In Zeiten der Pandemie freut man sich über die kleinen Dinge, auch bei der Challenge. Mallorcas Radrennen feiert einen runden Jahrestag, zum 30. Mal trifft sich von Donnerstag (13.5.) bis Sonntag (16.5.) die Radsportelite auf der Insel. Aber große Party? Bekannte Ehrengäste? Spektakel? Von wegen! „Das größte Geschenk wird sein, dass wir den Wettkampf überhaupt austragen können", meinte Manuel Hernández, Chef des Veranstalters Unisport Consulting, bei der Vorstellung des Rennens Ende vergangener Woche. Schließlich ist es bereits der zweite Anlauf in diesem Jahr, das Radrennen zu organisieren.

Im Vorjahr hatten die Veranstalter noch Glück. Das von vielen Radsportlern als Jahresauftakt angesehene Rennen war vor dem weltweiten Corona-Stillstand im März. Dieses Jahr zerstörte die Pandemie die groß geplante Feier zum Jahrestag Ende Januar. Dabei hatte sich zur Party sogar der amtierende Tour-de-France-Sieger Tadej Poga?ar angekündigt.

Im Winterhalbjahr sind die Radprofis sowieso meist im Trainingslager auf der Insel und genießen bei angenehmen Temperaturen die leeren Straßen. Ein hochklassiges Rennen kommt vielen Sportlern daher recht, um ihre Form in der Vorbereitung zu überprüfen. Obwohl die Challenge nur ein zweitklassiger Wettkampf im Rennkalender des Weltverbands UCI ist, kann sie ein erstklassiges Auf-gebot bieten.

„Jetzt oder nie"

Das ändert sich nun durch die Verschiebung auf Mitte Mai. Das Rennen fällt zeitlich mit dem Giro d'Italia zusammen. Viele Profis treten lieber bei der großen Tour an, als sich bei 30 Grad über die Berge in der Tramuntana zu quälen. „Der Termin war alternativlos. Uns blieb die Wahl: jetzt oder nie", sagte Hernández. „Die Hoffnung war, dass einige Fahrer auf einen Start beim Giro verzichten, um sich bei der Challenge auf die Tour de France vorzubereiten." So fährt auch Tadej Poga?ar nicht in Italien mit. Nach Mallorca kommt der 22-jährige Slowene dennoch nicht.

Wirklich traurig scheint darüber keiner zu sein. Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach, so das Motto. „Das Rennen wird ein Fingerzeig sein, dass wir auf dem Weg zurück zur Normalität sind", sagte Hernández. Welchen Stellenwert die Challenge auf Mallorca hat, zeigte sich bei der Pressekonferenz zur Vorstellung, bei der Mallorca-Politiker mit Rang und Namen dabei waren. Der Wettkampf sei nur durch den monatelangen Kraftakt der Bevölkerung möglich, die sich an die Corona-Restriktionen gehalten habe, meinte die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol. Die Challenge solle einen Werbe-effekt für Mallorca haben. „Wir müssen auf einen sicheren und verantwortungsvollen Tourismus setzen. Und genau dafür stehen in der Regel die Radsporturlauber."

Keine Fans am Ziel erlaubt

Für die Fans wird es nicht einfach sein, an die Profis heranzukommen. Der Radsportzirkus wird im Garden Hotel in Alcúdia untergebracht. Die Radfahrer leben dort in der sogenannten Blase. Bei der Zieleinfahrt beim Rennen sind keine Zuschauer erlaubt. „Wir sperren das Gelände im Umkreis von 100 Metern ab", so Hernández. Da bleibt nur noch ein flüchtiger Blick auf die vorbeidüsenden Radler an der Strecke.

Hier geht es lang

Seit der 19. Ausgabe der Challenge im Jahr 2010 wird das Rennen in voneinander unabhängigen Trophäen ausgetragen. Waren es in den ersten beiden Jahren fünf Trophäen, sind es mittlerweile nur noch vier. Erstmals führt in diesem Jahr keine der Strecken durch Palma. Auch die Playa de Palma, die früher namensgebend für die Challenge war, wird ausgespart. Los geht es am Donnerstag um 11.55 Uhr in Peguera. Die 169 Kilometer lange Strecke führt durch die Tramuntana bis nach Sóller und zurück bis zum Ziel in Palmanova. Bei den 3.100 Höhenmetern können die Kletterer glänzen. Sprinter sind am Freitag im Vorteil. Denn nach dem Start um 11.30 Uhr in Lloseta geht es lange über flache Etappen. Nach einer Runde über Bunyola führt die Strecke nach Alcúdia. Bis zum Ziel in Deià kommen dann doch noch 2.300 Höhenmeter zusammen.

Der Samstag ist die Königsetappe. Dann geht es die komplette Tramuntana entlang von Port d'Andratx bis Formentor. Knapp 3.300 Höhenmeter sammeln die Radler auf der 162 Kilometer langen Strecke. Startschuss ist um 11.55 Uhr.

Den Abschluss bildet eine Runde im Norden. Ab 10 Uhr fährt das Peloton von Alcúdia über Can Picafort, Artà, Manacor, Sineu, Sa Pobla und Pollença zurück in den Küstenort. Mit 175 Kilometern ist es zwar die längste, mit nur 1.430 Höhenmetern aber auch die flachste Strecke der Challenge.

Wer alles mitfährt

Mit dem spanischen Elite-Rennstall Movistar, Cofidis aus Frankreich, Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux aus Belgien, Israel Start-up Nation, Team Qhubeka Assos aus Südafrika und UAE Team Emirates haben sechs UCI-World Teams - die beste Kategorie im Radsport - zugesagt. Insgesamt sind es 24 Rennställe. Mit Bika Aid, Maloja Pushbikers und Dauner-Akkon sind drei deutsche Teams dabei. Die bekanntesten deutschen Radfahrer sind Rick Zabel - Sohn vom Ex-Profi Erik - und der elffache Etappensieger bei der Tour de France, André Greipel. Beide fahren für Israel Start-up Nation.

Aus internationaler Sicht sticht besonders der Name Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) aus dem Starterfeld hervor. Der 33-jährige Norweger holte 2017 Silber bei der Straßen-WM und gewann mit Mailand-Sanremo (2014) und der Flandern-Rundfahrt (2015) zwei der Klassiker, die sogenannten Monumente des Radsports.