Im Profisport gibt es heutzutage kaum noch Daten, die nicht vom Computer erfasst werden, praktisch jeder Schritt wird überprüft und analysiert. Umso erstaunlicher ist es, dass die Ernährung der Athleten auf Mallorca nur selten im Fokus steht. „Dabei ist Essen der Treibstoff, der unseren Körper mit Energie versorgt. Es ist wie bei einem Auto: Ich kann den besten Wagen der Welt haben, doch wenn ich ihn falsch betanke, fährt er nicht", sagt Blanca Gil. Die 37-Jährige war früher die Kapitänin der spanischen Wasserballnationalmannschaft. Heute ist sie als Fitnesstrainerin und Ernährungsberaterin aktiv. Auch die ­Hallenfußballer von Palma Futsal setzen seit einigen Wochen auf ihre Dienste.

Wie gering das Interesse an der korrekten Ernährung ist, zeigt das Beispiel Real Mallorca. Der Inselclub verpflegt seine Spieler zwar traditionell in der eigenen Kantine des Trainingsplatzes Son Bibiloni. Eine Expertin, die darauf schaut, was die Fußballer letztlich essen, gibt es aber erst seit der vergangenen Saison. „Nach dem Aufstieg in die erste Liga war Geld im Budget dafür da", erklärt Nuria Granados, die den Posten bekleidet. Doch schon nach dem Abstieg im Sommer wurde wieder in einigen Punkten eingespart: „Die Finanzen geben derzeit nicht viel her. In der Vorsaison hatten wir noch Macadamia-Nüsse. Dieses Jahr müssen wir uns mit den günstigeren Cashewnüssen abfinden." Wird da am falschen Ende gespart? „Die Ernährung ist in unserer Sportkultur noch nicht fest verwurzelt. Erst Stück für Stück werden sich die Verantwortlichen über die Bedeutung bewusst", sagt Blanca Gil.

Weltbeste Wasserballerin

„Schon zu meiner aktiven Zeit habe ich aktiv auf meine Ernährung geachtet und gemerkt, dass mir das einen Vorteil gegenüber anderen verschafft", so die Spanierin, die aus Vinaroz stammt, aber schon mit jungen Jahren nach Mallorca gezogen war. 2007 wurde sie zur weltbesten Spielerin gewählt, zwei Mal war sie Torschützenkönigin bei der WM, eine Medaille für Spanien gewann sie aber nie. Vor fünf Jahren beendete sie ihre aktive Karriere und bildete sich im Ernährungsbereich fort.

„Die Süßigkeiten waren das Erste, was ich den Spielern weggenommen habe", scherzt sie über ihren Einstieg beim Futsal-Club. Was wie ein Witz klingt, ist leider bitterer Ernst. „Manch ein Spieler war überfordert, wenn er sich selbst Reis kochen musste", sagt Gil. Zwei Mal wöchentlich arbeitet sie mit dem Team, hält Einzel- und Gruppentreffen ab, geht mit den Sportlern einkaufen und bringt ihnen Kochen bei. „Die Spieler sind sehr dankbar dafür. Ich bin zwar erst kurze Zeit da, aber manch einer hat schon eine Änderung gespürt. Mit der richtigen Ernährung sind die Fußballer schneller, haben eine größere Ausdauer, und die nötige Erholungszeit nach der Belastung wird kürzer", erklärt Gil.

Die Ex-Wasserballerin arbeitet für die Fußballer Listen mit Lebensmitteln aus, aus denen diese dann wählen können. Die Kontrolle über die richtige Ernährung obliegt im Endeffekt aber dem Spieler selbst. „Viele schicken mir Fotos von ihren Gerichten und fragen, ob das so in Ordnung geht." Einen Masterplan in Sachen Ernährung gebe es für Sportler nicht. „Das kommt auf die Vorlieben, Charakteristiken und Ziele jedes Einzelnen an." Die Futsaler müssen sich beispielsweise viel explosiver bewegen als die Kollegen auf dem Großfeld, die wiederum eine wesentlich längere Strecke zurücklegen. „Die Bestandteile der Ernährung sind dieselben. Doch Menge und Zeitpunkt variieren." Die Expertin gibt jedem Schützling einen Prozentsatz an Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen vor. Alkohol, frittierte Lebensmittel und Fertigprodukte sind tabu.

Für Leistungssportler sei es außerdem wichtig, ausreichend Antioxidantien zu sich zu nehmen. Durch die hohe Belastung entstehen freie Radikale, die für sogenannten oxidativen Stress sorgen. Dieser lässt den Körper schneller altern und macht ihn anfällig für Krankheiten. Die Antioxidantien fangen die freien Radikale ab. Nahrungsergänzungsmittel wie Multivitamin oder Vitamin C seien ebenfalls Pflicht für die Sportler.

Das essen die Profis

Bei einem Profisportler kommen in der Regel fünf Mahlzeiten am Tag auf den Tisch - die Klassiker Frühstück, Mittagessen und Abendbrot sowie zwei Snacks. Zum Frühstück gibt es beispielsweise gekochtes Ei, Vollkorntoast, Nüsse, Frischkäse und Obst, besonders rote Früchte sind ratsam. Zu viele Kohlenhydrate sind schlecht, da sie den Blutzucker in die Höhe treiben. Vormittags, nach der ersten Trainingseinheit, gibt es leichte Kost wie einen Protein-Shake und Obst. „Datteln und Feigen eignen sich da", sagt die Expertin.

Steht ein Spiel am Nachmittag an, kommt das Mittagessen etwa drei Stunden vor Anpfiff auf den Tisch. Hier gibt es die meiste Vielfalt. „Reis, Quinoa, Gemüse, Fisch - was den Spielern so schmeckt. Bei Fleisch müssen sie darauf achten, dass es nicht zu fett ist", sagt Gil.

Nachmittags gibt es erneut einen Obst­snack. Zum Abendessen stehen Proteine auf dem Speiseplan. Außer wenn am nächsten Tag ein Spiel ansteht. Dann müssen die Kohlen­hydratspeicher aufgefüllt werden. „Wie beim Mittagessen können die Spieler ihr Gericht selbst zusammenstellen. Das mallorquinische pa amb oli geht auf keinen Fall. Da ist zu viel Weizen im Brot drin." Und zur gesunden Ernährung zählt auch, den Tag über ausreichend zu trinken. Das Wasser kann mit Mineral­salzen angereichert werden. Aber „Energy Drinks wie Powerade, Red Bull und Aquarius sind wegen des hohen Zuckergehalts tabu."