Mallorca hat eines der weltbesten Fußballteams. In Palma spielt der Weltfußballer von 2018, betreut wird der Club von einem der bekanntesten Trainer der Branche. Nein, Real Mallorca hat nicht groß investiert. Die Rede ist von Strandfußballern. Der italienische Wirtschaftsprofessor Amedeo Spadaro sieht in dem Sommerspiel am Strand großes Potenzial und hat es sich zur Herzensangelegenheit gemacht, auf der Insel ein professionelles Team zusammenzustellen. Derzeit bezahlt er die Gehälter größtenteils aus eigener Tasche.

Der Professor aus Sizilien, der an der Balearen-Universität (UIB) lehrt, ist Präsident des Fußballclubs San Francisco in Son Fusteret. Der Verein hat sich auf den Nachwuchs konzentriert, eine Herrenmannschaft gibt es nicht. „Unsere Jugend spielt in der höchsten Liga gegen Barça und Real Madrid. Wir sind eine Unterabteilung von Real Mallorca“, sagt Spadaro. Er selbst war früher ein ganz passabler Kicker auf dem grünen Rasen und hat es in der Heimat bis in die zweite italienische Liga geschafft. „Mit 18 habe ich aufgehört. Zum Profi muss man im jungen Alter schon die mentale Stärke eines 40-Jährigen haben. Das war bei mir nicht der Fall.“

Der Wirtschaftsprofessor Amedeo Spadaro leitet das Projekt Strandfußball auf Mallorca. Privat

Vor zwei Jahren beschloss der balearische Fußballverband, dass es doch ganz nett wäre, ein eigenes professionelles Strandfußballteam auf Mallorca zu haben. Spadaro schlug zu. „In Italien und auf dem spanischen Festland wird an den Stränden viel gekickt. Auf der Insel eher weniger.“ Das soll sich nun ändern. 2019 stellte er ein Team aus Mallorquinern zusammen. „In der spanischen Liga lief es eher verhalten. Aber im Pokal verstärkten wir uns mit zwei portugiesischen Profis und holten prompt den zweiten Platz.“

Durch diesen Erfolg war San Francisco für den Euro Winners Cup qualifiziert, der Champions League im Strandfußball. Die Premiere auf der ganz großen Bühne war erst diesen Sommer, da die Saison vergangenes Jahr wegen der Pandemie gestrichen worden war. Statt mallorquinischen Amateuren sind es nun Vollzeitprofis, die für den Club aus Palma den Sand durchwühlen. Spadaro verpflichtete etwa Llorenç Gómez, der 2018 zum weltbesten Spieler gekürt worden war, und als Trainer Ramiro Amarelle. „Er ist in etwa der Pep Guardiola des Strandfußballs.“

Billig klingt das Projekt nicht. Obwohl die Saison – abgesehen von kleineren Turnieren im Oktober – nur knapp zwei Monate geht, zahlt der Italiener das Gehalt im ganzen Jahr. „Die Spieler verdienen mehr als der Durchschnittsbürger. Unser Etat liegt im Bereich von einem normalen Viertligisten im Fußball, der oben mitspielt. Vergleichbar mit Poblense“, sagt der Präsident. Das Geld stammt aus der Vereinskasse und von seinem privaten Konto. „Wir haben ein paar wenige Sponsoren. Die machen aber vielleicht drei Prozent des Etats aus.“ Theoretisch könnte Spadaro die Spieler auch nur für die Saison bezahlen. „Laut dem Verband FIFA dürfen die Fußballer für mehrere Teams spielen, um nicht nur die kurze Saison in einem Land zu haben. Bei mir unterschreiben sie aber Exklusivverträge. Ich will keine Söldner haben, sondern Spieler, die sich das ganze Jahr meinem Team widmen.“

Künftig sei daher auch geplant, dass die Spieler auf die Insel ziehen. Bislang trainiert jeder für sich in seiner Heimat. Vor der Saison kommt die Mannschaft zu einem Trainingslager zusammen, danach zu den Turnieren, die meist wochenweise ausgetragen werden. In der Champions League holte San Francisco Mitte Juli den dritten Platz. In der spanischen Liga wurde das Team in der vergangenen Woche Zweiter. Am Freitag (6.8.) steht nun noch das spanischen Pokalfinale an.

Es ist nicht nur die Leidenschaft für den Sport, die den Italiener antreibt. Er sieht im Strandfußball auch ein Geschäft. „Die Fußballindustrie braucht immer Input. Im Sommer, wenn die großen Ligen pausieren, gibt es eine Lücke, die wir füllen können. Strand, Musik, Fußball – unser Sport ist ein Spektakel schlechthin.“

Gespielt wird drei Mal zwölf Minuten auf einem 30 mal 40 Meter großen Sandfeld. Die Teams bestehen aus vier Feldspielern und einem Torhüter. Schuhe sind verboten. Wegen des unebenen Bodens dribbeln die Spieler meist, indem sie den Ball jonglieren. Es fallen viele Tore, das Spiel ist schnell. Wenn der Ball im Aus ist, muss er binnen vier Sekunden wieder ins Spiel gebracht werden. „Technisch sind die Strandfußballer 20-mal besser als die Kollegen auf dem Rasen. Wenn meine Mannschaft gegen Real Madrid oder Barça spielen würde, würden wir zweistellig gewinnen.“

Was fehlt, ist ein Platz. „Die Stadt hat uns 300.000 Euro für ein kleines Stadion in Son Fusteret bewilligt. In der städtischen Bauverordnung ist das aber nicht vorgesehen. Seit vier Jahren kämpfen wir darum.“ Durch die zunehmende Begeisterung für den Strandfußball hofft Spadaro, dass die Verordnung geändert wird. Das Interesse der Fans sei jedenfalls da. „Als wir 2019 ein Spiel in Cala Ratjada hatten, waren sogar 4.000 Zuschauer da.“