Mannschaftssport ist in diesem Jahr bisher kaum möglich gewesen. Körperkontakt vermeiden, ist die Devise. Gute Zeiten für Golf, sollte man meinen. Schließlich ist der kontaktlose Sport bestens geeignet, alle Corona-Anforderungen zu erfüllen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn die meisten Clubs leiden daran, dass die Spielerzahlen eingebrochen sind. Dementsprechend macht es einen großen Unterschied, ob man mit Verantwortlichen des balearischen Golfverbandes spricht - oder mit Club-Direktoren, die in diesen Zeiten mit mindestens einem Auge etwas ängstlich auf die wirtschaftliche Bilanz schielen.

Ricardo Moralejo, der Geschäftsführer des balearischen Golfverbandes, hat dieses Problem weniger. Er berichtet der MZ vor allem von den neuen Sicherheitsmaßnahmen, die im Zuge der Pandemie auch auf den Golfplätzen Einzug gehalten haben, nachdem die Greens zwischenzeitlich ebenfalls mehrere Monate bis Mai geschlossen waren. „Bis Anfang Juli mussten wir die Turniere absagen, und das waren einige", sagt Moralejo. Seither habe der Verband ein hohes Tempo vorgelegt und die meisten der ausgefallenen Wettkämpfe nachgeholt. An Nachfrage mangele es nicht. „Man merkt, dass die Leute nach den Monaten ohne Golf wieder danach dürsten." Obwohl der Turnierkalender in den vergangenen Wochen kaum Lücken aufwies, seien die Teilnehmerzahlen sehr zufriedenstellend gewesen.

Viele Vorsichtsmaßnahmen

Zwar sind die Sicherheitsabstände auf dem Green nicht das Problem, dennoch hat sich auch beim Golf durch die Pandemie einiges verändert. So sind wegen der Infektionsgefahr die Sitzbänke abgeklebt, es gibt derzeit keine Waschanlage für die Golfbälle und keine kleinen Harken, um den Sand im Bunker nach dem Spielen wieder glatt zu kehren. „Das müssen die Spieler jetzt mit den Füßen oder mit dem Schläger übernehmen", sagt Moralejo. Für die Löcher haben sich die Golfplätze zwei Methoden überlegt, wie die Spieler die Bälle herausholen können, ohne mit der Hand hineinzufassen. Eine Möglichkeit ist, im Loch einen zweiten Boden einzuziehen, wodurch der Ball nicht so tief fällt und man ihn einfach mit dem Schläger wieder herausholen kann. Etwas elaborierter ist ein System, das ebenfalls häufig genutzt wird. Dabei werden an der Fahne zwei Scheiben im Durchmesser der Größe des Lochs angebracht, die sich auf und ab bewegen lassen. Die obere Scheibe befindet sich dabei oberhalb des Loches, die untere im Loch. Liegt der Ball im Loch, muss der Spieler die obere Scheibe lediglich mit dem Schläger anheben. Dadurch hebt sich auch die untere Scheibe und lässt den Ball aufs Green rollen.

Es gibt Desinfektionsspender, und der Mund-Nasen-Schutz ist bis zu dem Moment vorgeschrieben, in dem man sein Spiel beginnt. Die Golfplatzfahrzeuge werden, wenn möglich, nur mit einer Person besetzt, außer man stammt aus demselben Haushalt. Bei zwei Insassen aus unterschiedlichen Haushalten muss die Maske aufbleiben. Der Verband verzichtet auf Preisverleihungen im Rahmen feierlicher Essen, wie es sonst Usus ist. Die Golfer müssen zudem ein Formular ausfüllen, in dem sie versichern, keine Covid-19-kompatiblen Symptome zu haben, bevor sie sich auf den Platz begeben. „Manche Clubs messen die Temperatur der Spieler", sagt Moralejo. Ein negativer PCR-Test wird derzeit nicht verlangt.

