Sommerloch? Von wegen! Statt sportfreien Wochen gibt es in diesem Jahr ein Überangebot. Die Fußballer spielen bei der EM, die Tenniselite gastiert in Santa Ponça, und am Samstag (26.6.) startet die Tour de France. Nach einem soliden Vorjahr peilt Enric Mas aus Artà einen Podiumsplatz an. Der 26-jährige Mallorquiner hat allerdings starke Konkurrenz.

Zuletzt ist es etwas ruhig geworden um den Movistar-Fahrer. Nach dem zweiten Platz bei der Vuelta a España 2018 wurde der Mallorquiner in den Himmel gelobt, und schnell wurden erste Vergleiche mit der Radlegende Alberto Contador gezogen. Diesen konnte der 26-Jährige bislang nicht gerecht werden. Der Hype um seine Person tat ihm nicht gut. Aus dem bescheidenen Talent wurde ein etwas arroganter Profi, der vollmundig vom Sieg bei der Tour de France sprach. Bei seinem Debüt in Frankreich 2019 legte Mas zwar vielversprechend los, dann ging ihm allerdings in den Bergen die Puste aus. Am Ende landete er auf Platz 22. Im vergangenen Jahr, als die Pandemie den Radsportkalender ordentlich durchschüttelte, hatte der Mallorquiner mit Formproblemen zu kämpfen. Bei den großen Touren präsentierte sich Mas immerhin respektabel. Sowohl die Vuelta a España als auch die Tour de France schloss er als Fünfter ab.

„Ich will es besser als im Vorjahr machen. Ich hoffe auf einen Podiumsplatz", sagte Enric Mas bei einer Pressekonferenz zu Jahresbeginn über seine Saisonziele. Vielleicht hilft es, dass die Blicke in diesem Jahr nicht mehr ganz so intensiv auf den Mallorquiner gerichtet sind. Er geht als Außenseiter ins Rennen. Bei den Rundfahrten in Katalonien und im Baskenland war er von den Top 10 weit entfernt. Beim Critérium du Dauphiné Anfang Juni was als Vorbereitung für die Tour dient belegte Mas in der Gesamtwertung den elften Platz. Um den Start beim größten Radrennen der Welt nicht durch einen Sturz oder eine Corona-Ansteckung zu gefährden, verzichtete der 26-Jährige auf die spanische Meisterschaft am vergangenen Wochenende.

Ganz vorne bei der dreiwöchigen Frankreich-Rundfahrt werden wie 2020 die Slowenen erwartet, allen voran der Vorjahressieger Tadej Poga?ar. Der 22-Jährige hat derzeit wohl die besten Beine in den Bergen, worauf es traditionell bei den großen Touren ankommt. Ein kleiner Minuspunkt ist sein nicht sonderlich namhaft besetzter Rennstall UAE Team Emirates. Sein Landsmann Primož Rogli?, amtierender Vuelta-Sieger und Zweiter bei der Tour im Vorjahr, hat mit dem holländischen Club Jumbo-Visma das wesentlich stärkere Team hinter sich, unter anderem den Deutschen Tony Martin. Bei der Baskenland-Rundfahrt sicherte sich der 31-Jährige den Sieg.

Zum erweiterten Favoritenkreis zählen alte Bekannte wie Nairo Quintana, Julian Alaphilippe und Richie Porte. Aus den Augen verlieren darf man auch nicht das Team Ineos. Der britische Vorzeige-Rennstall hatte bis zu Poga?ars Sieg fünf Jahre lang die Tour nach allen Regeln der Kunst dominiert.