Mallorca hat eine goldene Generation im Motorsport. Nicht einmal zwei Monate liegen zwischen MotoGP-Weltmeister Joan Mir, Moto-2-Fahrer Augusto Fernández und Moto-E-Pilot Miquel Pons, die alle im Jahr 1997 auf der Insel geboren wurden. Während Fernández und Mir sich schon im Profibereich etabliert haben, will sich Pons über die Elektromotorräder in die Königsklasse der Benziner hocharbeiten. Das klappt ganz gut. Einen Sieg konnte der 24-Jährige aus Campanet im Juni in Barcelona schon einfahren. Drei Rennen stehen in dieser Saison noch aus. Weiter geht es am Sonntag (15.8.) in Spielberg.

Wie kommt’s, dass Sie zum Motorradfahrer geworden sind?

Wie bei den meisten Fahrern waren auch bei mir die Eltern der Ausgangspunkt. Ich bin mit meinem Vater zu einem Cross-Rennen gegangen, und er fragte mich, ob ich ein Motorrad haben möchte. Mit sechs Jahren saß ich erstmals im Sattel und die Leidenschaft hat ständig zugenommen. Mein Vater war zwar selbst kein Rennfahrer, aber er hat mit mir gemeinsam diese Welt entdeckt.

Seit diesem Jahr sind Sie Profi. Können Sie von den Rennen in der Moto-E-Klasse leben?

Ja, ich unterstütze aber nebenbei meinen Vater in seiner Baufirma. Ich halte es für wichtig, noch einen Alltagsjob zu haben, um nicht zu vergessen, was das wahre Leben bedeutet. Das hält mich neben dem täglichen Training ständig auf Trab.

Wieso haben Sie sich für die Elektromotorräder entschieden?

Ich bin zuvor in den spanischen und europäischen Wettbewerben gefahren. Die weltweite Bühne der Moto E sehe ich als gutes Sprungbrett, um es in in die Moto-2-Klasse zu schaffen.

Wobei der Weg dorthin die meisten Motorradfahrer über die Moto-3-Klasse führt …

Jeder wählt seinen eigenen Weg. Wenn man ein gewisses Alter und eine entsprechende körperliche Größe erreicht hat, kann man nicht mehr Moto 3 fahren. Dafür muss man klein und dünn sein. Ich durfte im April in Portugal schon einmal in die Moto-2-Klasse reinschnuppern, da ist das Ziel nun nicht mehr Moto 3.

Wie unterscheiden sich die Elektromotorräder zu den Benzinern?

Der wohl größte Unterschied ist das Gewicht. Die Elektromotorräder bringen mit bis zu 260 Kilogramm deutlich mehr auf die Waage und sind dadurch schwieriger zu bremsen. Das Gefährt sollte nicht auf einen drauffallen. Dafür hat man ordentlich Power unter dem Hintern, und es macht viel Spaß, damit zu fahren. Im Vergleich zur MotoGP, die mit 300 km/h unterwegs sind, sind wir mit 265 km/h etwas langsamer. Die E-Klasse gibt es aber auch erst seit drei Jahren und die Hersteller können in diesem Bereich weiter investieren. Es fehlt noch etwas die Begeisterung der Zuschauer, aber Moto E ist im Kommen.

Ein Boxenstopp zum Stromauftanken gibt es sicherlich nicht?

Die Motorräder werden vor dem Rennen voll aufgeladen und dann mit Ventilatoren runtergekühlt. Wir fahren nur acht Runden. Das dauert in der Regel etwa 20 Minuten. Die Rennen sind so konzipiert, dass die Batterie entsprechend hält. Sobald die Batterie nur noch bei 25 Prozent ist, lässt die Leistung nach. Einen kleinen Spielraum haben wir. Ich beende die Rennen meist mit 30 bis 35 Prozent Batterie.

Die Elektrogefährte dürften wesentlich leiser unterwegs sein. Birgt das eine Gefahr, wenn man die anderen Motorräder akustisch nicht verorten kann?

Sie machen gar keinen Lärm. Man hört nur das Geräusch des Windes. Es ist ein Zischen, wie bei einem vorbeifahrenden Auto. Für uns Fahrer macht der Wind trotzdem so viel Lärm, dass wir Ohrenstöpsel tragen. In den Kurven können wir die anderen Motorräder durch die quietschenden Reifen hören. Bei den Benzinern hingegen hört man durch den Lärm des Motors auch nur sein eigenes Motorrad.

Die Elektromobilität gilt als die Zukunft. Wird die Moto-E-Klasse eines Tages die MotoGP ablösen?

Ablösen glaube ich nicht. Da aber immer mehr auf nachhaltige Energie gesetzt wird, wird die Klasse weiter an Popularität gewinnen und sich etablieren können.

Drei Rennen stehen in dieser Saison noch aus. Sie liegen in der Gesamtwertung derzeit auf dem sechsten Platz. Können Sie noch in den Titelkampf eingreifen?

Ich schaue von Rennen zu Rennen und natürlich will ich oben mitmischen. Beim bislang letzten Rennen in Holland Ende Juni bekam ich aber in der Qualifikation eine Strafe aufgebrummt und musste als Letzter starten. Das hat mich einige Punkte gekostet, da ich das im Rennen nicht mehr aufholen konnte. Die Saison ist kurz, und Fehler sind deswegen ziemlich kostspielig.

Sie bilden mit Augusto Fernández und Joan Mir regelrecht eine goldene Generation.

Auf Mallorca gibt es eine gute Jugendarbeit. Ich bin stolz darauf, von hier zu kommen. Die Insel ist klein und dennoch gibt es viele gute mallorquinische Piloten. Oft werden wir danach gefragt, was es denn so Besonderes an Mallorca gibt, dass so viele Motorradfahrer von hier kommen. Ich denke, es ist einfach eine gute Arbeit, die verrichtet wird.

Ist es vielleicht auch die Konkurrenz, die die Mallorquiner so stark macht?

Mit Augusto Fernández trainiere ich noch heute gemeinsam. Wir wollten immer schneller als der andere sein. Das bringt uns ein Plus in der Leistung. Mit Joan Mir habe ich aber weniger zu tun.

Sie wollen es in die Moto-2-Klasse und später sicherlich in die MotoGP schaffen. Was fehlt Ihnen, um den nächsten Schritt zu machen?

Man kann nicht davon sprechen, dass etwas fehlt. Sicher kann ich mich täglich verbessern. Aber ich muss einfach so weitermachen wie bisher. Die Arbeitsweise stimmt, da muss ich nichts groß verändern. Es dauert einfach seine Zeit. Auch Glück gehört dazu. Und dass mir die Teams eine Chance geben.