Mit sechs Medaillen sind die balearischen Olympiateilnehmer 2016 aus Rio de Janeiro nach Hause gekommen. Rafael Nadal im Doppel und Kanute Marcus Cooper Walz hatten gar Gold um den Hals baumeln. Die 18 Sportler, die nun in Tokio die Inseln vertreten, wollten diese Marke knacken. Nach 95 von 339 Entscheidungen am Mittwoch (28.7.) hat bislang noch kein Insulaner an einer Medaille geschnuppert. Einige Favoriten haben bereits enttäuscht die Heimreise angetreten.

Familientreffen: Nicolau und Rafa Mir. | FOTO: PRIVAT Ralf Petzold

Bei den Triathlon-Weltmeisterschaften hat Mario Mola drei Mal Gold und drei Mal Silber geholt. Doch auch bei seinen dritten Olympischen Spielen konnte der 31-Jährige aus Palma keine Erfolge feiern. Während sich die WM über die ganze Saison zieht, kommt es bei Olympia auf ein Rennen an. Dieses schloss Mola am Sonntag (25.7.) nur auf dem zehnten Platz ab. Wie gewohnt hatte der Mallorquiner auf der Schwimmstrecke seine Probleme. Auf dem Rad versuchte er, die Konkurrenz einzuholen. „Das hat funktioniert, mir aber die Kraft für die Laufstrecke geraubt. Ich habe um jeden Platz gekämpft. Ich habe alles gegeben und bin zufrieden, dass ich mich nicht habe hängen lassen“, sagte er nach dem Rennen vor den Fernsehkameras.

Beim Laufen ging Mola (li.) die Puste aus. | FOTO: EFE

Obwohl es ihre ersten Olympischen Spiele waren, gehörte auch die Radfahrerin Mavi García zum erweiterten Favoritenkreis. Beim Straßenrennen in Tokio am Sonntag war aber nur der zwölfte Platz drin. „Es war ein seltsames Rennen. Die großen Teams haben nicht zusammengearbeitet, und das Peloton war langsam unterwegs“, sagte sie im Anschluss. Beim Zeitfahren am Mittwoch (28.7.) gab es für die zweifache Duathlon-Weltmeisterin aus Marratxí den 23. Platz.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge kann der Schwimmer Joan Lluís Pons seine Teilnahme sehen. Hunderte Fans schauten auf der großen Leinwand in Sóller zu, als der Mallorquiner ins Becken sprang. Pons gewann zwar mit einer Zeit von 4:12,67 Minuten seinen Durchlauf im Halbfinale über 400 Meter Freistil am Samstag, konnte sich aber nicht für das Finale qualifizieren. Immerhin hat der Mallorquiner mit der Zeit nicht nur einen persönlichen, sondern auch einen spanischen Rekord aufgestellt. Dass ihm das relativ egal war, zeigte sein enttäuschter Gesichtsausdruck nach dem Rennen.

Ins Finale geschafft hat es Hugo González. Über die 100 Meter Rücken holte der 22-Jährige den sechsten Platz. Der Mallorquiner hatte noch eine weitere Chance über die 200 Meter Freistil. Bei seiner Spezialität schied González aber am Donnerstag im Halbfinale aus. Im vergangenen Mai holte der Schwimmer über diese Distanz noch Gold bei den Europameisterschaften. Der Sportler aus Palma zählt zur großen Hoffnung der spanischen Schwimmriege. Dabei lässt er seine Zukunft aber offen und spricht gar schon von einem vorzeitigen Karriereende. „Schwimmen ist für mich kein Beruf. Ich schwimme, weil ich eine gute Zeit habe. Es bringt mir aber kein Essen auf den Tisch. Von den Fördergeldern kann ich nicht leben. Wenn ich auf diesem Niveau schwimme und dennoch bei meinen Eltern wohnen muss, dann lasse ich es lieber sein und suche mir Arbeit als Ingenieur.“

Eine ordentliche Leistung hat der Turner Nicolau Mir gezeigt. In der Punktewertung war er der Zweitbeste im spanischen Team. Die Spanier haben aber das Finale verpasst. Der 21-jährige Sohn von Palmas Turntrainer Pedro Mir nutzt die nun freie Zeit in Tokio für ein Familientreffen mit seinem Cousin Rafa Mir. Der Fußballer des spanischen Teams ist zwar in Murcia geboren, verbrachte aber einige Sommer bei der Familie in Palma. Während Nicolau Mir sich entspannen kann, ist Rafa Mir noch mittendrin im Geschehen.

Denn die Fußballer, bei denen auch der Mallorquiner Marco Asensio am Start ist, haben sich am Mittwoch für das Viertelfinale qualifiziert. Am Samstag (31.7.) geht es gegen die Elfenbeinküste, die am Mittwoch die DFB-Elf aus dem Turnier geworfen hat. Die Spanier haben bislang auch keine allzu überzeugende Leistung gezeigt. Gegen Fußballzwerg Ägypten gab es ein maues 0:0, gegen Australien ein knappes 1:0, bei dem Asensio die Torvorlage lieferte. Das Weiterkommen sicherte ein 1:1 gegen Argentinien.

Den besten Eindruck macht derzeit das balearische Segelteam. Der Menorquiner Joan Cardona ist in der Finn-Klasse unterwegs. Bei den Durchgängen am Dienstag holte der 23-Jährige zwei dritte Plätze, am Mittwoch einen fünften und dritten Platz. In der Gesamtwertung liegt der Segler auf dem dritten Platz und somit auf Bronzekurs. „Es ist gut, nicht mit einem Streichergebnis zu starten. Im Moment schaue ich aber nicht zu sehr auf die Rangliste. Ich will weiter bei den Durchgängen unter den besten fünf sein und Konstanz zeigen. Wenn das klappt, werde ich am Ende auch in der Rangliste oben stehen“, sagte Cardona dem „Diario de Mallorca“.

Nicht weniger als Gold wird von Paula Barceló erwartet. Gemeinsam mit ihrer Teampartnerin Támara Echegoyen holten die Seglerinnen im Vorjahr im 49er den WM-Titel. Während es für die Mallorquinerin die ersten Spiele sind, kennt sich Echegoyen mit Olympia aus. 2012 holte die Spanierin schon Gold in London. Nach sechs von zwölf Durchgängen liegt das Duo derzeit ebenfalls auf dem dritten Platz. Bei den drei Durchläufen am Mittwoch gab es zwei dritte und einen zweiten Platz. „Gestern hat sich unsere harte Arbeit nicht im Ergebnis widergespiegelt. Wir haben die Fehler analysiert und es heute wesentlich besser gemacht“, sagte Barceló.

Die meisten Medaillen könnten auch dieses Mal wieder die Basketballer holen. Allein bei den Männern sind mit Álex Abrines, Rudy Fernández und Sergio Llull drei balearische Sportler vertreten. Den Auftakt gewannen die Spanier am Montag mit 88:77 gegen Japan. Das zweite Spiel steht am Donnerstag gegen Argentinien an. Vielleicht gibt es in Tokio einen Basketball-Olympiasieger, der nicht USA heißt. Der große Favorit hat das Auftaktmatch gegen Frankreich verloren – die erste Pleite seit 2004.

Ebenfalls erfolgreich ins Turnier gestartet sind die Basketballerinnen um Alba Torrens aus Binissalem. Spanien gewann das erste Spiel am Montag gegen Südkorea. Am Donnerstag geht es gegen Serbien.