Bei Fans und Journalisten von Fußballclubs liegen die Extreme oft nah beieinander. Gewinnt die Mannschaft zwei Mal in Folge, ist sie sofort Meisterkandidat. Bei zwei Pleiten hintereinander fangen mürrische Anhänger gern schon an, Trainer und Spieler zu hinterfragen. Anhand der Statistik - vier Spiele ohne Sieg - könnte man Real Mallorca gewiss eine Krise andichten. „Es scheint, als würden wir in einer Superkrise stecken", sagte Trainer Luis García Plaza nach der 0:1-Heimpleite am Sonntag (10.1.) gegen Las Palmas, relativierte dann aber zugleich: „Wir müssen es positiv sehen. Wir waren 18 Spiele lang ungeschlagen. Wären die Niederlagen über den langen Zeitraum verteilt gewesen, würde jetzt niemand von einer Durststrecke sprechen."

Waren sie aber eben nicht. Zumal die Ergebnisse alle ihre Gründe haben. Real Mallorca hat zuletzt die defensive Stabilität verloren, die die Mannschaft über weite Teile der Hinrunde ausgezeichnet hat. War das in der Woche zuvor noch auf Verletzungen und Sperrungen zurückzuführen, galt dieses Argument gegen Las Palmas nur noch bedingt. Die Abwehrreihe war wieder komplett. Nur der defensive Mittelfeldspieler Ruiz de Galarreta fehlte. „Wenn wir von einem Spieler abhängig sein würden, könnten wir es auch gleich sein lassen", ließ der Trainer das nicht als Ausrede gelten. „Bei jeder Niederlage suchen sich die Journalisten einen Spieler, der nicht gespielt hat. Dabei haben wir verloren, weil wir schlecht gespielt haben. So einfach ist das. Es geht hier nicht um einzelne Spieler." In Abwesenheit des 27-jährigen Basken erhielt der Ghanaer Iddrisu Baba wieder eine Chance, nutzte diese aber erneut nicht.

Es ist nicht die einzige Baustelle im Team. Im Angriff ist der Inselclub derzeit auf den Mallorquiner Abdón Prats angewiesen, der eigentlich als dritter Stürmer in die Saison gegangen ist. Erarbeitet sich der 28-Jährige keine Chancen, sieht es mau aus. Die Konkurrenz ist in Person von Marc Cardona verletzt oder im Fall von Alex Alegría abgeschrieben. Die Verantwortlichen haben dem 28-Jährigen 2019 einen Vertrag über fünf Jahre gegeben. Schnell stellte sich aber heraus, dass der Angreifer ein Fehlgriff war. Trotz Angeboten anderer Zweitligisten will die sportliche Leitung den Spieler (noch) nicht abgeben. Dass Luis García Plaza nicht auf ihn zählt, ist deutlich. Der Trainer zog im schwachen Spiel gegen Las Palmas Ibrahim Diabate vor. Der 21-Jährige von der Elfenbeinküste spielt eigentlich für die zweite Mannschaft in der vierten Liga.

Im Angriff bahnt sich somit ein Wechsel in der Transferzeit bis Ende Januar an. Einen ­weiteren Abgang wollen die Mallorquiner ­eigentlich verhindern, er ist aber wohl unausweichlich. Ersatztorwart Miquel Parera hat in den sozialen Netzwerken seinen Wechselwunsch öffentlich gemacht. Der 24-Jährige, ­einer von lediglich vier Mallorquinern im ­Kader, gilt als talentierter Torwart. Doch lange Zeit schmorte er hinter Manolo Reina auf der Bank. Im vergangenen Jahr verweigerte der Club dem Keeper eine Leihe zu einem anderen Verein, um Spielpraxis zu sammeln. Ex-Trainer ­Vicente ­Moreno wollte ihn lieber als dritten Torwart im Team haben. Das stieß Parera übel auf.

Der Verein hat nun zwei Wochen Zeit, um alle Problemchen zu klären. Am Wochenende steht die nächste Runde in der Copa del Rey an, aus der die Mallorquiner in der vergangenen Woche rausgeflogen sind. In der Liga steigt der Rückrundenauftakt am Samstag (23.1.) gegen Rayo Vallecano. Die Madrilenen schlugen den Inselclub zu Saisonbeginn.

In der Tabelle könnte Real Mallorca ob der Durststrecke noch von den Aufstiegsplätzen rutschen. Das Spiel von Almería gegen Leganés fiel wegen des Schneefalls auf dem Festland aus. Gewinnen die Andalusier das Nachholspiel, fällt RCD mit zwei Punkten Rückstand auf den dritten Platz zurück. Auf Tabellenführer Espanyol Barcelona fehlen drei Punkte.