Fußball-Zweitligist Real Mallorca startet am Samstag (23.1.) auswärts gegen Rayo Vallecano in die Rückrunde. Der Torwart und Kapitän Manolo Reina hat zuvor mit 738 Minuten ohne Gegentor fast einen Vereinsrekord gebrochen. Nicht mehr ganz so weiß ist seine Weste in einem anderen Bereich. Dem 35-Jährigen wurde neben 35 anderen Spielern die Manipulation der Partie Levante gegen Zaragoza 2011 vorgeworfen. Ende 2019 wurde die Anklage fallen gelassen.

Kinder wollen in der Regel Torjäger oder Mittelfeldregisseure werden. Was hat Sie dazu bewogen, sich ins Tor zu stellen?

Wenn ich mit Freunden gekickt habe, war ich meist auch Feldspieler. Aber die Position des Torhüters hat mich schon immer begeistert. Das Adrenalin, das den Körper durchströmt, wenn du einen Ball hältst. Das Gefühl, die letzte Absicherung zu sein.

Sie agieren auf dem Platz gern theatralisch und reizen somit die Gegenspieler. Was bezwecken Sie damit?

So ist der Fußball nun einmal. Ich versuche, den Rahmen des Erlaubten auszureizen und meinen Vorteil darin zu suchen. Zum Beispiel indem ich ein paar Sekunden vertrödele, wenn wir in Führung liegen.

Vor zwei Jahren haben Sie den Aufstieg als Außenseiter geschafft. Diesmal ist Real Mallorca der große Favorit. Spüren Sie den Druck?

Ja, beim Aufstieg vor zwei Jahren hatten wir als Aufsteiger aus der dritten Liga keinen Druck. Die Gegner haben uns nicht wirklich ernst ­genommen. Diese Saison sieht das anders aus. Jetzt wollen uns alle schlagen. Wir stehen mächtig unter Druck, da man von uns den ­Aufstieg erwartet. Dieser Druck hilft aber, die beste Leistung abzurufen.

Mit Luis García Plaza haben Sie in dieser Saison einen neuen Trainer. Wie unterscheidet er sich zu Vorgänger Vicente Moreno?

Wir reden hier von zwei großartigen Trainern. Vicente Moreno hat uns nie durchschnaufen lassen. Er hatte alles bis ins kleinste Detail ­geplant. García Plaza ist vielleicht etwas direkter im Umgang mit den Spielern und lässt uns offensiver spielen. Mallorca hat Glück, solche Trainer anstellen zu können.

Wie fällt Ihr Fazit zur Hinrunde aus?

Wir haben bislang überragend gespielt. Mit 42 Punkten liegen wir mehr als im Soll. Wobei wir in den vergangenen drei Spiele gestrauchelt sind, was einen faden Beigeschmack ­hinterlässt. Alle unsere Niederlagen waren in Heimspielen, obwohl das in den vergangenen Jahren unsere Festung war. Das ist ärgerlich, dafür sind wir aber auswärts noch ungeschlagen.

In den ersten 18 Spielen haben Sie vier Gegentore kassiert, in den vergangenen drei Partien sechs. Was ist passiert?

Die Serie zu Saisonbeginn war außergewöhnlich und nicht normal. Besonders bei Standardsituationen waren wir zuletzt anfällig. Wir dürfen uns deswegen jetzt nicht verrückt machen. Es geht darum, die kleinen Dinge zu verbessern.

Ihnen fehlten nur 25 Minuten, um einen Vereinsrekord aufzustellen. Interessieren Sie diese Statistiken?

Ich hatte es nicht darauf abgesehen. Aber als mich dann viele Leute darauf hingewiesen ­haben, dass ich kurz davor stehe, fiebert man darauf natürlich etwas hin. Es ist schade, dass es nicht geklappt hat.

Hat es ein Torhüter in der zweiten Liga einfacher? Schießen die Angreifer schlechter als in der Primera División?

Man kann jetzt nicht sagen, dass sie schlechter schießen. In der ersten Liga spielen aber die weltbesten Fußballer. Egal ob Feldspieler oder Torwart, für alle ist es in der Primera División schwieriger. Bälle, an die ich im Vorjahr nicht rangekommen bin, halte ich jetzt vielleicht in der zweiten Liga.

Wie hat die Mannschaft die Flucht von Stürmer Ante Budimir im Sommer aufgenommen? Ist er auf der Insel noch willkommen?

Wir wollten alle, dass er bleibt. Er hat sich dagegen entschieden und für seine Interessen ­gekämpft. Das müssen wir so hinnehmen. Ob er noch willkommen ist, müssen die Fans entscheiden. Das Team würde ihn mit Kusshand wieder aufnehmen.

Sie müssen sich regelmäßig PCR-Tests unterziehen lassen. Haben Sie sich schon an das Stäbchen in der Nase gewöhnt?

Es sind schwierige Monate für die ganze Welt. Wïr müssen uns an eine neue Normalität gewöhnen, die eben nicht normal ist. Daher kann ich mich nicht an die Tests gewöhnen. Wir unterziehen uns drei bis vier Mal die Woche PCR- und Antigentests.

Wie sieht Ihr Alltag in Corona-Zeiten aus? Steckt der Club Sie in eine Blase?

Genauso wie bei meinen Nachbarn. Die gehen für ihre Arbeit ins Büro und ich halt auf den Fußballplatz. Ich bringe meine drei Kinder in die Schule und den Kindergarten. Gehe wie alle anderen bei Mercadona einkaufen. Es ist ein normales Leben. Das kann uns der Club schlecht verbieten, auch wenn so viel auf dem Spiel steht. Meine Familie versucht, sich an alle Regeln zu halten. Manche Dinge kann man aber einfach nicht kontrollieren. Anders sieht es aus, wenn man die Maßnahmen nicht respektiert und sich deswegen ansteckt.

Sie mussten sich viele Jahre mit einer Anklage wegen einer Spielmanipulation herumschlagen, die letztlich fallen gelassen wurde. Hat das Ihrem Ansehen geschadet?

Sicherlich. Das ist eine Sache, die ich nicht verstanden habe und weiterhin nicht verstehe. Es kann nicht sein, dass man mich ohne jegliche Beweise anklagt. Zum Glück ist es vorbei. Den Schaden, der angerichtet wurde, kann aber niemand reparieren. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Wobei auch niemand gekommen ist und sich entschuldigt hat. Besonders am Anfang hat mich die Anklage sehr beschäftigt und in meinem Spiel gestört. Im Verlauf der Jahre habe ich es dann langsam verdrängt.

Gibt es Fußballer in der ersten Liga, die absichtlich für Geld verlieren würden?

Mir ist kein Fall bekannt.

Im April werden Sie 36 Jahre alt. Sie stehen dann noch bis 2022 unter Vertrag. Wird das dann Ihre letzte Saison sein?

Ich hoffe nicht. Dann wäre ich 37 Jahre alt. Das ist ein Alter, in dem man als Torwart noch spielen kann. Man kann aber nie wissen.

Wie sieht eine Aufstiegsfeier in der Pandemie aus?

Da bleibt wohl nur der Videoanruf. Wichtig ist aber, erst einmal das Ziel zu erreichen. Auch um den Fans eine Freude zu bereiten, da sie in dieser schwierigen Zeit nicht zu den ­Spielen kommen konnten.