Die Tennislehrlinge von Rafael Nadal haben bei der Machtdemonstration des mallorquinischen Profis mitgefiebert. "Es war ein steter Wechsel von Totenstille, Analyse und Emotionen", sagt Jakob Roden. Der 16-Jährige aus Köln besucht seit September die Akademie in Manacor. "Nach dem Sieg stand kein Stuhl mehr auf seinem Platz."

Nadal hat am Sonntag (30.1.) bei den Australian Open in fünfeinhalb Stunden Daniil Medwedew in die Knie gezwungen und seinen 21. Grand Slam-Titel geholt. "Uns wurde von den Trainern nicht vorgeschrieben, das Match zu schauen. Sonntags haben wir aber frei und das Gelände dürfen wir derzeit nur unter Aufsicht verlassen. Außerdem wollte sowieso jeder das Spiel schauen."

Gebannt vor dem Bildschirm

Die Akademieschüler versammelten sich in der Players Lounge, der Kantine oder guckten auf dem Zimmer gebannt auf den Bildschirm. "Vor dem Match haben wir noch groß analysiert. Als Medwedew dann mit zwei Sätzen in Führung lag, herrschte nur noch Stille", so der Deutsche. Die Jugendlichen befürchteten eine Pleite ihres Idols. "Im bisherigen Turnierverlauf hatte Rafa fast immer den dritten Satz verloren. Erst als er mit dem vierten Satz ausgeglichen hatte, kam wieder Stimmung auf und alle haben gebangt."

Die Leidensfähigkeit des Mallorquiners hat Roden besonders beeindruckt. "Er hat keine medizinische Unterstützung angefordert. Das ist totel krass, wenn man bedenkt, dass sich der zehn Jahre jüngere Medwedew behandeln lassen hat."

Dabei kann sich der 16-Jährige kaum vorstellen, welche Qualen der 35-Jährige Nadal erlebt haben muss. "Mein längstes Match waren zweieinhalb Stunden. Und da war ich schon total ausgelaugt." Die Mentalität des Profis wird auch in der Akademie gelehrt. Rafas Werte stehen stets im Mittelpunkt. "Unser Trainer bringen uns im Training gezielt an die Grenzen." Das soll die Spieler dazu bringen, über sich hinaus zu wachsen. "Es macht auch Spaß, das eigene Limit auszutesten."

Platz für den Pokal freigeräumt

Mit nun 21 Titeln gilt Nadal als der beste Tennisspieler aller Zeiten. In der Vitrine im Museum in Manacor wurde der Platz für den Pokal schon freigeräumt. "Anhand der Anzahl der Trophäen ist klar, wer der beste Spieler ist. Wenn es nach der Leistung geht, sind es aber höchstens Nuancen, die Federer, Djokovic und Nadal unterscheiden", sagt Roden. "Bei Federer ist es unwahrscheinlich, dass er sein früheres Level nochmal erreicht. Djokovic hat sich mit der Impfthematik keine Freunde gemacht und muss sehen, wo er bleibt."

Eines Tages will der Deutsche auch auf der großen Tennisbühne stehen. Seinem Idol läuft er in der Akademie immer mal wieder über den Weg. "An wärmeren Tagen trainiert er oft draußen und wir können zuschauen. Einmal wurde ich aus der Halle geworfen, weil Rafa trainieren musste." Ein Selfie mit dem Mallorquiner hat er auch schon ergattert. "Trotz seiner Erfolge ist er total bodenständig geblieben."

Der Mallorquiner sucht sich für seine Trainingseinheiten immer mal wieder Akademieschüler aus, die als Sparringspartner herhalten dürfen. "Das sind aber nur die Besten. Wir sind je nach Leistung in vier Gruppen unterteilt. Ich bin in der dritten Gruppe." Ein Vorbild ist Casper Ruud. Der Norweger besuchte ebenfalls die Nadal Academy und ist derzeit der Weltranglistenachte. /rp