Überlegen Sie mal, was Sie mit 15 Jahren angestellt haben. Mit der ersten Jugendliebe geknutscht? Mit der Clique Unfug angestellt? Oder bereits fleißig gepaukt, um den Studientraum zu erfüllen? Es ist ein spannendes Alter, in dem wichtige Entscheidungen anstehen. Für die Mallorquinerin Silvia Guerrero gilt das ganz besonders. „Mir stehen viele Türen offen", sagt die 15-Jährige selbstbewusst. Soll sie eine Karriere als Profi-Triathletin anstreben? Oder doch Erstliga-Schiedsrichterin im Hallenfußball werden? Für beides bringt sie die nötigen Voraussetzungen mit.

Der Ironman begeistert

Den Schlamassel hat ihr gewissermaßen ihr Vater eingebrockt. Dieser war selbst semiprofessioneller Futsalspieler. „Damals war Mallorcas Team noch in Manacor. Ich habe mit dafür gesorgt, dass aus dem Club heute ein Erstligist wurde", sagt Juan Carlos Guerrero, der sich heute als Hallenwart der Basketballhalle in Inca die Brötchen verdient.

„Als die Karriere zu Ende ging, war ich innerlich erst mal leer und wusste nicht, wie es weitergehen soll. Ich habe einerseits versucht, als Schiedsrichter dem Sport erhalten zu bleiben. Andererseits feierte der Ironman gerade Einzug auf Mallorca." Der Mallorquiner fungierte bei einem Rennen als Helfer und war angetan von der Willenskraft der Triathleten, sich über die langen Distanzen zu quälen. „Das wollte ich auch." Gesagt, getan. Heute leitet Guerrero den lokalen Triathlonclub J.C. Triesports, ist als Trainer aktiv und hat vier „große" Ironman-Rennen beendet.

„Meine zwei Töchter sind daher immer in zwei Welten aufgewachsen. Sie haben mich beim Futsal oder beim Triathlon angefeuert." Eine Leidenschaft, die ansteckt. „Er hat uns den Sport richtig eingetrichtert", sagt Silvia ­Guerrero. „Ich habe gesehen, wie viel Zeit und welche Opfer es braucht. Als ich es selbst ausprobieren sollte, war ich anfangs dagegen. Doch Stück für Stück war ich mehr begeistert."

Die WM ist das große Ziel

Mit sieben Jahren fing die Mallorquinerin mit der Leichtathletik an. Sie gewann eine balearische Junioren-Meisterschaft im Querfeldeinlauf und sattelte schnell zum Triathlon um. Während viele Triathleten oft eine Lieblingsdisziplin oder Schwachstellen bei einer der drei Sportarten haben, schwimmt, radelt und läuft die 15-Jährige gleichermaßen gern. Das Ziel hat sie klar vor Augen. „Sobald ich 18 Jahre alt bin, will ich einen Ironman laufen. Man muss dafür volljährig sein."

Auch in diesem Punkt geht die Mallorquinerin einen eher untypischen Weg. Junge Sportler starten meist mit kurzen Disziplinen. Erst in den 30ern wechseln die Athleten normalerweise auf die Langstrecke. „Derzeit darf ich wegen meines Alters bei offiziellen Rennen auch nur auf der Sprintdistanz starten: 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen." Längst treten Vater und Tochter gemeinsam bei Wettkämpfen an. „Im Wasser und beim Laufen habe ich schon keine Chance mehr gegen sie", sagt Juan Carlos Guerrero. „Doch auf dem Rad hänge ich sie noch locker ab."

Klappt eine Profi-Karriere?

Beide träumen nun davon, es einmal zur Weltmeisterschaft nach Hawaii zu schaffen. In den sogenannten Altersgruppen ist das auch für Amateure möglich. Doch im Fall der 15-Jährigen ist noch nicht entschieden, ob sie nicht doch Profi werden wird. „Ich sehe die Chancen gering", sagt das trotz ihres Alters schon sehr erwachsen und besonnen wirkende Mädchen. „Mental bin ich dafür stark genug. Aber ich weiß nicht, ob mein Körper für so eine Karriere ausreicht." Ein erster Schritt wäre es, in Palmas Hochleistungszentrum Principes de España aufgenommen zu werden. Am kommenden Samstag (20.2.) steht die Aufnahmeprüfung an. Die Triathleten müssen sich im Schwimmen und Laufen beweisen. Die Schnellsten erhalten einen Platz und können sich künftig besser auf den Sport konzentrieren. „Das wäre ein Traum", sagt die 15-Jährige.

Sollte das nicht klappen, will Guerrero als Trainerin im Triathlon oder Fitnessbereich arbeiten. Oder eben doch Schiedsrichterin im Hallenfußball werden. Denn seit einem Jahr hat sie die Lizenz, um in der dritten Liga der Männer zu pfeifen. „Ich finde, dass Alter oder Geschlecht dabei keine Rolle spielen. Respekt verschafft man sich unabhängig davon. Ich mache klare Ansagen. Daran müssen sich auch die erwachsenen Männer halten."

Kurioserweise hat sie noch nie selbst an den Hallenfußball getreten. „Das hat Vorteile. Dadurch halte ich mich ausschließlich an das Regelwerk und nicht an eigene Erfahrungen." Bei den Profis von Palma Futsal durfte die 15-Jährige schon in der ersten Liga im Kampfgericht sitzen. „Ich musste die Zeit stoppen und Auswechslungen sowie andere Ereignisse notieren. Das war eine tolle Erfahrung." Dass die Schiedsrichter wie beim Großfeldfußball oft als Sündenbock der Fans ausgemacht werden, gehöre dazu. „Da muss man drüberstehen und bei Beleidigungen weghören." Als Erst­liga-Schiedsrichterin würde sie zwar etwas Geld verdienen, „das reicht aber nicht zum ­Leben. Dem Triathlon würde ich in dem Fall zwar erhalten bleiben, müsste aber Abstriche machen und an eine Profi-Karriere wäre dann nicht mehr zu denken."

Zum Glück müsse sie die Entscheidung nicht sofort treffen. „Ich werde eine Möglichkeit ergreifen, sobald sie sich konkret ergibt." Dem Vater ist in diesem Punkt alles recht. „In der Schule stimmen die Noten. Sonst hätte ich ihr längst Feuer unter dem Hintern gemacht."