Fred Rompelberg ist ein hartnäckiger Mann. „Sechs Jahre musste ich mich mit den Russen herumärgern, sieben Jahre mit den Amerikanern. Am Ende habe ich immer meinen Willen bekommen“, sagt der 75-Jährige, der heute einer der größten Radsportanbieter Mallorcas ist. Elf Weltrekorde hat er auf diese Weise aufgestellt. An einem weiteren arbeitet der Holländer noch. „Eigentlich war ich der älteste aktive Radprofi der Welt und würde damit ins Guinnessbuch der Rekorde kommen. Der Weltradsportverband UCI will es nicht anerkennen. Aber ich werde nicht lockerlassen und dafür kämpfen.“

Die Karriere des Radprofis aus Maastricht begann 1971. „Im selben Jahr habe ich meine Frau kennengelernt. Noch heute bin ich mit ihr zusammen.“ Besonders auf der Bahn feierte der Holländer Erfolge und stellte dort Weltrekorde auf. Zu einem WM-Titel hat es aber nicht gereicht. „Das ärgert mich sehr.“

Ein Bekannter machte ihn 1980 auf eine Radrennbahn in Moskau aufmerksam, die schneller als alle anderen sein sollte. „Das war eine fantastische Piste.“ Nach sechs Jahren bekam Rompelberg eine Genehmigung, auf ihr zu fahren. Allerdings gewährten ihm die Russen für seinen Rekordversuch nur anderthalb Stunden. Das Problem: Ohne die Bahn kennenzulernen, konnte der Holländer keine Bestzeit aufstellen. „Ich habe ihnen Säcke voll Geld angeboten. Doch sie hatten es auf die zwei Motorräder abgesehen, auf denen die Schrittmacher gefahren sind.“ Und diese gehörten dem holländischen Verband. „Ich habe sie den Russen dennoch gegeben und konnte im Oktober 1986 vier Weltrekorde aufstellen, die bis heute Bestand haben.“

Danach wollte Rompelberg eigentlich seine Karriere beenden. Doch wieder bekam er einen Tipp. „Ein TV-Moderator machte mich auf John Howard aufmerksam, der 1985 einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hat. Ich bezahlte ihn, damit er mir erzählt, wie er es gemacht hat.“ Um auf das hohe Tempo zu kommen, ist ein spezielles Fahrrad notwendig. „Bei einem Rennrad der Profis kommt man pro Pedalumdrehung etwa zwölf Meter weit. Mit meinem Fahrrad habe ich es auf 33 Meter geschafft.“ Entsprechend schwierig ist das Strampeln. „Kein Mensch auf der Welt kann mit dem Rad losfahren. Ein Rennauto beschleunigte mich auf 110 Kilometer pro Stunde. Danach habe ich mich abgekoppelt und getreten.“ Notwendig war dafür eine riesige ebene Fläche. Daher reiste der Holländer nach Salt Lake City, in die Große Salzwüste.

Und wieder gab es Hürden zu überwinden. „Das Rennauto war fehlerhaft. Ab einer gewissen Geschwindigkeit begann es zu schlingern.“ Beim ersten Rekordversuch im September 1988 stürzte Rompelberg bei einem Tempo von 209 Kilometern pro Stunde. „Ich rollte 200 Meter weit, habe mir aber nur einen kleinen Knochen in der Hand gebrochen.“ Zwei Wochen später saß er wieder auf dem Rad und unternahm den nächsten Anlauf. Wieder stürzte er. Diesmal knackten 24 Knochen. „Ich gab nicht auf, aber in den Jahren danach kam immer etwas dazwischen. Mal war das Wetter schlecht, mal war ich verletzt.“ 1995 war es dann so weit. Rompelberg schaffte Tempo 268 auf dem Rad. 2018 brach die US-Amerikanerin Denise Mueller-Korenek mithilfe des Holländers bei Tempo 296 den Rekord.

Vier Mallorca-Stationen

Im Jahr seines Rekords gründete Rompelberg auch seinen Radreiseanbieter auf Mallorca. „Ich kannte Max Hürzeler von den Wettkämpfen. 1991 lud er mich auf die Insel ein, später fuhr ich zwei Jahre für ihn als Gruppenleiter. Was der Mann macht, ist fantastisch. Er ist ein hervorragender Geschäftsmann. Ich habe alles von Hürzeler gelernt und sein Konzept kopiert. Wenn er etwas Neues eingeführt hat, habe ich es auch gemacht. Manchmal habe ich erst später verstanden, was für eine gute Idee es ist“, sagt der Holländer, der sich selbst als die Nummer zwei im Radsportgeschäft auf der Insel hinter dem Schweizer sieht. „2019 haben wir 6.800 Kunden mit Rädern versorgt. Zu uns kommen hauptsächlich Holländer, aber auch Deutsche und Belgier. Die vergangenen zwei Saisons gingen allerdings wegen Corona in die Hose.“

Vier Verleihstationen hat Rompelberg auf der Insel, eine an der Playa de Muro und drei an der Playa de Palma. Nur die Zentrale im Grupotel Taurus Park ist derzeit geöffnet. Offiziell ist Rompelberg noch der Chef. „Meine Frau hat mir aber gesagt, wenn ich nicht aufhöre, verlässt sie mich.“ Daher übergibt der 75-Jährige nun das Geschäft an seine Tochter Letizia und Schwiegersohn Jetse Scholma.

Er selbst bedauert es, dass nun der Ruhestand droht. „Ich habe noch eine ungeheure Arbeitslust. Aber ich werde wohl dann wieder den Tourleiter geben. Schließlich saß ich in letzter Zeit nur noch selten im Sattel.“