Vier Jahre lang war Maheta Molango der Chef von Real Mallorca. Als rechte Hand der Eigentümer leitete der Manager aus der Schweiz bis Februar 2020 den Erstligisten. Seit vergangenem Juni ist der 39-Jährige der Präsident der Spielergewerkschaft in England und Wales.

Sie geben erstmals seit Ihrem Rauswurf ein Interview. Gibt es keine Klauseln mehr, die Sie zum Schweigen zwingen?

Die gab es nie. Ich glaube einfach, dass es anständig ist, nach einer Trennung nicht über den anderen herzuziehen. Wenn ich will, dass mein Standpunkt respektiert wird, muss die andere Seite das gleiche Recht haben.

„So ist das Geschäft“, haben Sie damals Ihre Kündigung kommentiert. Was waren nun wirklich die Gründe?

In einem Unternehmen müssen nicht immer alle derselben Meinung sein. Im Leben geht es darum, Entscheidungen zu treffen, und es war einfach der Zeitpunkt gekommen, unterschiedliche Wege einzuschlagen. Das war ein alltäglicher Vorgang. Der Fußball ist nun mal so. Ich habe früher ähnliche Entscheidungen treffen müssen und erwartet, dass die Leute es verstehen. Nun war ich eben an der Reihe.

Wurde es Ihnen zum Verhängnis, dass Sie sich in den Vordergrund gedrängt haben?

Das weiß ich nicht. Ich versuche, sowohl in guten als auch in schlechten Momenten stets Flagge zu zeigen. Mir ist bewusst, dass ich mich manchmal zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Das gehört aber auch zur Stellenbeschreibung dazu. Wenn es im Fußball schlecht läuft, sind Trainer und Verantwortliche die Schuldigen. Läuft es gut, sind die Spieler die Helden. Das wird sich nie ändern. Ich brauche mir nicht vorwerfen lassen, nicht mit dem ganzen Herzen dabei gewesen zu sein.

Gab es Streit mit dem US-amerikanischen Eigentümergespann um Robert Sarver und Andy Kohlberg?

Überhaupt nicht. Um Erfolg zu haben, gibt es unterschiedliche Strategien. Als Verantwortlicher war ich das Gesicht des Vereins. Ich bin ein Mensch mit klaren Vorstellungen. Ich weiß, was und wie ich es will. Meine Ideen wichen von denen der Eigentümer ab, und es war Zeit, dass ich gehe.

Andy Kohlberg ist gerade auf der Insel. Treffen Sie sich mit ihm?

Wenn wir uns über den Weg laufen, grüßen wir uns. Aber ich verabrede mich nicht mit ihm. Robert Sarver hat mich nach dem Spiel im Bernabéu gegen Real Madrid auf einen Kaffee eingeladen. Ich bin ihm dankbar, dass er mir damals eine Chance gegeben hat.

Die NBA ermittelt gegen Sarver wegen frauenfeindlichen und rassistischen Benehmens. Haben Sie etwas davon wahrgenommen?

Ich kenne die Einzelheiten der Ermittlungen nicht und kann das Thema schlecht kommentieren. Ich kann von meinen persönlichen Erfahrungen mit ihm berichten, und die waren durchweg positiv. Es mag sein, dass wir auf geschäftlicher Ebene Meinungsverschiedenheiten hatten, aber ich respektiere und schätze ihn als Mensch. Mir gegenüber hat er nie ein derartiges Verhalten gezeigt, was ihm nun vorgeworfen wird. Auch gegenüber meiner Familie hat er sich immer vorbildlich verhalten.

Würde eine Verurteilung Sarvers Auswirkungen auf Real Mallorca haben?

Da habe ich keine Ahnung.

Glauben Sie, dass die Eigentümer langfristige Pläne mit dem Club haben?

Ja, es gibt keine Anzeichen, vom Gegenteil auszugehen. Es ist an der Zeit, dass die Leute darauf vertrauen.

Wird man Sie in Zukunft wieder an der Spitze eines Proficlubs sehen?

Tatsächlich stand ich kurz davor, einen Vertrag zu unterschreiben. Dann flatterte aber das Angebot der englischen Spielergewerkschaft ins Haus. Ich habe das mit meiner Frau besprochen, und wir dachten uns, dass es ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter sein kann.

Es gibt also tatsächlich Leben außerhalb Mallorcas?

Wir sind privilegiert, auf der Insel leben zu dürfen. London ist aber wie die Hauptstadt der Welt. Es gibt alle Arten an Leuten, Kulturen und Möglichkeiten. Ich bin von einem Paradies ins nächste gewechselt.

Wie ist Ihr Eindruck von Ihrem neuen Job?

Sehr gut. Es ist die älteste Spielergewerkschaft der Welt. Ihre Geschichte reicht mehr als 100 Jahre zurück. Sie hat einen enormen Einfluss. Wir vertreten 55.000 Spieler. Dafür stehen 65 Mitarbeiter und ein Budget von etwa 40 Millionen Euro parat. Das ist sehr viel Geld. Als Leiter eines Clubs interessieren dich nur die Spiele. Mein Job ist da aufregender. Ich habe die Möglichkeit, den Weltfußball zu beeinflussen.

Schließen Sie die Rückkehr zu einem Verein daher aus?

Gut für meine Gesundheit wäre es nicht, wobei ich natürlich Spaß hatte. Die Zeit auf Mallorca war intensiv und hart, zu 98 Prozent eine einzige Quälerei. Jede Woche erneut in Form eines Spiels geprüft zu werden, ist sehr hart. Auf der anderen Seite habe ich mit zwei Aufstiegen unvergessliche Momente erlebt. Wer weiß, wohin mich das Leben noch führt.

Schauen Sie noch die Spiele von Real Mallorca?

Natürlich. Es sind schließlich noch viele Leute da, die ich lieb gewonnen habe. Wie könnte ich mich nicht darüber freuen, wenn Abdón Prats ein Tor schießt? Es kommt mir wie gestern vor, dass wir den Kerl in seiner Bar besucht haben, um ihn von der Unterschrift bei Real Mallorca zu überzeugen.

Was denken Sie, halten die Fans von Real Mallorca von Ihnen?

Jedes Mal, wenn ich auf die Insel zurückgekehrt bin, haben die Leute mich gut behandelt. Ich hoffe, dass sie eine gute Meinung von mir haben. Aber als Manager kann man es nicht allen recht machen. Real Mallorca ist ein großer Club mit riesigen Erwartungen. Er gehört unter die ersten zehn Spaniens.