Die vor knapp zwei Wochen angekündigte Reportage über Robert Sarver, den Besitzer des NBA-Basketballteams Phoenix Suns und des Fußball-Erstligisten Real Mallorca, ist am Donnerstag (4.11.) erschienen. Der US-amerikanische TV-Sportsender ESPN erhebt schwere Vorwürfe gegen den Banker aus Arizona. Er soll ein "toxisches Arbeitsumfeld geschaffen haben und sich mehrfach rassistisch sowie frauenverachtend geäußert haben". Sarver bestreitet die Vorwürfe. Dennoch könnten seine Tage in der NBA gezählt sein. Seine Zukunft auf Mallorca ist hingegen offen. Real Mallorca hat bislang keine Stellungnahme abgegeben.

In dem ESPN-Bericht kommen mehr als 70 Personen zu Wort, die mit Sarver bei den Phoenix Suns zusammengearbeitet haben. Ein Großteil der Anschuldigungen dreht sich um die Frage, ob der 60-Jährige des despektierliche N-Wort zur Bezeichnung von Afroamerikanern benutzt hat. "Sie können mir keine Anschuldigung aus rassistischer oder frauenverachtender Sicht nennen, die mich bei ihm überraschen würde", äußert sich ein namentlich nicht genannte ehemalige Führungskraft des Basketballteams. Ein derzeitiger Angestellter sagt: "Wenn der Commissioner (in etwa der Ligachef, Anm. d. Red.) kommen und die Zustände in Phoenix untersuchen würde, wäre er entsetzt."

Einer der wenigen namentlich genannten Interviewpartner ist der ehemalige Trainer Earl Watson. Er beschuldigt seinen früheren Chef, in einem Vier-Augen-Gespräch im Oktober 2016 das N-Wort benutzt zu haben. Er habe daraufhin Sarver gesagt, dass das Wort nicht in Ordnung sei, so Watson. Der Phoenix-Suns-Besitzer habe sich daraufhin damit rechtfertigt , dass die Spieler es benutzt hätten und er sie nur zitieren würde.

Sarver meldet sich über seine Anwälte

Sarver selbst kommt in dem Bericht über seine Anwälte zu Wort. Die Rechtfertigungen sind jedoch widersprüchlich. Zuerst heißt es: "Ich habe nie eine Person oder eine Gruppe mit dem N-Wort bezeichnet. Weder schriftlich noch mündlich. Ich nutze dieses Wort nicht. Es ist abscheulich, eklig und geht gegen alles, an was ich glaube."

Später gesteht er dann aber doch, dass er das Wort einmal benutzt habe. "Ein Spieler benutzte es in dem Sinn, dass sich die Teamkameraden gegenseitig den Rücken stärken müssen. Ich antwortete: 'Ich würde nicht N. sagen, sondern dass wir alle im selben Boot sitzen."

Frauen als Objekte behandelt

Sarver, der die Basketballer 2004 übernommen hat und nur wenig Erfolg mit dem Team hatte, gilt als schwieriger Charakter und knallharter Arbeitgeber. "Ich zahle euch viel Geld, damit ihr meine Marotten aushaltet", soll er einmal gesagt haben. In dem Bericht beklagen sich Frauen darüber, dass sie in seinen Augen nicht den gleichen Stellenwert wie Männer hätten. In einem Fall soll Sarver einer Mitarbeiterin gesagt haben, dass er sie "besitze". Gegenüber seinen Angestellten soll er offen über den Sex mit seiner Frau und seine Penisgröße prahlen und Fotos seiner Frau in Unterwäsche kursieren lassen. Auch die Spieler soll er nach ihren Sexleben gefragt haben.

Auch diese Anschuldigungen streitet sein Anwaltsteam konsequent ab. Bei den Fotos seiner Frau solle es sich um Aufnahmen der neuesten Bademodenkollektion des Teams gehandelt haben, die Sarver seinen Mitarbeitern vorstellen wollte.

Sarver erhält Unterstützung

Es kommen nicht nur kritische Stimmen im ESPN-Bericht zu Wort. Laut NBA-Sprecher Mike Bass habe es nie eine offizielle Beschwerde bei der Liga über den Umgangston von Sarver gegenüber seinen Angestellten gegeben. "Dieser Bericht ist komplett hanebüchen und falsch. Er beschreibt in keiner Weise den Robert Sarver, mit dem ich 15 Jahre lang zusammengearbeitet habe. Er ist kein Rassist und kein Sexist", wird der amtierende Phoenix-Suns-Präsident und Geschäftsführer Jason Rowley.

Die NBA hat kurz nach Erscheinen des Berichts eine Ermittlung eingeleitet und eine Anwaltsfirma damit beauftragt. Ein früherer Fall zeigt jedoch, dass die Zukunft des Besitzers im amerikanischen Basketball düster ist, sollten sich die Anschuldigungen auch nur ansatzweise bewahrheiten. 2014 hat die Liga den früheren LA Clippers-Besitzer Donald Sterling lebenslang gesperrt und zu einer Höchststrafe von 2,5 Millionen US-Dollar verdonnert. Er hatte seiner Ex-Freundin gesagt, dass sie nicht mehr in Begleitung von afroamerikanischen Personen zu den Basketballspielen kommen und auch keine Selfies mehr mit der Basketballlegende Magic Johnson in den sozialen Netzwerken teilen soll.

Für Real Mallorca wäre es ein Rückschlag

Auf der Insel ist Robert Sarver seit Januar 2016 aktiv, als er gemeinsam mit Partnern Real Mallorca übernahm. Er gilt als Chef des US-amerikanischen Eigentümergespanns, dem auch der frühere Tennisprofi Andy Kohlberg - mittlerweile Präsident des Teams- und der Ex-NBA-Star Steve Nash angehören. Anfangs installierten die US-Amerikaner den Schweizer Maheta Molango als ihre rechte Hand. Sarver selbst zeigte sich zwar dann und wann bei den Spielen, blieb aber meist im Hintergrund und ist auch kaum für Interviews verfügbar.

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Bei den Fans sind die Eigentümer beliebt, da sie das von den vorherigen Besitzern hinterlassene Chaos beseitigt, die Schulden des Clubs abbezahlt und die Mannschaft in die erste Liga geführt haben. Sollte es durch den ESPN-Bericht auch auf Mallorca zu einem Eigentümerwechsel kommen, wäre das wohl ein großer Rückschlag für den Verein.