Manchmal holt einen die Vergangenheit ein, vor allem, wenn sie keine ruhmreiche war. Das musste jetzt der menorquinische Fußballprofi Sergi Enrich feststellen. Eine höchst delikate Geschichte aus dem Jahr 2016 wurde ihm nun zum Verhängnis bei der Suche nach einem neuen Verein. Bundesliga-Absteiger Schalke 04 wollte Enrich, der immerhin über die Erfahrung von fast 200 Spielen in der Primera División verfügt, gerne für den Sturm verpflichten. Noch dazu war der 31-Jährige ohne Verein, kostete also keine Ablöse. Die Verpflichtung sollte eigentlich am Mittwoch (8.9.) verkündet werden.

Doch wie es im Fußball-Business nun einmal so ist: Die Gerüchteküche war bereits zuvor aktiv, die "Bild"-Zeitung schrieb als erstes Blatt über den geplanten Transfer. Und da dauerte es nicht lange, bis der erste Schalker Anhänger bei seinen Recherchen über Enrich auf Berichte über ein delikates Sexvideo stieß, das der Stürmer, der von 2008 bis 2011 bei Real Mallorca spielte, mit seinem Teamkollegen beim Erstligisten Eibar, Antonio Luna, gedreht hatte. In dem Video sind Enrich und Luna beim Sex mit einer Frau zu sehen, die allerdings weder ihr Einverständnis für die Aufnahmen erteilt hatte geschweige denn wusste, dass sie überhaupt gefilmt wurde. Enrich und Luna wurden im Januar 2021 zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil sie das Video öffentlich gemacht hatten, mussten die Strafe aber nicht antreten. Sie entschädigten die Frau mit 110.000 Euro.

Die Geschichte über das Skandalvideo verbreitete sich schnell in den Reihen der Schalker Fans, die in den sozialen Netzwerken gegen die Verpflichtung von Sergi Enrich trommelten. "Hoffe mal da ist noch nichts unterschrieben. Will nicht, dass so einer unser Trikot trägt" oder "Kommt hoffentlich nicht. Widerlich." oder auch "Untragbar, wenn unser Leitbild noch irgendwas was wert sein soll..." lauteten Kommentare in einem Schalker Forum. Allerdings gab es auch Fans, die Enrich verteidigten oder seine Vorgeschichte zumindest nicht als Ausschlusskriterium für eine Verpflichtung sahen.

Dennoch: Am Mittwochnachmittag (8.9.) meldete sich dann der Verein zu Wort. In einer kurzen Stellungnahme auf Twitter schrieb Schalke 04: "Wir haben uns mit dem vertragslosen Spieler Sergi Enrich beschäftigt und uns gegen eine Verpflichtung entschieden." Einen Verweis auf das Skandalvideo gab es zwar nicht, aber es gilt als ausgemacht, dass die Reaktion der Fans auf die mögliche Verpflichtung den Deal platzen ließ. Dabei war Enrich laut Medienberichten bereits für den medizinischen Check nach Düsseldorf gereist.

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Viele Fans nahmen die Entscheidung gegen Enrich dankbar auf, zumal der Menorquiner und Antonio Luna nach der Aufnahme des Sexvideos auch noch durch rassistische Äußerungen gegenüber einem Teamkollegen aufgefallen waren, der das Tape damals weiterverbreitete. Ein solches Verhalten kollidiert mit dem Schalker Leitbild. Unter Punkt 8 heißt es da: "Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein."

Schalke 04 hatte sich für Enrich interessiert, nachdem Real Mallorca den US-amerikanischen Stürmer Matthew Hoppe aus dem Ruhrpott auf die Insel gelockt hatte. Der 20-Jährige, der im US-Bundesstaat Arizona in einer Akademie des FC Barcelona ausgebildet worden war, gilt als großes Talent auf seiner Position. /jk