Im deutschen Basketball fällt es Fans oft schwer, sich mit den Clubs stärker zu identifizieren. Oft bleiben die Spieler nur eine Saison bei den Vereinen, manchmal mit Kurzzeitverträgen gar nur für wenige Spiele und Monate. Quantez Robertson ist eines der wenigen Gegenbeispiele. Der 36-jährige US-Amerikaner spielt bereits seit zwölf Jahren bei den Skyliners in Frankfurt, wo er längst Publikumsliebling und Rekordhalter in den meisten Kategorien ist. Mit dem Bundesligisten war der Aufbauspieler bis vergangenen Samstag auf Mallorca im Trainingslager. In der Generalprobe vor dem Start der BBL gegen Braunschweig am Sonntag (26.9.) besiegte der Frankfurter Zweitligist Palmer Palma mit 89:59 in Inca.

Stehen Sie so sehr auf Bratwurst und Sauerkraut, dass Sie im Gegensatz zu vielen Kollegen so lange in Deutschland bleiben?

Ich habe das ehrlich gesagt noch nicht so oft gegessen, daher kann ich die Frage schlecht beantworten. Die Stadt ist einfach schön, und der Verein hat tolle Fans. In der deutschen Liga gibt es harte Konkurrenz. Es macht Spaß, in der BBL zu spielen. Sicherlich spielt auch das Geld eine Rolle, denn schlecht bezahlt werde ich nicht.

Nach zwölf Jahren sprechen Sie noch kein Deutsch. Haben Sie nie einen Versuch gestartet, die Sprache zu lernen?

Ich habe es auf eigene Faust versucht, das hat aber nicht geklappt. Ich muss mal schauen, ob ich mich in einen Sprachkurs einschreiben kann und dort ein paar Stunden pauke.

In der ganzen Zeit hat Sie noch nie jemand in einen Sprachkurs gesetzt?

Bislang nicht. Viele Leute in Frankfurt sprechen Englisch. Sicher wäre es nett, wenn ich auch Deutsch könnte. Dann würde ich bei manchen Konversationen nicht so wortlos am Rande stehen. Im Supermarkt und in Bars kann ich mich mit Hand und Fuß verständigen. Es ist aber nicht immer leicht.

Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Während Sie sich eine zweite Heimat in Frankfurt aufbauen, lebt Ihre Familie in den Staaten. Wie kommt das?

Meine Familie pendelte zwischen Alabama und Frankfurt. Meine Frau hatte vier Jahre lang eine Trainerstelle in den USA. Da hatte sie die Kinder mitgenommen. Das war eine harte Zeit, da ich sie nur über das Telefon oder Videoanruf sprechen konnte. Ohne Visum konnten sie nur für kurze Zeit zu mir kommen. Die Kinder haben es verstanden, warum Daddy nicht da war. Ich musste immerhin meiner Arbeit nachgehen. Natürlich waren sie traurig, haben aber versucht, sich das nicht anmerken zu lassen. Mittlerweile trainiert meine Frau nicht mehr, und meine Familie ist öfter bei mir. Jetzt können sie das europäische Leben genießen. Meine Tochter startet jetzt mit der Schule. So kann wenigstens eine Person aus der Familie mal Deutsch sprechen.

Sie werden im Dezember 37 Jahre alt. Haben Sie sich schon Gedanken über das Karriereende gemacht?

Ich habe danach noch ein Jahr Vertrag. Daher kann ich mir für die Entscheidung Zeit nehmen. So wie es ausschaut, werde ich nach der aktiven Karriere in die Staaten zurückkehren, wo ich ein Haus habe.

Warum gibt es in der BBL so viele Kurzarbeiter und nicht mehr Spieler wie Sie, die eine Ära im Club prägen?

Es hängt davon ab, wie man sich im Club, in der Mannschaft, in der Stadt fühlt. Manchmal kommen lukrative Angebote aus dem Ausland, die man einfach nicht ablehnen kann, obwohl man als Spieler gerne bleiben würde. Aber manche deutsche Vereine haben dann nicht das nötige Geld, um die Gehaltsforderungen zu erfüllen. Für viele amerikanische Spieler ist die Bundesliga ein Sprungbrett. Es ist bekannt, dass es eine harte Liga ist.

