Real Mallorca hat vergessen, aus dem Fahrstuhl auszusteigen. Vier Mal wechselten die Mallorquiner in den vergangenen Jahren die Liga. Geht es nach den Verantwortlichen, ist damit noch nicht Schluss. Nachdem der Inselclub mal wieder in der ungeliebten zweiten Liga spielt, soll es schnellstmöglich zurück in die Primera División gehen. Als Absteiger zählt Real Mallorca zu den Favoriten. Den Auftakt bildet ein Heimspiel am Sonntag im Visit Mallorca Estadi gegen Rayo Vallecano (13.9., 16 Uhr, Zuschauer sind nicht erlaubt) .

Der Trainer

Der neue Trainer Luis García Plaza hatte im Trainingslager in Murcia Zeit, sich einen Überblick über die Mannschaft zu verschaffen. „Die Spieler arbeiten so, wie ich das möchte. Sie haben Lust darauf, meine Ideen umzusetzen. Wir wollen schneller in die Spitze spielen", sagte der Trainer. Das System des 47-Jährigen ist bereits zu erkennen. Unter Vicente Moreno spielten die Mallorquiner eher vorsichtig. Die ­Devise war, die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen und in der Defensive sicher zu stehen. García Plaza setzt auf einen überfallartigen Fußball, den man von Teams wie RB Leipzig oder dem FC Liverpool kennt. Die Spieler attackieren den Gegner früh und erzwingen so Ballverluste. Mit dem Ball geht es schnellstmöglich vor das gegnerische Tor. Das eröffnet dem Gegner aber auch viele Räume hinter den angreifenden Mallorquinern. Im Prinzip spricht vieles dafür, dass die Mallorca-Spiele künftig unterhaltsam und torreich werden.

Der Trainer ist auch sonst zufrieden mit der Vorbereitung. „Es hat sich niemand verletzt, das ist wichtig." In den vier Testspielen verloren die Mallorquiner gegen den Erstligisten Levante mit 1:2, gewannen aber die Duelle gegen die Ligakonkurrenten Tenerife, Castellón und Lugo, ohne ein Gegentor zu kassieren.

Die Mannschaft

„Es müssen noch Leute kommen", sagt der Trainer deutlich. Der spanische Transfermarkt ist auch nach Saisonstart noch bis Anfang Oktober geöffnet. Bislang halten sich die Teams zurück. Erst am Mittwoch (9.9.) konnte Real Mallorca mit Brian Oliván einen Neuzugang präsentieren. Der 26-jährige Linksverteidiger kommt vom FC Cádiz. Im derzeit viel zu ­großen Kader gibt es mehrere Spieler, denen der Verein bereits klargemacht hat, dass sie in der kommenden Saison keine Rolle spielen. Hinzu kommen die Spieler, die das Interesse von Erstligisten auf sich gezogen haben. Das sind in erster Linie Stürmer Ante Budimir, der sich schon mit Valladolid einig sein soll, und

Mittelfeldspieler Stoichkov.

Wahrscheinlich wird García Plaza Nachwuchsspielern eine größere Rolle zutrauen. Der 15-Jährige Luka Romero durfte in allen Testspielen ran, in zweien von Beginn an. Links hinten war der 19-Jährige Iván Bravo konkurrenzlos. Durch seinen Siegtreffer im Test gegen Lugo hat er seine Stammplatzambitionen untermauert. Neben Oliván bekommt er wohl durch Braian Cufré Konkurrenz. Der Transfer des Argentiniers gilt als sicher.

Die Finanzen

Es wird wohl in den kommenden Wochen noch viel mehr Bewegung im Team geben. Der Verein kann sich den derzeitigen Kader, der zu großen Teilen identisch mit der Erstligamannschaft des Vorjahres ist, schlicht nicht leisten. Die spanische Liga gibt - anders als in Deutschland - den Vereinen eine individuelle Obergrenze beim Etat vor, damit die Teams nicht über ihre Verhältnisse wirtschaften. In der vergangenen Saison hatte Real Mallorca 30 Millionen Euro zur Verfügung. In der zweiten Liga wird es nun etwas mehr als die Hälfte sein. In der Regel sehen die Verträge von Fußballern eine Gehaltskürzung im ­Abstiegsfall vor. Es ist fraglich, ob diese ausreicht, um die Stars im Team bezahlen zu können.

Eine andere Frage ist, ob es die US-amerikanische Eigentümergemeinschaft überhaupt will. In der abgelaufenen Saison ­haben die Besitzer um Robert Sarver, Andy Kohlberg und Steve Nash darauf verzichtet, größere Summen in das Team zu stecken und ein Investment für den Klassenerhalt zu machen. Insidern zufolge ist auch jetzt die Ansage, dass der Verein auf dem Transfermarkt möglichst viel Geld einnehmen soll. Gut möglich, dass die US-Amerikaner etwas das Interesse am Zweitligisten verloren ­haben. Der ehemalige NBA-Profi Steve Nash soll der größte Fürsprecher für den Kauf des Fußballclubs gewesen sein. Der Kanadier hat jedoch in der vergangenen Woche einen Vier-Jahres-Vertrag beim NBA-Team ­Brooklyn Nets als Cheftrainer unterzeichnet. Zeit für die in der Vergangenheit häufigen Mallorca-Besuche bleibt da kaum.

Die Konkurrenz

Die zweite Liga gilt als ausgeglichen. „Bis auf fünf, sechs Teams, die von sich behaupten, dass sie gegen den Abstieg spielen, wollen alle anderen aufsteigen", sagt García Plaza. Den höchsten Etat wird Espanyol Barcelona haben, wo Ex-RCD-Trainer Vicente Moreno das Sagen hat. Wie bei den Mallorquinern gab es auch bei den Katalanen kaum Zu- oder Abgänge. Als dritter Absteiger zählt auch ­Leganés zu den Aufstiegsfavoriten. Nicht zu unterschätzen sind auch die langjährigen Erstligisten Rayo Vallecano, Malága und Las Palmas. Ebenfalls stets ambitioniert: der FC Girona. Der Club ­gehört derselben Holding, die auch Manchester City kontrolliert, und ist entsprechend ­finanzstark.

Die Zuschauer

Während in den deutschen Stadien teilweise wieder Fans zugelassen werden, bleiben die Arenen in Spanien leer. Daran ändert sich in naher Zukunft wohl auch nichts. Dennoch verkauft Real Mallorca schon fleißig Dauerkarten. Das Interesse an den Tickets ist groß. Mehr als 11.000 Mitglieder - in Spanien ist die Mitgliedschaft mit der Dauerkarte verbunden - hat der Verein schon angeworben. Die neue Dauer­karte kostet für einen Erwachsenen zwischen 140 und 395 Euro. Bis Zuschauer zugelassen werden, muss nur eine Anzahlung in Höhe von 25 Prozent getätigt werden.