Die Zusammenarbeit von Sara Adolph und Kris Rosenberger stand anfangs unter keinem guten Stern. Beim ersten gemeinsamen Rennen krachte es ordentlich. „Ich bin eine Passage zu schnell gefahren und habe eine Mauer gestreift“, sagt Rosenberger, seinerseits erfahrener Rallye-Champion. Das Auto kam von der Straße ab und überschlug sich mehrfach. Die mallorquinische Beifahrerin brach sich dabei den Fuß. Obwohl sie noch auf Krücken lief, stieg sie bald wieder in das Auto des Österreichers. „Sie ist tougher, als sie aussieht.“ Mittlerweile ist das Duo balearischer Meister und will sich bei der Rally Clásico von Donnerstag (10.3.) bis Samstag (12.3.) den Sieg holen.

Im Porsche 911 mit Baujahr 1981 kommen Adrenalin-Junkies auf ihre Kosten. | FOTO: PRIVAT

„Den Motorsport habe ich nicht wirklich in der Familie“, erzählt Adolph im MZ-Gespräch. Die Nachbarn nahmen die Tochter deutscher Mallorca-Auswanderer mal mit zu einer Rallye. „Ich war schon immer ein Adrenalinjunkie. Als ich gesehen habe, wie die Autos den Berg förmlich hochgeflogen sind, war ich sofort verliebt.“ Ihr Stiefvater fuhr dann 2015 gemeinsam mit ihr die Rally Clásico.

Dort lernte sie auch Rosenberger kennen. Der Österreicher hat in den Jahren 2018 und 2019 das Inselrennen der Oldtimer gewonnen. Seit fünf Jahren hat der Champion ein Haus in Andratx und wollte mal bei der balearischen Meisterschaft mitfahren. „Da die Unterlagen dort fast alle auf Spanisch sind, suchte er eine Beifahrerin, die auch übersetzen kann. Er hatte quasi keine andere Wahl als mich“, sagt Adolph und lacht.

Der Crash im ersten Rennen im November 2020 bei einer Rallye in Andratx hat die Laune nicht getrübt. „Der Fuß musste zwei Mal operiert werden. Meinen Eltern habe ich lieber nicht gesagt, dass ich wieder Rennen fahre. Die fanden das nicht so lustig“, sagt die 22-Jährige. Rennfahrer müssen zwar auch im Auto Helm sowie feuerfeste Schutzkleidung tragen. „Das Risiko darf man dennoch nicht vernachlässigen. Im schlimmsten Fall kann man mit 227 Sachen gegen eine Steinwand fahren oder Hunderte Meter einen Abhang ins Meer stürzen.“ Mulmig wird Adolph deswegen aber nicht. „Gerade dieser Kick ist es, der mir gefällt.“

Bei der Rally Clásico im vergangenen Jahr revanchierte sich die Beifahrerin gewissermaßen. Die Rennen finden auf abgesperrten Straßen statt. An der Startlinie ist für die vielen Autos kaum Platz. Um Staus zu vermeiden, gibt die Rennleitung auf die Minute genau die Zeiten vor, zu denen die Teilnehmer am Start vorfahren müssen. „Ich habe es verbockt, und wir sind zu früh gekommen. Dadurch haben wir eine Zeitstrafe bekommen, durch die wir am Ende nur auf dem zweiten Platz gelandet sind.“ Die junge Frau war am Boden zerstört und wollte das Handtuch werfen. Rosenberger, der wegen des Unfalls noch ein schlechtes Gewissen hatte, zeigte sich verständnisvoll und munterte seine Beifahrerin auf.

Von da an ging es mit dem Duo bergauf, und im vergangenen Dezember holten die beiden den balearischen Titel. „Die Rennen finden in der Regel im Herbst und Winter statt, da es im Sommer zu heiß ist“, sagt Adolph. Die 22-Jährige studiert in England Management und pendelte für die Rennen stets auf die Insel.

Nun soll es im zweiten Anlauf mit dem Sieg bei der Rally Clásico klappen. Das Rennen ist eine internationale Marke und besonders bei Fahrern aus Deutschland beliebt – das halbe Starterfeld ist deutsch. Nicht alle haben es auf den Sieg abgesehen. Nach dem Motto „Sehen und gesehen werden“ präsentieren sie ihre Oldtimer in der Basis in Puerto Portals und gehen die Rennen, Sonderprüfungen genannt, eher gemächlich an. Ein Preisgeld für den Sieg gibt es nicht. „Ich stehe aber gerne auf dem Treppchen“, meint Adolph. Als größten Konkurrenten hat Rosenberger das britische Duo Perez/McElhinney ausgemacht.

Tempo und Konstanz

Die österreichisch-mallorquinische Kombo geht in der Geschwindigkeitswertung der Oldtimer mit einem Porsche 911 von 1981 an den Start. Daneben gibt es noch die Gleichmäßigkeitskategorie. „In dieser gibt die Rennleitung ein Tempo vor, dass die ganze Zeit gehalten werden muss. In starken Kurven ist das nicht immer möglich. Der Zeitverlust muss dann auf Geraden wieder ausgeglichen werden.“

Die Aufgabe der Beifahrerin ist es, die Kurven anzusagen. „Langweilig? Im Gegenteil! Ich habe die größte Kontrolle. Kris vertraut mir blind, und ich entscheide, wo es langgeht.“ Jeder Fahrer hat dabei sein eigenes System. Traditionell werden den Kurven Schwierigkeitsgrade von 1 bis 5 zugeteilt. Links 1 ist dann beispielsweise eine Kehre, bei Rechts 5 kann quasi Vollgas gefahren werden. „Als Orientierungshilfe kann man sagen, dass die Zahlen in etwa für die Gänge stehen, in der die Kurve gefahren werden kann“, sagt Adolph.

Dass sie nicht selbst hinter dem Steuer sitzen darf, wurmt die junge Mallorquinerin dann aber doch etwas. „Es ist mein großer Traum. Ich bin ehrgeizig genug und glaube, mit den Männern mithalten zu können. Das größte Problem ist das Geld.“ Rallyefahren ist ein teurer Sport. „Sponsoren gibt es im Motorsport eigentlich nur bei Rundkursen“, sagt Adolph.

Neben den Kosten für das Rennauto müssen Mechaniker, Transport und Hotel bezahlt werden. „Die Reifen nutzen sich zudem ab, man braucht ständig neue. Zudem sollte man quasi ein zweites Auto an Ersatzteilen dabeihaben. Auch das besondere Benzin, das wir benutzen, ist extrem teuer. Die Teilnahme bei der balearischen Meisterschaft kostet bestimmt an die 70.000 Euro. Dafür bekommt man aber ein Auto, das es nicht in die Top 10 schaffen wird.“

Dann also doch lieber weiter mit dem Champion im Auto sitzen und die Landschaft genießen. „Mallorca braucht sich vor keiner Rallye-Strecke der Welt verstecken“, sagt Rosenberger. Die Rennen sind auch für Zuschauer interessant, die die Oldtimer in Aktion erleben wollen. „Empfehlenswert ist es, sich beim Krawattenknoten in Sa Calobra zu postieren, wo die Straße fast eine 360-Grad-Kurve macht“, sagt Adolph. Das Rennen führt dort am Freitag (11.3.) ab 15.30 Uhr entlang. Interessierte Zuschauer sollten allerdings vor der dortigen Straßensperrung anreisen.