Paukenschlag vom Fußballverband auf Mallorca und den Nachbarinseln: Nach der Welle an Aggressionen gegen Schiedrichter auf der Insel hat der Verband am Freitag (18.2.) angekündigt, alle Fußballspiele am kommenden Wochenende (19./20.2.) abzusagen. Darunter fallen auch alle Partien im Hallenfußball. Die generelle Spielabsage gilt nicht für die vier Ligen im Profifußball.

Nach einer Krisensitzung am Donnerstag hieß es zunächst, dass die Spiele der der sogenannten Tercera División, der fünften Liga, und der darunter angesiedelten Liga Regional Preferente abgesagt werden. Rund 100 Unparteiische kamen zu dem Treffen im Sitz des balearischen Fußballverbandes und waren sich großteils einig. "Wir pfeifen nicht. Schluss damit, dass wir verhohnepiepelt werden", empörte sich einer der Anwesenden.

Die Stimmung bei dem Treffen war angespannt, das Unbehagen der Schiedsrichter fast mit Händen zu greifen. Die Referees kritisierten auch die aus ihrer Sicht verbreitete Untätigkeit des Schiedsrichterverbandes in Bezug auf Gewalt auf dem Fußballplatz. Der Schiedsrichterverband wollte die Streiks und Spielabsagen nach Möglichkeit verhindern.

Gegenstände auf Schiedsrichterassistenten geworfen

Die Gewalt gegen die Schiedsrichter hatte in den zurückliegenden Monaten zugenommen. Ende Januar musste ein Spiel der fünften Liga zwischen Son Servera und Binissalem für zehn Minuten unterbrochen werden, weil Personen im Publikum Gegenstände auf den Schiedsrichterassistenten warfen und ihn beleidigten.

Ein Spiel der untersten Amateurliga Tercera Regional zwischen Xiver und Son Ferrer musste kürzlich gleich komplett abgebrochen werden, nachdem ein Spieler den Schiedsrichter körperlich angriff. In den Wochen zuvor wurde ein Referee nach einer Amateurbegegnung von einigen Spielern verfolgt und mit dem Tod bedroht. Auch in den sozialen Medien kommt es regelmäßig zu Drohungen und Hetze.

Messerattacke auf Schiedsrichter

Der gefährlichste Vorfall bislang ereignete sich im Oktober 2021, als ein Zuschauer beim Spiel zwischen Collerense und Rotlet Molinar aufs Spielfeld sprang und versuchte, den Schiedsrichter mit einem Messer zu erstechen. Der Mann wurde festgenommen. "Eigentlich passieren solche Sachen jedes Wochenende", sagte ein Schiedsrichter, der aus Angst vor Repressalien lieber nicht seinen Namen nennen wollte, gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Der Präsident des mallorquinischen Fußballverbandes FFIB, Miquel Bestard, zeigte sich am Mittwoch (16.2.) am Telefon gegenüber der MZ noch hoffnungsvoll, einen Streik und Spielabsagen abzuwenden: "Wir werden am Donnerstag mit allen Abteilungen über das weitere Vorgehen beraten. Ich persönlich halte einen Streik nicht für förderlich." Laut Bestard handele es sich um Einzelfälle, die allerdings zugenommen hätten. "Ich was nicht, was mit den Leuten los ist, ob die wegen der Pandemie austicken. Es gibt keine Entschuldigung für so ein Verhalten. Wir werden es nicht zulassen, dass unsere Schiedsrichter in Gefahr gebracht werden."

Erstmal kein zusätzliches Sicherheitspersonal

Zusätzliches Sicherheitspersonal bei den Spielen schloss Bestard aber zunächst aus: "Das ist eigentlich unmöglich. Auf den Balearen finden jedes Wochenende über 700 Fußballspiele statt. Wo soll das ganze Sicherheitspersonal herkommen?" Laut Bestard wolle man eine Eindämmung der Gewalt weiterhin über harte und exemplarische Strafen erreichen: "Wir haben zuletzt einen Spieler für vier Jahre gesperrt." Zudem arbeite man eng mit den Behörden zusammen, damit Gewalttäter ausfindig gemacht und der Justiz übergeben werden.

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Am Dienstag (15.2.) veröffentlichte der Verband ein Rundschreiben, mit dem er die Vereine aufforderte, für die Sicherheit bei den Spielen zu sorgen. Unter anderem wurde daran erinnert, dass der Verkauf von alkoholischen Getränken an den Spielstätten untersagt sei und mit bis zu 60.000 Euro Strafe belegt werden könne.