Sucht man als Mensch nicht aber nach Stabilität? Will man nicht sesshaft werden?

Die US-amerikanischen Profis wissen, dass die Deutschen gut und pünktlich zahlen. Das ist in anderen Ländern nicht so.

Das stimmt. Manche Spieler ziehen Zwei-Jahres-Verträge vor, damit sie um die Sicherheit wissen, in der nächsten Saison einen Job zu haben. Andere gehen das Risiko ein, um sich nach dem ersten Jahr vielleicht einen besseren Vertrag erspielen zu können. Einige Basketballer wollen sich auch in der amerikanischen Summer League beweisen, wo sie um einen Platz in der NBA spielen können.

War Letzteres für Sie nie eine Option?

Nein, ich bin lieber die sichere Schiene gefahren und habe langfristige Verträge unterschrieben. Ich habe gut verdient, und meiner Familie gefällt es hier.

Kennen die US-Amerikaner die deutsche Basketballliga?

Nicht wirklich. Wenn sie nicht Freunde oder Familienangehörige haben, die in der BBL spielen. So kam auch mein Engagement hier zustande. Ein Freund, mit dem ich zu der Zeit trainierte, hatte in Frankfurt unterschrieben. Das Team hat nach einem Aufbauspieler gesucht, und mein Kumpel hat mir ein Probetraining organisiert. Am Anfang habe ich auch nur einen Vertrag für drei Monate bekommen.

Hat sich die deutsche Liga in all den Jahren verändert?

Sie ist mehr oder weniger gleich geblieben. Es gibt viele große, kräftige Jungs, die gute Werfer sind. Es ist jedoch auffällig, dass es immer mehr Top-Spieler in die BBL zieht.

Warum ist das so?

Natürlich hat sich die Liga mittlerweile einen Namen gemacht, aber es läuft doch immer wieder aufs Geld hinaus. Die US-amerikanischen Profis wissen, dass die Deutschen gut und pünktlich zahlen. Das ist in anderen Ländern nicht so. Sicherlich könnte man außerhalb von Deutschland mehr verdienen, aber nur dort hat man die Sicherheit, dass das Geld am Ende auf dem Konto landet.

Vor zehn Jahren entwarf der damalige BBL-Geschäftsführer Jan Pommer einen Plan, nach welchem die Liga bis 2020 der stärkste Wettbewerb Europas werden soll. Wie sieht es damit aus?

Die deutschen Teams kommen in der Regel in den internationalen Wettbewerben weit.

Sie haben mit Frankfurt 2016 den Euro Cup gewonnen. Das ist bislang der einzige Titel.

Dennoch werden die deutschen Teams immer stärker. Seit einer gefühlten Ewigkeit heißt es, dass die spanische Liga die stärkste ist. Dagegen kann man schlecht was sagen. Die BBL gehört vielleicht nicht zu den besten fünf Ligen, aber zu den besten zehn auf jeden Fall.

Nach dem Titelgewinn im Jahr 2016 ging es bei den Skyliners bergab. In den folgenden fünf Saisons gab es nur noch eine Play-off-Teilnahme in der BBL.

Da waren viele Verletzungsprobleme dabei. Wir haben zum falschen Zeitpunkt Schlüsselspieler verloren. Dadurch war das Momentum nicht länger auf unserer Seite.

Also alles nur Pech?

Talent fehlt auf jeden Fall nicht. Wir waren immer in der Ausgangslage, es in die Play-offs zu schaffen. Diese Saison geht es schon wieder schlecht los, und es fehlen Leute.

Ihre Mitspieler sind 24 Jahre oder jünger. Lassen die Jünglinge Sie alt aussehen?

Das versuchen sie, aber ich zeige ihnen, dass ich immer noch genauso schnell wie früher bin und es noch draufhabe. Den ein oder anderen Opa-Witz muss ich mir aber anhören.