Die kleine Tür links neben der großen Pforte mit der Nummer 25 an der Sporthalle Son Moix ist unscheinbar. Das Büro dahinter hat aber Signalwirkung. Es ist die neue Zentrale von Palma Futsal. Während es sich die Volleyballer und Basketballer in den Katakomben neben den Toiletten gemütlich machen dürfen, ist der Futsal aufgestiegen und hat nun seinen eigenen Eingang. Das kommt nicht von ungefähr. Die Hallenfußballer haben auf sportlicher, finanzieller und sozialer Ebene den anderen Clubs den Rang abgelaufen. Das Erfolgsrezept will der Futsal-Erstligist nun auch in anderen Sportarten einbringen. Der Verein hat bereits Palmas Volleyball-Erstligisten geschluckt. Es ist der Startschuss für ein kleines Imperium.

José Tirado, Sportdirektor von Palma Futsal, sitzt zufrieden im Chefsessel an seinem neuen Arbeitsplatz. „Als wir hier angefangen haben, war Futsal noch unbekannt. Heute ist es wie eine NBA für Mallorca", sagt er selbst­bewusst. „Wir haben die Futsal-Kultur auf Mallorca geschaffen und haben in unserer Sportart die größte Fanbasis weltweit." Während der Hallenfußball in Deutschland ein Nischendasein führt, ist er in Spanien und Lateinamerika deutlich populärer. In normalen Jahren verkauft Palma 3.100 Dauerkarten. Die Futsaler sind praktisch die einzigen Sportler, die regelmäßig die Halle von Son Moix voll­bekommen (3.800 Plätze).

Dahinter steckt jahrelange Überzeugungsarbeit. „Seit acht Jahren klappern wir die ­Schulen ab und versuchen mit diversen Programmen Fans zu gewinnen. Von Anfang an war uns klar, dass die soziale Arbeit genauso wichtig ist wie der sportliche Teil." Das trichtert der Club auch seinen Spielern ein. Ihre Verträge sehen wöchentliche Schulbesuche vor, um Kinder für Futsal zu begeistern. „Da müssen auch die bekannten Nationalspieler, wie Spaniens Torwart Carlos Barrón, ran." Es kam schon vor, dass sich potenzielle Neuzugänge gegen diese Klausel ausgesprochen haben. „Auch wenn sie uns sportlich verstärkt hätten, haben wir dann Abstand von einer Verpflichtung genommen", erzählt Tirado.

Mit der so erarbeiteten Fanbasis und dem sportlichen Erfolg - „wir gehören zu den zehn besten Clubs der Welt" - kam auch der finanzielle Rückhalt. „Wir haben mehr als 60 Sponsoren und auch in der Krisenzeit keine Existenzsorgen", sagt Tirado. Im Gegenteil: Ende September hat der Verein die Stiftung Palma Futsal vorgestellt. Sie soll die anderen Sportarten unterstützen. „In ein bis zwei Jahren wollen wir der wichtigste Sponsor der ­kleinen Clubs sein", sagt Tirado. Für die Stiftung kalkuliert er dann mit einem künftigen Jahresetat in Höhe von bis zu 300.000 Euro.

Der Verein selbst steckt kein Geld in das Projekt, übernimmt aber die Sponsorensuche. Mit Internetanbieter Conectabalear ist ein wichtiger Partner bereits mit an Bord. „Viele unserer schon bestehenden Sponsoren suchen nach neuen sozialen Themen. Ihnen reicht es nicht mehr aus, den Firmennamen auf einer Werbebande beim Barça-Spiel zu ­sehen", erklärt Tirado. Manchen Geldgebern habe der Club auch zur Stiftung geraten, anstatt einen neuen Spieler zu finanzieren.

Erster Nutznießer dieser Strategie ist Urbia Voley. Wobei es hier nicht beim bloßen Sponsoring bleibt. Der Volleyball-Erstligist ist ­künftig eine Abteilung des Futsal-Vereins. „Wir haben sie aufgenommen, um sie nicht sterben zu lassen", sagt Tirado. Bislang war der Brasilianer Marcos Dreyer bei den Volleyballern der Mann für alles: Präsident, Sportdirektor, Marketingmanager und Trainer. Nun kann er sich auf den sportlichen Aspekt konzentrieren. „Uns fehlte exakt, was sie zu bieten hatten. Wir bekommen ihre Sponsoren und Kontakte. Wir sparen uns dadurch zehn Jahre Arbeit. Ich muss nie wieder Klinken putzen", sagt er erfreut. „Das müsste Auswirkungen auf den sportlichen ­Erfolg haben. Wie jedes Jahr wollen wir um den Titel kämpfen." Außer einer Niederlage gegen Tabellenführer Teruel hat Palma alle bisherigen Spiele gewonnen und dabei nur einen Satz ­abgegeben. Wobei man sich in der Chef-Frage ein wenig uneins ist. Tirado selbst sieht sich zumindest offiziell als Dreyers Vorgesetzter, der ihn bei fehlenden Erfolg entlassen kann. Der Brasilianer hält das für ausgeschlossen. „Das bestimme ich. Im Volleyball ist eine Trainerentlassung aber sowieso unüblich."

Nicht alle Sportler und Vereine können von der neuen Stiftung profitieren. „Der Club oder der Athlet muss die gleichen Werte wie unser Verein vermitteln. Zudem ist eine gute Nachwuchsarbeit und der Wettkampf auf ­nationaler Ebene wichtig", sagt Tirado. Bedingung ist auch, dass das gesponserte Team künftig mit Farben und Logo der Futsaler ­auftritt. So spielen die Volleyballer künftig bei ihren Heimspielen in grünen Trikots.

Auch Palmas Wasserballer gehören zu den gesponserten Mannschaften. Die Spieler des Mallorca Waterpolo Club spielen nun in lila Bademode, der Auswärtsfarbe der Futsaler. Dieses Jahr sollen noch ein oder zwei Vereine auf die Liste hinzukommen. „In ein oder zwei Jahren wollen wir bei 2.000 Sportlern aus zehn Sportarten stehen", sagt Tirado.

Für das Imperium fehlt dann nur noch ein sportlicher Titel. Palma steht derzeit ungeschlagen auf dem zweiten Platz. Die vermeintlich großen Teams schwächeln zu ­Saisonbeginn. „Seit Jahren klopfen wir an die Tür der Meisterschaft. Dieses Jahr wollen wir sie endlich aufstoßen", sagt Tirado. „Und das wird dann nicht der letzte Titel sein."