Das Warten hat sich gelohnt. Mit einjähriger Verspätung wegen der Pandemie debütieren am Samstag kommender Woche (19.6.) die Mallorca Championships. Der ATP-Wettbewerb löst das Frauenturnier Mallorca Open ab. Wie auch bislang bei den Frauen ist das Rasenturnier in Santa Ponça eine Art Vorbereitung auf Wimbledon. Will heißen: Die

Mallorca Championships versprechen hochklassigen Tennis.

Besser als der Weltranglistenerste geht es nicht. Wie Turnierveranstalter Edwin Weindorfer der MZ bestätigte, tritt Novak Djokovic beim ATP-Turnier in Santa Ponça an. In einer ursprünglichen Meldung hieß es, dass der Serbe nur zum Training auf die Rasenplätze kommt. Doch er wird nach MZ-Informationen eine der zwei verbliebenen Wildcards erhalten. Die offizielle Vorstellung soll am Dienstag (15.6.) erfolgen.

Ganz überraschend ist es nicht, dass Djokovic kommt. Schließlich spielt sein Trainer Goran Ivaniševiç am Freitag (18.6., 18.30 Uhr) zur Eröffnung des Turniers ein Showmatch gegen den ehemaligen deutschen Profi Tommy Haas.

In der Gemeinde Calvià dürfte dabei in den kommenden Wochen noch mehr Deutsch als ohnehin schon zu hören sein - oft mit österreichischem Akzent. Denn Dominic Thiem kommt und bringt eine breite Fanbasis mit. Der Weltranglistenvierte hat vergangene Woche (3.6.) zugesagt.

„Binnen eines Tages haben wir daraufhin zwischen 2.000 und 3.000 Tickets verkauft", sagt Edwin Weindorfer, ebenfalls Österreicher. Der Chef der Emotion-Gruppe, die neben dem Turnier auf Mallorca unter anderem auch den Mercedes Cup in Stuttgart veranstaltet, hat seinem Landsmann eine von drei Wildcards gegeben. Natürlich wäre Thiem durch seine Position in der Weltrangliste qualifiziert gewesen, aber die Anmeldefrist war bereits abgelaufen.

Mallorca war in der ursprünglichen Planung des 27-Jährigen nicht vorgesehen. Bei den French Open scheiterte Thiem 2018 und 2019 erst im Finale am Sandplatzkönig Rafael Nadal. Bei der diesjährigen Ausgabe von Roland Garros flog der Österreicher überraschend in der ersten Runde gegen den Spanier Pablo Andújar raus.

„Nach dem frühzeitigen Aus in Paris wäre die Pause bis Wimbledon sehr lange gewesen. Das Turnier auf Mallorca ist eine perfekte Gelegenheit, um mir vor Wimbledon noch zusätzliche Matchpraxis zu holen", wird Thiem in einer Pressemitteilung zitiert. Für den Österreicher ist es der zweite Auftritt auf der Insel. Bereits 2016 hatte er am Rande der Mallorca Open ein Showmatch gegen Feliciano López ausgetragen, das er verlor.

Der 27-jährige Thiem ist der amtierende US-Open-Sieger und kann sich bei den Mallorca Championships möglicherweise direkt für die Pleite in Paris revanchieren. Denn auch Pablo Andújar spielt auf der Insel. Der 35-Jährige aus Cuenca bringt es in seiner Karriere auf vier Turniersiege, alle davon auf Sand.

Reichlich Erfahrung bringen auch Feliciano López und Fernando Verdasco mit. Ersterer ist aus dem Tennis kaum noch wegzudenken. Die French Open waren der 76. Grand Slam, den der 39-Jährige spielte. Nie hat er bei einem der wichtigsten Tennisturniere der Welt verletzt gefehlt. Die Anzahl an Spielen bringen dem Spanier aber auch einen unrühmlichen Rekord. Niemand hat auf der ATP-Tour öfter verloren als López. 2016 gelang ihm im Doppel mit Marc López beim Sieg der French Open sein größter Erfolg.

Auch Fernando Verdasco geht eher als Außenseiter ins Turnier und dürfte den Zenit seiner Karriere überschritten haben. Den letzten seiner sieben Turniersiege holte der 37-Jährige Madrilene 2016. Auf Gras war Verdasco nie sonderlich erfolgreich.

Die Mallorquiner werden sicherlich Jaume Munar die Daumen drücken. Manch einer hat in den Spieler aus Santanyí schon den Nachfolger von Rafael Nadal gesehen. Munar ist sicherlich talentiert, mit 24 Jahren muss er nun aber langsam den nächsten Schritt machen. Im April stand der aktuell 83. der Weltrangliste in Marbella immerhin schon das erste Mal in einem ATP-Finale.

Caspar Ruud ist zwar Norweger, aber gewissermaßen ebenfalls ein Lokalmatador. Der 22-Jährige wurde in Nadals Tennisakademie in Manacor ausgebildet. Der Sohn des Ex-Profis Christian Ruud gehört zur neuen Generation, der zugetraut wird, die Veteranen Federer, Djokovic und Nadal abzulösen. Ruud steht auf dem 16. Platz der Weltrangliste und hat zwei ATP-Turniere gewonnen.

Wenn er sich anstrengen würde, stünde Nick Kyrgios sicher nicht nur auf Platz 56 der Weltrangliste. Der 26-Jährige ist ein faules Genie, der eher Schlagzeilen wegen seiner Manieren schreibt. Alle seine sechs Turniersiege hat der Australier auf Hartplatz geholt.

Zwei Wildcards kann Weindorfer noch vergeben (eine davon wird am Dienstag an Djokovic gehen). Anders als bei den Mallorca Open, wo es eine Beschränkung in der Anzahl der Top-10-Spielerinnen gab, hat der Veranstalter nun freie Wahl. Die Präferenz ist klar. „Rafael Nadal würde ich immer eine Wildcard geben." Der Profi aus Manacor hat aber keine Lust. "Ich werde nicht auf Mallorca spielen", sagte Nadal nach seinem Halbfinal-Aus gegen Djokovic bei den French Open. Reichlich geknickt ließ der Mallorquiner auch seine Teilnahme an Wimbledon offen. Spielt Nadal den Rasenklassiker, wird er sich ziemlich sicher in Santa Ponça auf den von ihm ungeliebten Belag vorbereiten.

Wie in Paris wird es in Santa Ponça erstmals Abendspiele geben. Coronabedingt dürfen nur 1.500 Zuschauer die Spiele auf dem Center Court sehen. Durch den Ansturm auf die Eintrittskarten, für den Dominic Thiem gesorgt hat, sollten Tennisfans nicht auf den letzten Drücker die Tickets kaufen. Zumal es wahrscheinlich ist, dass mit den verbliebenen zwei Wildcards noch namhafte Spieler hinzukommen. Die Tickets kosten pro Tag 30 Euro (Finale 35 Euro). mallorca-championships.com