Eine deutsche Fußballmannschaft auf Mallorca ist eigentlich keine Nachricht wert. Scharen sie sich doch gerade in den Sommermonaten zuhauf am Strand, um nach einer meist anstrengenden Saison die Sonne zu genießen. Das Fußballteam, das Anfang April im Zafiro-Hotel in Santa Ponça eincheckte, ist hingegen zum Arbeiten hergekommen. Und das ist in der Tat besonders.

Der Traum von Olympia im eigenen Land

Sportliche Herausforderungen gibt es für das Team genug: Landesspiele, Deutschlandspiele und dann noch die „Special Olympics World Games“, die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Dort treten im kommenden Jahr in Berlin Tausende Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung gegeneinander an.

Bei diesen Olympischen Spielen dürfen nicht die besten Athleten einer Nation ran, sondern der beste Verein oder die beste Einrichtung, die sich im Vorfeld der Spiele in landesinternen Ausscheidungswettkämpfen durchsetzt. Das Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) Irchenrieth will mit seiner Fußballmannschaft eine dieser Einrichtungen sein. Es sind 13 Spieler, die sich den olympischen Traum erfüllen möchten.

Ein Resident untersützt

Helfen will ihnen dabei Gerhard Bauer. Der Unternehmer aus dem bayerischen Tirschenreuth arbeitet und lebt seit 2018 unter anderem auf Mallorca, verdient sein Geld mit maßgerechter Produktion von Textilien aller Art, zum Beispiel T-Shirts für den Ballermann. Seit vielen Jahren unterstützt er die Mannschaft aus Irchenrieth nahe seiner Heimat. „Ich möchte die Integration der Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft erleichtern, sie werden einfach zu oft ignoriert“, sagt Gerhard Bauer über sein Engagement.

Er weiß, dass die Weltspiele im kommenden Jahr in Berlin eine echte Chance für die Spieler sind, im Olympiastadion groß aufzulaufen und auch in Deutschland endlich Aufmerksamkeit für ihre sportlichen Leistungen zu bekommen. Die letzte Teilnahme eines Teams aus Irchenrieth bei den Special Olympics ist lange her. „2007 war das, damals in Shanghai. Seither waren andere einfach besser. Aber jetzt wollen wir es schaffen, uns zu qualifizieren für Berlin“, sagt Trainer Thomas Fritsch.

Erst Mallorca, dann das Mammutprogramm

Bauer und er kennen sich bereits seit über 20 Jahren, sind echte Freunde. Sie beide eint die große Leidenschaft für ihre Jungs, ihre Mannschaft. „Wir könnten doch ein schönes Fußballspiel machen, Bayern gegen Mallorca“, schlug Bauer im vergangenen Jahr dem Trainer vor. Er betrachtet es schon seit Jahren als seine Aufgabe, Übernachtungsmöglichkeiten für die Irchenriether zu finden, sowie Menschen, die sie bezahlen. Sein Unternehmernetzwerk helfe ihm dabei sehr.

Das Trainingslager auf Mallorca ist für die Mannschaft der Startschuss für die Qualifikation zu den Special Olympics im kommenden Jahr. Bis dahin muss sich das Team zunächst bei den internen Ausscheidungen in Bayern durchsetzen. Ist das geschafft, muss sich die Mannschaft in den Deutschlandspielen den einzigen Platz sichern, den das Gastgeberland zur Verfügung hat.

Gelebte Inklusion auf dem Feld

Große Herausforderungen für die Sportler und ihre sogenannten „Partner“. Denn auf dem Rasen wird Inklusion wahrlich gelebt. „Menschen mit und ohne geistige Behinderung bilden gleichermaßen das Team auf dem Feld. Dabei sollen nicht die Sportler ohne Behinderung zaubern und die anderen bloß danebenstehen. Wir wollen ein ausgeglichenes Level“, erklärt Trainer Thomas Fritsch die Aufstellung. Partner sind dabei häufig Menschen, die ihre Teamkollegen mit geistiger Behinderung beispielsweise im Heilpädagogischen Zentrum selbst betreuen.

Erfolgreicher Abschluss des Trainingslagers

Um erfolgreich zu sein, gilt laut Thomas Fritsch dennoch: „Man muss Fußball spielen können.“ Und schon beim ersten Training auf Mallorca fällt auf: Spielen kann ihn diesem Team wahrlich jeder. Das zeigten sie dann auch am Mittwoch (6.4.) beim Spiel gegen eine mallorquinische Auswahl der Gemeinde Calvià.

Mit 12:4 setzte sich Irchenrieth gegen die Insulaner durch. „Bayern war einfach eine Klasse besser“, berichtet Gerhard Bauer anschließend. Nächstes Jahr möchte er dieses Event wiederholen und noch mehr Mannschaften dazu einladen. Es wäre dann ein Vorbereitungsturnier für die Weltspiele, möglicherweise bereits mit einer Olympiamannschaft aus Irchenrieth.