Das Team von Rennfahrer Joan Mir dürfte den Champagner wohl schon kalt stellen. Es muss ziemlich viel schieflaufen, damit der mallorquinische Motorradfahrer den MotoGP-Titel in dieser Saison noch verpasst. „Das Coronavirus ist derzeit wohl mein größter Gegner", sagt der 23-Jährige. Mit einem Sieg am Sonntag (15.11.) beim Großen Preis in Valencia ist der Suzuki-Pilot sicher Weltmeister. Je nach dem Abschneiden der Konkurrenz könnte auch eine schlechtere Platzierung reichen.

Bereits am vergangenen Sonntag gastierte der Rennzirkus in Valencia. Joan Mir konnte dort seinen ersten Sieg überhaupt in der Königsklasse des Motorradsports holen. Der Mallorquiner setzte sich knapp vor Teamkollege Alex Rins durch, der auch in der Gesamtwertung sein erster Verfolger ist. Mir liegt mit 162 Punkten vorne, Rins mit 37 Punkten Rückstand dahinter. Den zweiten Platz teilt sich der Katalane mit dem Franzosen Fabio Quartararo, der punktgleich ist. Nach Valencia steht noch das Finale in Portugal am Wochenende darauf an. Läuft alles nach Plan, ist das dann nur noch eine Ehrenrunde für den Mallorquiner.

Der Sieger bei einem MotoGP-Rennen erhält 25 Punkte. Bis zum 14. Platz gibt es gestaffelt Zähler. Kommt Mir in Valencia unter den ersten drei ins Ziel, ist er sicher Weltmeister. Wird der Mallorquiner Vierter, droht ihm im schlimmsten Fall eine Punktgleichheit. Dann entscheidet die Anzahl an Rennsiegen, bei welcher Mir verlieren würde.

Gemessen an der Form dürfte der 23-Jährige nicht auf die Hilfe der Konkurrenz angewiesen sein. Mir holte sechs Podiumsplätze bei den vergangenen sieben Rennen. „Ich bin ein ziemlicher Dickschädel. Das hilft mir dabei, die Ruhe zu bewahren, wenn etwas auf dem Spiel steht. Ich lasse mich nicht von negativen Gedanken beeinflussen und konzentriere mich nur darauf, schnell zu sein", sagte Mir bereits vor dem vergangenen Rennen. „Ich denke mal, dass es schlimmere Drucksituationen gibt. Wenn jemand das Coronavirus hat oder die Miete nicht bezahlen kann. Im Vergleich dazu sind das bei mir Kinkerlitzchen."

So gesehen geht es nun für den Mallorquiner hauptsächlich darum, sich nicht das Coronavirus noch einzufangen. „Ich habe mich dazu entschlossen, im Auto von Valencia zu meinem Zuhause nach Andorra zu fahren. Meine Freundin wurde negativ getestet und so kann ich die Fahrt über in einem sicheren Umfeld verbringen", sagt er. Möglich wäre auch gewesen, direkt in Valencia zu bleiben. „Dann wäre ich aber durchgedreht. Ich würde die ganze Zeit zum Training rausgehen. Das gefällt mir nicht, das Risiko einer Ansteckung wäre zu groß."

Für Suzuki wäre es seit der Einführung der MotoGP 2002 der erste Titel überhaupt. Das japanische Team kann auf einen Sieg auf allen Ebenen hoffen. Denn neben der Fahrerwertung, wo nun die Aussicht auf den ersten und zweiten Platz besteht, liegt Suzuki auch in der Hersteller- und Teamwertung vorne. Diesen kompletten Sieg gab es in der MotoGP-Geschichte erst zweimal, beide Male (2009 und 2015) triumphierte Yamaha. Auch damals war mit Jorge Lorenzo ein Mallorquiner an den Erfolgen beteiligt.