Die Stimmung ist bei Borussia Dortmund im Keller. In der Champions League schied der BVB am Mittwoch (14.4.) im Viertelfinale gegen Manchester City aus. In der Liga wird der ambitionierte Club wohl die erneute Qualifikation für die Königsklasse verpassen. Sechs Spieltage vor Saisonende hat der Tabellenfünfte sieben Punkte Rückstand. Für Unruhe sorgen zusätzlich die ständigen Wechsel­gerüchte um Stürmer Erling Haaland. Ein Mallorquiner lässt sich davon aber nicht die Laune verderben. „Nicht mal in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir vorstellen können, es eines Tages so weit zu bringen", sagt Mateu Morey. Der 21-jährige Rechtsverteidiger aus Petra spielt nach vier Jahren in der Jugendabteilung beim FC Barcelona seit 2019 in Dortmund. In diesem Jahr hat er den Belgier Thomas Meunier aus der Startelf verdrängt.

Sie dürfen in der Elite spielen - ist für Sie ein Traum in Erfüllung gegangen?

Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich mir eine Sache vor Augen halten soll: Das Schwierige ist nicht, dieses Niveau zu erreichen, sondern sich dort zu halten. Nun bin ich glücklicherweise in der Elite angekommen. Dafür bin ich allen Personen dankbar, die mir geholfen haben. Auf den Erfolg darf ich mich nicht ausruhen, sondern muss mich weiter verbessern.

Es scheint fast so, als würde Ihnen derzeit alles gelingen.

Das stimmt. Ich habe gerade keinen Grund zur Klage. Ich hatte zwei schwierige Jahre mit einer Knieverletzung. Danach bin ich zu Dortmund gekommen. Dort wartete eine neue Stadt auf mich, eine neue Sprache, alles war neu - und ich verletzte mich erneut. Das war ein herber Rückschlag, von dem ich mich nur schwer erholen konnte. Meine Mitspieler, meine Familie und Freunde halfen mir, in die Erfolgsspur zurückzufinden. Ich fühle mich auf dem Höhepunkt meiner bisherigen sportlichen Karriere. Hoffentlich ist das von Dauer oder wird vielleicht noch besser.

Ist das Profileben so, wie Sie es sich als Kind vorgestellt hatten?

Ja, obwohl es bei einer Spitzenmannschaft noch mal anders ist. Es stimmt, dass wir praktisch wie in einer Blase leben, in der wir uns nur auf den Fußball konzentrieren müssen. Diese Welt gefällt mir, und ich möchte so lange wie möglich Teil davon bleiben.

Wie gehen Sie mit dem Druck um?

Man lernt dazu und durchlebt Etappen in Form von wichtigen Spielen. Dadurch gewöhnt man sich an den Druck. Wenn ich einen normalen Bürojob hätte und am nächsten Tag in der Champions League auflaufen müsste, würden mir wohl die Knie schlottern. Letztlich ist die Königsklasse aber auch nicht anders als die Bundesliga oder ein Trainingsspiel. Es spielen elf gegen elf und es gewinnt der Bessere. Da bleibt mir nicht viel anderes übrig, als mich zu konzentrieren und die Aufgaben auf meiner Position im Blick zu behalten.

Sie zogen 2019 nach Dortmund. Hätten Sie den Durchbruch auch beim FC Barcelona geschafft?

Darüber denke ich nicht nach, da ich glücklich mit dem Hier und Jetzt bin. Ich hatte vier schöne Jahre in Barcelona, bedaure aber die Entscheidung nicht. Das Angebot von Borussia Dortmund kam mir gelegen, und mein Kopf hat es abgesegnet. Der BVB vertraut auf junge Spieler, und jetzt liegt es an mir, dieses Vertrauen mit Leistung zurückzuzahlen.

Wie stark ist die Bundesliga?

Sie ist eine der besten Ligen der Welt. Sie fordert einem alles ab, es gibt viele gute Teams mit namhaften Spielern. Der Fußball ist anders als in Spanien, da es schnell hin und her geht.

In der Liga läuft Ihr Team den eigenen Ansprüchen hinterher. Was ist da los?

Wir hatten einen Durchhänger und die Ergebnisse stimmten nicht. Jetzt sind wir aber wieder auf dem aufsteigenden Ast, und es geht in die richtige Richtung.

Ist Erling Haaland so gut, wie von ihm gesprochen wird?

Er ist eine Urgewalt, er hat alle Qualitäten eines guten Fußballers. Als Dortmunder können wir uns glücklich schätzen, so einen Spieler in unseren Reihen zu haben. Von all seinen Qualitäten sticht vor allem sein Wille hervor, eines Tages der beste Fußballer der Welt zu sein.

Ihr Name taucht auf der Wunschliste von anderen großen Clubs auf, obwohl ihr Vertrag noch bis 2024 geht. Hätten Sie Lust auf eine Rückkehr nach Spanien?

Klar, da habe ich fast mein ganzes Leben verbracht, und man ist zu Hause immer am glücklichsten. Ich verschwende gerade aber keine Gedanken an einen Wechsel, da ich hoffe, noch viele Jahre in Dortmund zu bleiben. Man behandelt mich hier gut, ich bin einer von ihnen. Und darum geht es im Endeffekt.

Können Sie sich vorstellen, in Ihrer Heimat für Real Mallorca zu spielen?

Ich möchte mir alle Türen offenhalten. Ich verfolge meinen Jugendclub nach wie vor. Ich bin von der aktuellen Saison überrascht. Ich hatte erwartet, dass das Team nach dem Abstieg größere Probleme bekommt.

Wie lebt es sich in Dortmund?

Ich wohne zehn Minuten Autofahrt vom Trainingsgelände entfernt. Es ist eine ruhige Gegend mit freundlichen Nachbarn etwas außerhalb vom Zentrum. Dort kann ich gut abschalten. Ich lebe alleine, aber meine Eltern und einige Freunde kommen mich alle zwei, drei Wochen besuchen. Das hängt immer vom Spielplan ab und ob ich selbst auf Reisen bin. Wenn ich frei habe, dann komme ich natürlich immer auf die Insel.

Wie steht es um Ihre Deutschkenntnisse?

Da läuft es gut. Als ich ankam, habe ich direkt für ein paar Monate Deutschkurse gemacht. In der Umkleide sprechen wir aber hauptsächlich Englisch. Durchs Hören habe ich auch einiges an Deutsch gelernt und kann ein paar Brocken sprechen. Die Deutschen sind in dem Punkt mit mir zufrieden.

Wie behandeln die Deutschen Sie sonst so?

Phänomenal. Vom ersten Tag an haben sie mir bei der Integration geholfen. Man merkt die spezielle Verbindung, die die Deutschen zu Mallorca haben. Jedes Mal, wenn ich sage, dass ich von der Insel komme, lächeln sie.