Die Mitgliederzahl des Golfverbandes ist nahezu gleich geblieben. Der Präsident des Verbandes, Bernardino Jaume, spricht sogar von einem leichten Anstieg, obwohl es keine Ermäßigung des Mitgliedsbeitrages gab. „Wir haben rund 7.000 Mitglieder, von denen 30 Prozent Ausländer sind", sagt Geschäftsführer Moralejo. Der Haken: Viele von ihnen leben nicht das ganze Jahr auf der Insel und konnten deshalb 2020 bisher noch kaum spielen. Zudem fallen die Urlauber fast komplett weg.

Große Umsatzeinbußen

Was für den Verband ein Ärgernis ist, ist für die Clubs eine wirtschaftliche Katastrophe, wie etwa der Direktor von Golf de Alcanada, Kristoff Both, der MZ berichtet. „Neun von zehn Golfplätzen auf der Insel leben nur zu einem kleinen Teil von den Jahresmitgliedern, die hier vor Ort leben." Die Einheimischen hätten den Clubs zwar auch in der Pandemie die Treue gehalten, aber sie allein können die Plätze nicht am Leben halten. „Die Clubs haben in diesem Jahr flächendeckend Rückgänge von über 50 Prozent zu verzeichnen", sagt Both. Deutlich stärker schätzt Luis Nigorra, der Präsident der Vereinigung der Golfplätze auf Mallorca, den Einbruch des Geschäfts ein. „Ich gehe von 70 bis 80 Prozent weniger Einnahmen in diesem Jahr für die Clubs aus." Auf seinen beiden Plätzen in Bendinat und Santa Ponça registriert er 15 bis 25 Prozent der Nachfrage, die um diese Zeit normal wäre.

Der Lockdown im März kam für die Golfclubs zur Unzeit, nämlich genau, als die Saison starten sollte. „Wir haben zwei Saisons im Jahr, eine von März bis etwa Juni, und die andere von Mitte September bis Mitte November. Und beide werden in diesem Jahr zu einem großen Teil wegfallen", sagt Both. Zwischen März und Mitte Mai waren die Plätze aufgrund des Alarmzustandes ohnehin komplett geschlossen. Jetzt, so Both, haben bis auf zwei Clubs alle wieder geöffnet. „Natürlich haben auch wir Kurzarbeit eingeführt, aber es ist für die meisten Clubs keine Option, die Plätze zu schließen. Sie müssen ja weitergepflegt werden."

Einen Grundstock an Mitarbeitern muss also jeder Club weiterbeschäftigen. „Und dann können wir auch öffnen, auch wenn kaum jemand kommt." Nigorra allerdings berichtet, dass auf dem spanischen Festland bereits

einige Plätze zumindest für dieses Jahr die Pforten dichtgemacht haben.

Strikte Sparprogramme

Die meisten Besitzer der Insel-Golfplätze, ob nun Firmen oder wohlhabende Familien, dürften wohl über finanzielle Reserven verfügen, so Both. „Aber Spaß macht es den Geldgebern zurzeit nicht." Beim Club in Alcanada etwa werde es ein striktes Sparprogamm geben, und damit sei man sicher nicht allein.

Investitionen würden in den Clubs wohl erst einmal hintan gestellt, sagt Both. Luis Nigorra kritisiert, dass Golf in Spanien steuerlich in den Bereich Sport fällt und nicht unter die Tourismusindustrie. „Sonst könnten wir in den Genuss des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von zehn Prozent kommen."

Both sieht zumindest für die kommende Frühjahrssaison noch schwarz. „Wir hoffen, dass wir vielleicht im Herbst 2021 wieder so etwas wie Normalität haben", sagt er. Dafür dürfe es aber keine dritten oder vierten Wellen der Pandemie geben - samt Reisewarnungen und Quarantäneauflagen. Luis Nigorra hofft darauf, dass es gelingt, mit den wichtigsten Quellmärkten der Inseln sichere Reisekorridore einzurichten. „Und wenn dann noch schnellere und zuverlässigere Tests auf den Markt kommen, könnte es vielleicht nächstes Jahr schon wieder einigermaßen laufen", sagt er.