Neben Innenverteidiger Antonio Raíllo ist Flügelspieler Lago Júnior der einzige verbliebene Fußballer von Real Mallorca, der die Achterbahnfahrt mit zwei Auf- und Abstiegen in den vergangenen Jahren mitgemacht hat. Der 29-Jährige von der Elfenbeinküste geht in seine sechste Saison beim nun wieder Zweitligisten. Lange Zeit war der sympathische Angreifer Stammspieler. Zum Saisonendspurt fand er sich meist auf der Bank wieder. Im einwöchigen Trainingslager ab Dienstag (25.8.) in Murcia kann er sich beim neuen Trainer Luis García Plaza für die erste Elf empfehlen. Dort bestreitet das Team alle drei Testspiele, die vor dem geplanten Ligastart am 12. September anstehen. RCD testet gegen Erstligist Levante (27.8.) sowie gegen die Zweitligisten Tenerife (30.8.) und Cartagena (1.9.).

Wie verlief der Start unter dem neuen Trainer?

Gut. Wir haben bis vergangenen Freitag individuell trainiert. Daher habe ich einige meiner Mitspieler bislang noch nicht zu Gesicht bekommen. Jetzt langsam steigen wir ins Training in der Gruppe ein.

Ihr Mitspieler Stoichkov wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Wie gehen Sie damit um?

Letztlich erschreckt man sich. Man kommt aus dem Urlaub, und alle haben aufgepasst, dass sie sich nicht anstecken. Und dennoch ist das Virus überall. Auch wenn wir uns testen lassen, können wir nie zu 100 Prozent sicher sein. Bei jedem Gang zum Supermarkt können wir uns anstecken. Vor allem wenn man Kinder hat. Dann weiß man, dass die Kleinen alles anfassen. Ein positiver Test bedeutet für einen Fußballer 15 Tage Pause. Gerade jetzt in der Vorbereitung wirft das einen stark zurück.

Welchen Eindruck haben Sie vom neuen Trainer?

Er hat einen starken Charakter. Wenn ihm etwas nicht passt, spricht er es sofort an. Uns hat er gesagt, dass für ihn vier Dinge wichtig sind: der Respekt untereinander, Pünktlichkeit, der Arbeitswille und Bescheidenheit.

Bei seiner ersten Pressekonferenz meinte er, dass das Wort „Aufstieg" verboten sei.

Das hat er auch gegenüber dem Team wiederholt, und ich kann ihn verstehen. Die zweite Liga ist ein hartes Pflaster. Der Tabellenletzte schlägt gern mal den Ersten mit 3:0. Die Clubs, die vor Saisonbeginn groß vom Aufstieg gesprochen haben, finden sich oft im Abstiegskampf wieder. Uns ist klar, dass wir als Erstliga­absteiger in die Favoritenrolle gezwängt werden. Wir müssen mit dem Druck umgehen können.

Viele Ihrer Mitspieler kämpfen um einen Platz im Team. Sind Sie sich sicher, dass Sie bei Real Mallorca bleiben?

Im Leben ist nichts sicher. Aber ich habe noch drei Jahre Vertrag. Ich bin glücklich, dass ich hier die Vorbereitung machen kann und fühle mich beim Verein wohl.

Sorgen Sie sich, dass der Verein Stammspieler wie Budimir, Valjent oder Baba an Erstligisten abgeben muss?

Für den Club wäre es wichtig, wenn sie blieben. Aber ich wünsche den Spielern nur das Beste. Wenn sie weiter die Primera División genießen können, sollte ihnen der Verein keine Steine in den Weg legen. Solche Gelegenheiten sind manchmal einzigartig.

Real Mallorca ist nach einem Jahr in der ersten Liga wieder abgestiegen. Warum hat es mit dem Klassenerhalt nicht geklappt?

Uns hat einfach die Qualität gefehlt. Wenn man unsere Mannschaft mit den anderen verglichen hat, waren die anderen von den Namen her immer überlegen. Am Anfang konnten wir in allen Spielen noch mithalten. Nach der Corona-Pause hatten wir das Pech, dass wir alle drei Tage ranmussten. Es kam der Moment, an dem wir einfach nicht mehr konnten. Wir waren müde, und wenn ein Spieler gesperrt fehlte, gab der Kader keinen gleichwertigen Ersatz her.

Sie haben mit einem Traumtor für den Sieg gegen Real Madrid gesorgt. Danach saßen Sie weite Strecken der Saison auf der Bank.

Seit 2012 habe ich nicht mehr so viel Zeit auf der Bank verbracht. Das wird wohl seine Gründe gehabt haben. Irgendetwas habe ich falsch gemacht. Es ist wie im Leben. Man kann nicht immer in einer super Verfassung sein. Das macht mich traurig, denn ich hatte große Lust, mich in der ersten Liga zu beweisen, und dann spiele ich so eine bescheidene Saison. Das muss ich nun abhaken und es in der nächsten Spielzeit besser machen.

Haben Sie Verständnis dafür, dass die Fans sauer über den Abgang von Ex-Trainer Vicente Moreno sind?

Ja, das verstehe ich. Niemand hatte erwartet, dass er so den Verein verlässt. Auch ich bin überrascht. Wenn man ihm aber zuhört, kann man seine Gründe verstehen. Nach den zwei Aufstiegen und dem Abstieg war er müde und wollte eine andere Herausforderung. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hatte seine Entscheidung schon länger getroffen. Auch wenn wir den Klassenerhalt geschafft hätten, wäre er weg gewesen. Das hatte keine finanziellen Gründe, sondern rein persönliche.

Die Liga startet in weniger als einem Monat. Dabei laufen noch die Play-offs der vergangenen Saison.

Da frage ich mich, wie viel Urlaub die Spieler der Play-off-Teams bekommen sollen. Zumal noch nicht feststeht, wie viele Mannschaften in der Liga spielen werden. Zum Glück können wir uns auf das Training konzentrieren.

Sie beziehen sich darauf, dass La Coruña sportlich abgestiegen ist, nun aber versucht, den Klassenerhalt gerichtlich einzuklagen.

Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Die haben sich den Abstieg verdient.