigneten Ort zu finden", sagt Andreas Wilhelm und empfiehlt Portocolom, Pollença und Son Serra de Marina. Rubén Salvador meint, dass es viele schöne Plätze gibt. „Wer einfach nur im Meer paddeln will, ist in Can Pastilla gut aufgehoben. Schön ist die Cala Santanyí, da man dort schnell in den Höhlen ist. Für Fortgeschrittene ist S?Estanyol gut."