Seilklettern, Sandsack schleppen, Lkw-Reifen stemmen, Hangelleitern passieren: An diesem Wochenende (2./3.4.) überwinden wieder Tausende Sportler auf dem Gelände der Kaserne Jaime II. in Palma beim Spartan Race Hindernisse aller Art. Es ist die vierte Mallorca-Ausgabe dieses Obstacle Race (OCR), einer Rennserie, die 2007 in den USA entstand und heute in zwei Dutzend Ländern weltweit ausgetragen wird. Auf der Insel ist Jesús Cerdán vom RS Training Center in Palma offizieller Partner des Events, das gleichermaßen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination erfordert.

Wenn es um Spartan Races geht, sind oft Fotos von Sportlern zu sehen, die übers Feuer springen oder durch den Schlamm robben.

Einerseits wird da etwas nicht Alltägliches gezeigt – das zieht eine Zielgruppe an, die auf Abenteuer aus ist. Andererseits schrecken Fotos, auf denen jemand in großer Höhe am Seil klettert oder sich an Ringen entlanghangelt, auch manch einen ab. Dabei sind viele Hindernisse gar nicht kompliziert.

Bieten Spartan Races also eher Spektakel als sportlichen Wettkampf?

Ein richtiger Wettkampf ist es für einige Hundert Läufer. Von den vielleicht bis zu 6.000 Teilnehmern sind die Hälfte Gruppen, die einfach Spaß haben wollen. Im Gegensatz beispielsweise zu reinen Bergläufen wecken die Spartan Races das Kind in einem, das auf Bäume klettert und durch die Gegend springt. Mit diesem Konzept erreicht man viele Menschen.

Trainer Jesús Cerdán. 
FOTO: RS TRAINING

Trainer Jesús Cerdán. FOTO: RS TRAINING Frank Feldmeier

Kann man von einem Boom sprechen?

Viele assoziieren Hindernisläufe mit Spartan, das ist inzwischen eine Marke wie Coca-Cola, könnte man sagen. Dank ihr sind viele andere Läufe entstanden, auch gerade auf lokaler Ebene, und wir bereiten jetzt einen eigenen OCR-Dachverband auf den Balearen vor. Die Spartan Races haben einen Boom erlebt und laufen immer noch gut, haben aber eine Decke erreicht. Es gibt wenig Neues bei den Hindernissen, und man will ja auch nicht jeden Tag dasselbe essen. Jetzt erschließt Spartan neue Zielgruppen, etwa mit Deka Fit. Bei diesem Wettkampf gibt es sportliche Aufgaben wie Rudern oder Cycling, die auch Teilnehmer hinbekommen, die kein Seil hochklettern können.

Kann man sagen, dass das Gros der Teilnehmer bei den Spartan Races bislang gar nicht ausreichend vorbereitet ist?

Vielleicht die Hälfte ist fit genug. Aber wenn die Teilnehmer merken, dass es nicht nur darum geht, ein paar Mauern zu überwinden, interessieren sie sich für die sportliche Vorbereitung, und dann sind wir Trainer gefragt. Das hat neue Märkte erschlossen. Früher gab es hier in Sachen sportlicher Events den Palma Marathon mit vielleicht 10.000 Teilnehmern oder auch Radrennen. Und dann lockt ein Hindernislauf 6.000 Teilnehmer an. Neben Crossfit ist OCR der Bereich, der in den vergangenen Jahren exponentiell gewachsen ist.

Wie viele Sportler kommen von außerhalb?

Etwa ein Viertel. Bei allen Ausgaben, egal ob in Madrid, auf Teneriffa oder in Barcelona, reisen Teilnehmer eigens für den Lauf an. Da ist eine große Community entstanden.

Welchen Nutzen haben Hindernisläufe aus gesundheitlicher Sicht?

Es gibt zwei wesentliche Aspekte, zum einen den physischen. Viele Menschen langweilen sich an den Maschinen im Fitnessstudio. Die Vorbereitung auf einen Hindernislauf dagegen ist ein attraktiveres Krafttraining, und das zumeist im Team. Und dann gibt es den psychologischen Aspekt. Das ganze Leben ist ein Hindernislauf, und Spartan bringt zum Vorschein, was für ein Typ man ist. Ich kann als Trainer sehen, mit wem ich es zu tun habe. Da stehen manche vor einer zwei Meter hohen Mauer und sagen: Das schaffe ich nicht. Haben sie es probiert? Nein. Dasselbe Verhalten zeigen sie dann auch im Berufsleben. Man muss im Leben nun einmal viele Hindernisse überwinden, und das gelingt oft nicht auf Anhieb. Eine solche Erfahrung habe ich jetzt selbst bei den spanischen OCR-Meisterschaften in Asturien gemacht: Das letzte Hindernis habe ich erst nach drei Stunden überwunden, die Zeit war längst abgelaufen.

Eine der schwierigsten Disziplinen ist Spartan Beast, ein 21 Kilometer langer Berglauf mit 30 Hindernissen. Warum wird er nicht auf Mallorca angeboten?

Wir haben hier auf der Insel eines der attraktivsten Rennen in Spanien, es gibt aber nur die Disziplinen Sprint und Super (Kasten). Das liegt daran, dass wir für den Lauf das Militärgelände und die Infrastruktur der Kaserne nutzen. Für ein längeres Rennen müssten wir das Militärgelände verlassen und jede Menge Genehmigungen von Finca-Besitzern in der Tramuntana einholen.

Angeboten wird auf Mallorca auch die Disziplin Hurricane Heat. Worin besteht sie?

Es ist weniger ein Rennen als ein Test im Team. Es gilt, in einem Zeitraum von vier Stunden gemeinsam Probleme zu lösen.

Die Preise für Spartan Races sind happig, verlangt werden zwischen 80 und weit über 100 Euro. Ist das wirklich gerechtfertigt?

Das mag viele abschrecken. Aber kein anderes Rennen in Spanien stellt eine solche Infrastruktur auf die Beine. Die Vorgaben kommen aus den USA, es gibt allein sieben oder acht Personen, die sich um die Aufbauten kümmern und sie in Trailern durch ganz Europa fahren. Vor jedem Rennen wird tagelang aufgebaut. Am Ende müssen die Zahlen stimmen.

Programm, Kategorien, Termine

Das Spartan Race auf Mallorca findet in den Disziplinen Sprint (5 km, 20 Hindernisse) und Super (10 km, 25 Hindernisse) statt, unterschieden werden Open (Zeitmessung, aber ohne Disqualifizierung), Age Group (Ranking nach Altersgruppe) und Elite (Siegesprämien). Es gibt auch einen Kids Race. Zuschauer sind zugelassen, die Läufe finden Samstag und Sonntag statt (8–16 Uhr). Infos: es.spartan.com. Weitere OCR-Läufe sind Ares Race (23.4., Lloret, elitechip.net) und Isla Race (8.5., Port Adriano, sportmaniacs.com).