Die Länderspielpause bietet Real Mallorca Zeit, das Geschehene der vergangenen Wochen zu verarbeiten. Der Erstligist hat sich auf dem Transfermarkt clever verstärkt und einen fast schon sensationellen Saisonstart hingelegt. Die MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ hat vor dem Auswärtsspiel am Samstag (11.9.) gegen Athletic Bilbao mit Trainer Luis García Plaza gesprochen.

Ihnen ist es gelungen, ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen. Spüren Sie dadurch mehr Druck auf Ihren Schultern?

Druck? Auf meinen Schultern? Warum? Ich glaube, Sie haben nicht verstanden, dass wir im Club zusammenarbeiten. Man muss nicht zwischen Sportdirektor Pablo Ortells und mir unterscheiden. Bei allem Respekt, ich verstehe Ihre Frage nicht.

Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, rollt nun mal meist zuerst der Kopf des Trainers.

Wenn wir diese Saison als Viertletzter den Klassenerhalt schaffen, ist das ein Erfolg. Die Verstärkungen waren nötig, um mit den anderen Teams mithalten zu können. Das ist meine Meinung, und die teilt auch Pablo Ortells. Wir hatten ein genaues Suchprofil: Spieler mit Erfahrung in der Primera División, die wir mit Jaume Costa, Pablo Maffeo und Ángel Rodríguez gefunden haben. Und dann junge, hungrige Spieler. Das sind Take Kubo, Matthew Hoppe, Fer Niño und Kang-in Lee. Abgesehen von Ángel, nennen Sie mir einen Spieler in unserem Kader, der als Torjäger in der ersten Liga gilt!

Da gibt es keinen.

Deshalb ist uns klar, wer wir sind. Der Druck war in der vergangenen Saison wesentlich höher, als wir aufsteigen mussten.

Mit sieben Punkten haben Sie einen Saisonstart hingelegt, den so kaum ein Experte erwartet hätte. Hatten Sie damit gerechnet?

Nein, wir Trainer machen nicht solche Rechenspielchen. Das Team hat sich in der Vorbereitung als zuverlässig erwiesen. Wir haben meist mit einem Tor gewonnen. Das Wichtige ist, dass wir dem Gegner wenige Chancen geben. Das ist die Grundlage, um Punkte zu sammeln. Wir hätten mit etwas Pech auch weniger Zähler haben können. Aber die Mannschaft hat darum gekämpft, darauf kommt es an.

Hat der Kader das Zeug dazu, den Klassenerhalt zu schaffen?

Natürlich! Ich denke mal, dass acht Teams oben mitspielen werden. Bei den restlichen zwölf lautet das Motto: Rette sich, wer kann! Der ein oder andere hat durch die Finanzen dabei eine bessere Ausgangslage. Es gibt jedes Jahr Überraschungen, und eines der Teams, das oben erwartet wurde, landet unten oder andersherum. Für unser Projekt ist wichtig, dass wir uns in der ersten Liga halten. Und wenn wir uns den Klassenerhalt erst am letzten Spieltag erzittern, dann soll es so sein. Danach lässt uns der Fußballgott hoffentlich von größeren Zielen träumen.

Vor einem Jahr hat das US-amerikanische Eigentümergespann von Ihnen verlangt, dass Sie das Team mindestens in die Play-offs führen. Wie sind nun die Vorgaben in dieser Saison?

Wir sollen uns retten. Mir hat die Ansage der Eigentümer im Vorjahr gefallen: Sie sagten klipp und klar: Mit dem siebten Platz hast du das Ziel verfehlt. Wenn du aufsteigst, mehr als das Ziel erreicht. Das ist eine realistische Herangehensweise. In dieser Saison ist mit unserem Budget der Klassenerhalt das Ziel. Die Fußballer haben ein ernsthaftes Projekt vor Augen, einen Verein, der wachsen will. Take Kubo und Kang-in Lee sind Paradebeispiele. Sie sind nicht des Geldes wegen hier, sie wollten einfach bei Real Mallorca sein.

Auf manchen Positionen sind Sie doppelt oder sogar dreifach besetzt. Sind das nicht letztendlich zu viele Spieler?

Wir haben einen großen Kader. Viele Spieler sind sehr jung, das hat Vor- und Nachteile. Ich muss mit der Situation umgehen können. Bei den Jungspunden muss man sehen, wie sie sich in schwierigen Momenten verhalten. Dann kommt es auf Erfahrung an. Ein Salva Sevilla ist sicherlich nicht mehr der schnellste, aber vom Kopf her ein Top-Leistungsträger. Im Verlauf der Saison wird es auf alle Spieler ankommen.

Wird Kubo das neue Aushängeschild des Vereins sein?

Das geht nicht, da er nur ausgeliehen ist. Aber er wird ein wichtiger Spieler sein. Er ist mit einem Lächeln auf der Insel angekommen. Ich habe ihn begrüßt und ihm die Hand gegeben. Das zeigt ihm, dass er bei uns wertgeschätzt wird. Nicht nur von mir, sondern vom Club, von den Fans, von seinen Mitspielern.

Die große Überraschung war der Ex-Schalker Matthew Hoppe. Kannten Sie den Spieler?

Es ist der Neuzugang, den ich am wenigsten kannte. Pablo hat mich angerufen und mir gesagt, dass die Möglichkeit besteht, die Zeit aber drängt. Ich habe mir ihn etwas angeschaut und bei Bekannten nachgefragt. Ich vertraue da aber auch dem Sportdirektor und seinen Leuten. Hoppe ist eine Investition in die Zukunft. Er muss sich an einen neuen Spielstil und an eine neue Umgebung gewöhnen. Durch die Verletzung von Ángel mussten wir nachlegen. Hoffentlich nutzt Hoppe nun seine Chance.

Sie waren mit der Mallorca-Legende Héctor Cúper beim Mittagessen. Wie war’s?

Wenn man mit so einer Person am Tisch sitzt, muss man wenig reden und viel zuhören und lernen. Er strotzt vor Erfahrung. Es war mir eine Ehre, da wir Trainer Sturköpfe sind und kaum Beziehungen zu den Kollegen haben. Mit Ernesto Valverde und José Luis Mendilibar komme ich gut aus, den Rest kann ich nicht ausstehen.