Mallorca wird künftig wohl immer einen Platz im Herzen von Luis-Joe Lührs haben. Nicht wegen der Strände oder der Partys – der gerade erst 19 Jahre alt gewordene Radfahrer erlebte auf der Insel, wie es ist, ein Profi zu sein. Bei der Mallorca Challenge startete der Münchner erstmals bei einem Rennen im Männerbereich. „Nervös bin ich nicht, aber angespannt. Die Vorfreude ist riesig“, erzählte er zuvor der MZ im Interview. Bis Sonntag (30.1.) läuft die Challenge noch.

Sein zwei Jahre älterer Bruder Leslie begann einst mit dem Radsport. „Meine Eltern haben ihm ein Mountainbike geschenkt und zum Training beim örtlichen Radclub gebracht. Irgendwann habe ich dann gesagt, das will ich auch“, sagt Lührs. Lange Zeit fuhr er nur zum Spaß. „Es war nie mein Lebenstraum, Profiradfahrer zu werden. Das kam alles ziemlich schnell. Erst vor drei Jahren war ich bei internationalen Rennen erfolgreich. Dann hat sich langsam die Idee herauskristallisiert.“

"Die Profis fahren verdammt schnell."

In den vergangenen zwei Jahren fuhr Lührs für das Team Auto Eder Bayern, was sozusagen die Nachwuchsakademie des deutschen Elite-Rennstalls Bora-Hansgrohe ist. Für diese Saison hat er einen Profivertrag bekommen. „In der Jugend waren wir nur acht, neun Leute. Jetzt ist da auf einmal ein 30-köpfiges Team um mich. Alles ist professioneller. Mir fehlt es an nichts.“ Höchstens an Tempo. „Die Profis fahren verdammt schnell. Die Rennen sind auch länger und anstrengender. Daran muss ich mich erst mal gewöhnen.“ Damit das klappt, hat der junge Profi sein Trainingspensum erhöht und verzichtet auf das Training auf der Bahn, wo er im vergangenen Jahr in der Teamverfolgung immerhin die Junioren-Weltmeisterschaft gewann. „Jetzt bin ich Straßenprofi. Für die Bahn bleibt leider keine Zeit.“

Die Mallorca Challenge ist für Lührs nicht nur der Karriereauftakt, sondern wie für fast alle anderen Fahrer auch der Saisonstart. „Ich will schauen, wie ich drauf bin und ob ich mit dem Peloton mithalten kann“, sagt der 19-Jährige. Das klappte bei der Trofeo Calvià am Mittwoch (26.1.). Der Deutsche kam als 61. durchs Ziel. Das Rennen gewann der US-Amerikaner Brandon McNulty. Auch für die Etappen am Freitag und Samstag ist Lührs eingeplant.

Teamkollege Schachmann fehlt nach positivem Corona-Test

Neben der Kraft muss der Jungspund auch an taktischem Wissen zulegen. Als Neuling wird ihm die Helferrolle zugeteilt. Er muss Lücken zufahren und dafür sorgen, dass der Teamkapitän ausgeruht den Schlusspurt erreicht. „Bei den Juniorenrennen sind einfach alle Fahrer von Start bis Ziel so schnell wie möglich gefahren. Jetzt tragen wir Headsets, und es ist alles organisierter.“

Ein weiterer Unterschied seien die Spezialisten. „In der Jugend war man talentiert oder eben nicht.“ Bei den Profis wird hauptsächlich zwischen den Kletterern, die am Berg stark sind, oder den Sprintern, die Vorteile im Flachland haben, unterschieden. „Ich weiß noch nicht, in welche Richtung ich mich entwickeln werde. Das wird wohl die Zeit ergeben“, sagt Lührs. „Ich bin relativ leicht und komme die Berge gut hoch. Auf der anderen Seite bin ich auch im Sprint nicht so schlecht.“ Sein Wunsch wäre es, ein Klassikerfahrer zu werden, der beide Stärken vereint. „Wie Maximilian Schachmann beispielsweise.“ Sein Teamkollege fehlt letztlich nach einem positiven Corona-Test bei der Challenge.

Nach Mallorca geht es für Lührs in Frankreich weiter. Bora-Hansgrohe hat ihm seinen Rennkalender für die erste Jahreshälfte zusammengestellt. „Ich freue mich besonders auf die Rundfahrten in der Türkei und in Norwegen. Wobei jetzt zu Beginn meiner Karriere jedes Rennen ein Highlight ist.“