Ein gültiger Vertrag eines Spielers hat in der heutigen Fußball-Branche kaum noch Bedeutung. Fragen Sie mal bei Borussia Dortmund nach: Der Club musste mit Aubameyang (FC Arsenal) und Dembélé (FC Barcelona) zwei Stürmer gegen seinen Willen abgeben. Die Fußballer sind einfach nicht mehr zum Training gekommen und haben sich rausgestreikt. RCD-Stürmer Ante Budimir hat zwar noch den Anstand, physisch zum Training zu erscheinen. Doch mit dem Kopf ist er längst woanders. Real Mallorca sitzt in der Zwickmühle: Soll der Verein den Kroaten unter Wert verkaufen oder die Aufstiegshoffnung in einen lustlosen Angreifer setzen? Eine Lösung muss her.

Eigentlich war die Liaison zwischen dem 29-Jährigen und dem Inselclub bislang für beide Seiten nur von Erfolg geprägt. 2014 war Budimir aus seiner Heimat zu St. Pauli gewechselt. Die Ablöse in Höhe von einer Million Euro war für einen deutschen Zweitligisten damals stattlich. Ein Tor gelang dem Stürmer nicht, er galt als Megaflop. Ein Jahr später zog es ihn weiter nach Italien, wo der „Schwan von Zenica", wie die Fans den Spieler tauften, langsam auftrumpfte. Nachhaltig in der ersten Liga konnte er sich aber nicht durchsetzen. Der damalige Zweitligist Crotone legte dem Kroaten daher auch keine Steine in den Weg und verlieh ihn auf die Insel.

Mit fünf Toren in der Rückrunde der Saison 2018/2019 leistete der Angreifer seinen Anteil zum Aufstieg. Die Fans schlossen ihn schnell ins Herz. Budimir überzeugte mit Einsatz auf dem Platz und zeigte sich stets umgänglich. Real Mallorca hatte endlich „un nueve con gol", wie die Spanier sagen - einen echten Torjäger. Der Club zögerte deshalb nicht lange und legte 2,2 Millionen Euro auf den Tisch, um Budimir komplett an den Verein zu binden. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2023.

Durch die 13 Tore in der vergangenen Saison in der Primera División hat Budimir endlich den Durchbruch geschafft. In normalen Jahren wäre er wohl längst schon gewechselt. Ein Erstligist hätte die Ausstiegsklausel, die bei spanischen Fußballern gesetzlich vorgeschrieben ist, gezogen und Real Mallorca hätte dies nicht verhindern können. Doch durch die Finanzkrise müssen die Clubs haushalten und zeigen sich derzeit knausrig. Real Mallorca schweigt bezüglich der Höhe der Ausstiegsklausel. Einige Medien vermuten 15 Millionen Euro, was dem Marktwert beim Online-Portal transfermarkt.de entspricht, andere behaupten, dass sich der Wert durch den Abstieg halbiert hätte.

Klarheit herrscht jedoch darüber, dass kein Verein die Klausel zahlen möchte. Valladolid soll vier Millionen Euro geboten haben. Der Erstligist und der Kroate haben sich vermutlich bereits auf einen neuen Vertrag geeinigt. Damit dieser nicht durch eine Verletzung platzt, hält sich der Einsatz von Budimir bei seinem derzeitigen Arbeitgeber in Grenzen. Die Vorbereitung verpasste er fast komplett mit muskulären Problemen. Kritiker behaupten, dass diese nur vorgetäuscht waren. Denn für die Reise zur Nationalmannschaft - Budimir wurde erstmals nominiert, spielte aber nicht - war er plötzlich fit.

„Ich will eigentlich auf ihn setzen", sagte RCD-Trainer Luis García Plaza nach der Auftaktpleite gegen Rayo Vallecano. „Doch ich merke, dass es ihm schwerfällt, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren." Budimir kam in der zweiten Hälfte 35 Minuten zum Einsatz, schlich größtenteils aber nur über den Platz. „Manchmal ist es gar nicht die Schuld des Spielers", sagte der Trainer. „Die zwei Clubs können sich nicht einigen und das verwirrt im Endeffekt den Fußballer. Man hat mir gesagt, dass das Angebot von Valladolid zu schlecht war. Nun liegt es an ihnen, dem

Spieler zu sagen, dass sie ihn sich nicht leisten können."

Bei der Auswärtspartie gegen Espanyol Barcelona verzichtete García Plaza gänzlich auf den Stürmer. Beim torlosen Unentschieden hätte er die Dienste des Kroaten gut gebrauchen können. Dass sich der Stürmer durchaus noch motivieren kann, ist im Training zu sehen. Nicht für Real Mallorca aber. An einem eigentlich trainingsfreien Tag erschien Budimir auf dem Platz, um sich für die anstehenden Länderspiele vorzubereiten. Der Stürmer scheint den Abschied von der Insel trotz der Hürden schon beschlossen zu haben. In sozialen Netzwerken kursiert das Gerücht, dass Budimir schon beim Kauf von Umzugskisten gesehen wurde.

Eine schnelle Wende im Poker ist derzeit dennoch nicht in Sicht. Spätestens am 5. Oktober, wenn das Transferfenster schließt, herrscht Klarheit. Budimir ist gut damit beraten, das Versteckspiel zu beenden. Einerseits bieten seine schwachen Auftritte derzeit keinen Anlass, den vollen Preis zu zahlen. Mal schauen, ob der Kroate in den Kader für das Heimspiel am Sonntag (27.9.) gegen Sabadell zurückkehrt.