In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt. Im Abstiegskampf im Fußball wohl auch. Real Mallorcas neuer Trainer Javier Aguirre hat bei seinem Debüt am Samstag (9.4.) im Visit Mallorca Estadi tief in die Trickkiste gegriffen und mit einem 1:0-Sieg gegen den amtierenden Meister Atlético Madrid die Niederlagenserie von sieben Pleiten gestoppt. Das Team des Mexikaners hat nun gute Karten auf ein weiteres Jahr in der ersten Liga.

Real Mallorca war deutlich angeschlagen vor dem Spiel. Erinnerungen an den Abstieg 2020 kamen hoch, als sich die Mallorquiner nur eine Saison in Spaniens höchster Liga halten konnten. Dabei ging es in dieser Spielzeit gut los. Unter Trainer Luis García Plaza nahm der Inselclub den Schwung vom Aufstieg mit und erarbeitete sich ein Punktepolster – das dann jedoch Woche für Woche kleiner wurde. „Wir werden bis zum Saisonende leiden müssen“, hatte García Plaza stets gewarnt. Die Leidensfähigkeit des US-amerikanischen Eigentümergespanns hatte vor zwei Wochen ein Ende und Javier Aguirre übernahm.

Der Mexikaner hat die Spielweise völlig umgekrempelt. Spielte Real Mallorca unter García Plaza noch mutig und sehenswert nach vorne, wird nun unter dem 63-Jährigen sozusagen der Mannschaftsbus vor dem Tor geparkt. Dabei versucht der Trainer nicht nur sportlich, das Spiel des Gegners bestmöglich zu behindern. Wie verschiedene spanische Medien übereinstimmend berichteten, soll Aguirre für schwierige Platzverhältnisse gesorgt haben. Der Rasen wurde so kurz wie vom Regelwerk gerade noch erlaubt geschoren. Statt das Gras wie üblich vor dem Spiel drei Mal zu wässern, waren die Rasensprenger nur ein Mal im Betrieb. Die Folge war ein staubtrockener Platz, auf dem der Ball kaum Geschwindigkeit aufnehmen konnte. Schnelle Spielzüge vom Favoriten aus Madrid waren da nicht möglich. Aguirre spielte danach das Unschuldslamm. „Ich muss mich schon um 25 Idioten kümmern, die nicht auf mich hören. Als ob ich Zeit hätte, den Rasen zu mähen.“

Dank der drei Punkte hat Real Mallorca die Abstiegsplätze verlassen. Einen Punkt Vorsprung haben die Mallorquiner zum FC Cádiz. Der Inselclub hat einerseits den direkten Vergleich gegen die Andalusier gewonnen, der bei Punktgleichheit zählt, und auf der anderen Seite den wesentlich leichteren Spielplan. Cádiz ist in fünf der noch sieben ausstehenden Partien krasser Außenseiter. Unter anderem geht es gegen die ersten drei Teams Real Madrid, FC Barcelona und FC Sevilla. Real Mallorca wird zwar vermutlich auch die Auswärtspartien gegen Barça und Sevilla verlieren, könnte sich bis dahin aber ein kleines Polster erspielen. Am Karsamstag (16.4.) müssen die Mallorquiner auswärts beim FC Elche ran. Gegen den 15. der Tabelle ist das Team auf Augenhöhe. Schon am Dienstag (19.4., 19 Uhr) geht es im Visit Mallorca Estadi gegen den Tabellenletzten Alavés weiter.

Ein volles Stadion wäre dann hilfreich, ist aber unwahrscheinlich. Das dürfte auch an den überteuerten Preisen liegen. Am Samstag war eigentlich alles vorbereitet für ein Fußballfest vor ausverkauftem Haus: Sonnenschein, praktische Uhrzeit, Debüt des neuen Trainers, attraktiver Gegner. Trotzdem kamen nur 15.437 Zuschauer – damit 150 weniger als verkaufte Dauerkarten. Der ein oder andere Urlauber hätte bestimmt gerne das Spiel gesehen, aber nicht bei Kartenpreisen in der billigsten Kategorie von 70 Euro. Zum Vergleich: So viel kostet die teuerste Karte für den FC Bayern München in der Bundesliga. Gegen Alavés reicht die Preisspanne von 20 bis 30 Euro. Karten gibt es unter rcdmallorca.es.