Er sei einer der besten deutschen Stürmer, sagte Kultcoach Peter Neururer der „Bild“ kürzlich über Simon Terodde. Der Angreifer hat die meisten Tore in der zweiten deutschen Bundesliga erzielt. Bei seinen Versuchen, in der ersten Liga Fuß zu fassen, herrschte aber Flaute. In etwa das spanische Pendant dazu ist Dionisio Emanuel Villalba, Dioni genannt. Der 31-Jährige ist mit 143 Toren der zweitbeste Torjäger der spanischen dritten Liga.

Seit dieser Saison läuft er für den Drittligisten Atlético Baleares auf Mallorca auf. Mit dem Club des deutschen Eigentümers Ingo Volckmann soll es endlich hoch in die zweite Liga gehen. Der Grundstein dafür ist gelegt. Der Arbeiterclub ist ungeschlagen. Am Sonntag (10.10.) gab es ein 1:1 gegen Linares Deportivo. Die Mallorquiner stehen auf dem zweiten Tabellenplatz, der für die Play-offs berechtigt. Nur der Meister steigt direkt auf. Ein Faktor für den gelungenen Saisonstart ist Dioni. Der Stürmer führt mit fünf Treffern die Torjägerliste an und traf auch gegen Linares - nach gerade einmal 24 Sekunden.

Atlético Baleares und Ihnen geht es ähnlich. Jahr für Jahr versuchen Sie, aus der dritten Liga zu entkommen. Ist es ein Teufelskreis?

So ziemlich. Ich versuche es seit Jahren. Es ist eine schwierige Liga. Die Konkurrenz ist stark, viele Teams haben hohe Budgets und gute Spieler. Am Ende läuft es auch auf Glück hinaus. Manchmal spielt ein vermeintlicher Underdog eine starke Saison und baut sich so Selbstvertrauen auf. Entscheidend ist dann aber das letzte Spiel in den Play-offs. Ich habe in meiner Karriere mit Oviedo einmal den Aufstieg geschafft. Das Blöde war aber, dass ich ausgeliehen war und so in der dritten Liga hängenblieb. Ich liebe den Fußball und habe Spaß am Spiel. Es ist jetzt nicht so, dass ich schlaflose Nächte habe, weil ich nicht höherklassig spiele. Ich bin deswegen auch als Spieler in der dritten Liga glücklich.

Sie haben mehrere Jahre in der ersten oder zweiten Liga gespielt. Die Tore blieben aber aus. Woran lag es?

Ich kenne die dritte Liga, die Trainer und die Mitspieler gut. Als ich den Sprung in die höhere Ligen versucht habe, musste ich bei null anfangen. Die Spieler, die sozusagen aufrücken, bekommen in der Regel am wenigsten Gehalt und am wenigsten Spielminuten. Darauf war ich damals mental nicht vorbereitet. Beim kleinsten Gegenwind habe ich den Kopf hängen lassen. Da war ich lieber der Star in der dritten Liga, wo ich besser bezahlt wurde. In meinem Alter bin ich jetzt mental stärker und fühle mich bereit für den Sprung. Im Idealfall klappt es mit Atlético Baleares.

Auch Ihre Auslandsaufenthalte liefen nicht sonderlich erfolgreich …

Als ich 2012 zu Udinese Calcio wechselte, haben die Italiener im großen Stil Talente gekauft und verliehen. Sie hofften, dass ich einen Entwicklungsschub hinlege und mich in höheren Ligen etabliere. Dazu kam es aber nicht. Bei meiner Zeit 2018 in Polen bei Lech Posen kamen wirtschaftliche Probleme hinzu. Meine Berater wollten mich ein bisschen hinters Licht führen. Ich habe die Situation hingenommen, und gerade als ich in Form war, verletzte ich mich. Als ich wieder gesund war, wurde der Trainer entlassen, und sein Nachfolger wollte mich nicht mehr.

Sicherlich hätten fast alle spanischen Drittligisten Sie im Sommer mit Kusshand genommen. Was hat den Ausschlag für Atlético Baleares gegeben?

Es war ein gutes Gesamtpaket. Ich kannte viele Spieler, die früher hier waren und nur Gutes erzählt haben. Ich habe vorher in León gespielt. Da war es einfach verdammt kalt. Ich komme aus Málaga, ich bin ein Strandtyp. Ich will neben dem Fußball auch den Alltag genießen. Neben den spanischen Drittligisten war auch ein Erstligist aus Indien lange an mir interessiert. Klar hatte ich Lust auf ein neues Auslandsabenteuer, und finanziell wäre es auch lukrativer gewesen. Da wär aber die Sprachbarriere hinzugekommen, und ich hätte sicherlich meine Familie nicht mitgenommen und hätte sie so nicht sehen können.

Ihnen fehlen 29 Tore zum Drittliga-Rekord von Santiago Castillejo. Ist das ein konkretes Ziel von Ihnen?

In dieser Saison wird es schwierig, den Rekord zu knacken. Durch die Neugestaltung der Liga hat das Niveau deutlich angezogen. Mit 31 Jahren habe ich aber noch Zeit. Es ist immer toll, Rekorde aufzustellen. Ich bin zwar sicher nicht besessen davon, werde den Moment aber feiern, wenn es so weit ist.

Unabhängig von Ihren Teams haben Sie immer Ihre Tore gemacht. Wie wird man so ein Torjäger?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Antwort darauf. Es ist wohl angeboren. Schon als ich mit fünf, sechs Jahren mit dem Fußball angefangen habe, habe ich viele Tore geschossen. Die Jahre vergingen, und es kamen immer mehr Treffer auf dem Konto dazu. Ich suche nach leichten Lösungen und einfachen Schüssen. Ich muss keinen tollen Trick machen, sondern schiebe den Ball einfach am Torwart vorbei. Das ist sicherlich ein Talent, das letztendlich alle Stürmer haben.

Es scheint, als könne im modernen Fußball kein Torjäger mehr ohne eigene Choreografie beim Torjubel existieren. Wie handhaben Sie das?

Ich habe keinen eigenen Jubel. Ich kopiere meist Karim Benzema von Real Madrid, der die Arme weit ausstreckt. Er ist mein Idol.

Steigt Atlético Baleares dieses Jahr endlich in die zweite Liga auf?

Hoffen wir es. Es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wir müssen uns auf das jeweils nächste Spiel konzentrieren. Wenn wir uns zu sehr auf den Aufstieg fokussieren, schadet uns das nur.