Der Segelsport zählt allgemein nicht zu den großen Publikumsmagneten. Das soll sich nun ändern. Bei der 51. Ausgabe der Segelregatta Trofeo Princesa Sofía vom 1. bis 9. April gehen zwei neue olympische Windsurf- Klassen an den Start, die die Sportler über das Wasser fliegen lassen: iQ Foil und Formula Kite. Letztere werden von einem Lenkdrachen angetrieben und sollen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 40 Knoten (entspricht 74 km/h) die schnellste Disziplin der Geschichte des Wettbewerbs sein.

„Es ist eine absolute Revolution für den Segelsport“, meint Ferran Muniesa, sportlicher Leiter der Regatta. Die Surfer sollen in Strandnähe an der Playa de Palma entlangdüsen, was das Zuschauen umso attraktiver macht. „Es ist wie ein Motorsportrennen auf dem Wasser“, sagt Asier Fernández, der beim spanischen Segelverband als Trainer der Sportler der olympischen Klassen verantwortlich ist. Der Strand werde dadurch zur Tribüne.

Beide Klassen sollen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris erstmals an den Start gehen und ersetzen die bisherige normale Windsurf-Klasse RS:X. Die neuen Surfboards setzen auf die Foil-Technik, die in den vergangenen Jahren in Mode gekommen ist. Dabei ist unter dem Brett ein Tragflügel angebracht, der den Surfer bei entsprechender Geschwindigkeit einen halben Meter aus dem Wasser hebt. „Fliegen ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart“, sagt Fernández.

Taktik wichtiger als Erfahrung

Für das Spektakel wird ein bisschen die Essenz des Windsurfens geopfert. „Das Spiel mit dem Wechsel der Windrichtungen geht verloren. Es ist auch nicht mehr so wichtig, das Revier zu kennen“, so der frühere Profi Fernández. „Es kommt immer mehr aufs Taktieren an.“ Das iQ Foil – das mit einem neun Quadratmeter großen Segel angetrieben wird (acht Quadratmeter bei Frauen) – brauche im Durchschnitt sechs Sekunden, um vom Flug zu wenden, auf der Wasseroberfläche aufzusetzen und wieder abzuheben. „In dem ganzen Prozess verliert der Segler 60 Meter zu einem anderen Sportler, der nicht kreuzt.“

Die Anpassung an das neue Sportgerät sei für die Surfer weniger das Problem gewesen, meint Asier Fernández. „Die größte Hürde ist das Gewicht. Idealerweise bringen Männer nun 100 Kilo auf die Waage und Frauen 80 Kilogramm. Sportler von solcher Statur muss man in Spanien erst einmal finden“, so der Trainer, der die Spanier dennoch gut vorbereitet sieht. „Pilar Lamadrid und Nicole van der Velden sind unter den besten zehn Windsurfern der Welt. Zweieinhalb Jahre vor Paris sind wir auf einem guten Weg.“ Favorit bei den Männern dürfte der amitierende Olympiasieger – noch ohne Foil – Kiran Badloe aus den Niederlanden sein.

Besonders attraktiv für die Zuschauer: In einem 90-minütigen Rennen fahren die Surfer im Slalom an der Küste vor Can Pastilla entlang. Die Sieger der einzelnen Durchgänge kommen direkt ins Finalrennen, alle anderen müssen sich über Halb- und Viertelfinale dafür qualifizieren. „Erst im letzten Rennen wird der Sieger ermittelt. Das hält die Spannung hoch – und das gab es so im Segelsport noch nicht“, sagt Muniesa.

Die Champions sehen

Der Trofeo Princesa Sofía ist der Startschuss der europäischen Segelsaison und das Auftaktrennen der Hempel World Cup Series. 711 Segelcrews aus 58 Nationen haben sich für das Event auf der Insel angemeldet. Die russischen und weißrussischen Sportler wurden gesperrt.

Neben den neuen Windsurf-Klassen richtet sich der Blick vor allem auf die populäre 49er-Jolle. In der Bucht von Palma treffen die weltbesten Segler aufeinander. Das deutsche Bronzeduo von Tokio, Erik Heil und Thomas Plößel, ist in Person von Vorschoter Plößel vertreten, der mit Steuermann Fabian Rieger startet. Olympiasieger Dylan Fletcher-Scott aus Großbritannien ist der größte Konkurrent.

Bei den Frauen wäre alles andere als ein brasilianischer Sieg eine Überraschung. Martine Grael und Kahena Kunze dominieren seit Jahren die Segelwelt. Die Brasilianerinnen holten Gold in Rio und Tokio. 2014 wurden sie in Palma zu „Weltseglerinnen“ gekürt.