Den unerwarteten Triumph von Olympique Lyons Frauen im Champions-League-Finale hob "L'Equipe" gleich auf eine Ebene mit der Vertragsverlängerung von Superstar Kylian Mbappé - und schickte schöne Grüße an die benachbarte Fußball-Nation: "Frankreich - Spanien 2:0" stand am Sonntag auf Französisch auf der Titelseite des Fachblatts.

Neben einem Foto Mbappés, der seinen auslaufenden Vertrag bei Paris Saint-Germain verlängert hat und doch nicht zu Real Madrid wechselt, hielt Lyons Kapitänin Wendie Renard den Königsklassen-Pokal in den Händen. Die fast 1,90 Meter große Abwehrspielerin überragte beim 3:1-Coup von Olympique gegen den Favoriten und Titelverteidiger FC Barcelona am Samstagabend in Turin alle.

Von "legendär" zu "unsterblich"

Renard hat Mbappé etwas voraus, was der Weltklasse-Stürmer wohl nie mehr einholen kann: Die 31-Jährige holte ebenso wie ihre Mitspielerinnen Eugenie le Sommer und Sarah Bouhaddi mit Lyon ihren achten Sieg in der Champions League. Man habe sie einst als "Legendäre" bezeichnet, schrieb "L'Equipe" über die Olympique-Frauen, die zwischen 2007 und 2020 stolze 14 Mal in Serie Landesmeister wurden. "Seit gestern sind die Lyonerinnen die Unsterblichen geworden."

Auch ohne die verletzte deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan (Kreuzbandriss) trumpfte das Team von Trainerin Sonia Bompastor groß auf. Vor 30 000 Zuschauern im Juventus-Stadion schockten Amandine Henry mit einem Traumtor aus fast 30 Metern (6. Minute), die frühere Potsdamerin Ada Hegerberg aus Norwegen (23.) und Catarina Macario (33.) mit ihren Toren den Favoriten aus Barcelona, der sich im Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg durchgesetzt hatte.

So endete eine bemerkenswerte Saison in der Champions League furios. Erstmals waren Gruppenspiele ausgetragen worden, erstmals wurde für die Frauen eine eigene Hymne gespielt. Und Barcelona verzeichnete im Hinspiel gegen Wolfsburg im Camp Nou einen weltweit beachtetet Zuschauerrekord bei Frauen: 91 648 Fans!

Ratlos wie lange nicht mehr

Für die Barça-Frauen - darunter auch die Mallorquinerinnen Patricia Guijarro und Mariona Caldentey - traf dieses Mal nur Weltfußballerin Alexia Putellas (41.), sie stand am Ende mit rotgeweinten Augen auf dem Rasen. "Es stimmt: Das erste Tor - ein erstaunliches Tor - hat uns sehr verwirrt", räumte FC-Trainer Jonatan Giráldez ein. «Wir waren ein bisschen deplatziert.» Der Vorjahressieger galt bis Samstag als beste Vereinsmannschaft der Welt, doch angesichts der Wucht des Gegners wirkte das Ensemble ratlos wie lange nicht mehr.

In Barcelona herrscht nach dem zweiten harten Schlag innerhalb kurzer Zeit Trauerstimmung: Man hatte beim Weltclub gehofft, die Saison mit Männer-Basketball und Frauen-Fußball retten zu können. Nur 48 Stunden nach der Pleite der Korbjäger im Halbfinale gegen Real Madrid gingen aber auch die Fußballerinnen unter. Die Zeitung «El Periódico» schrieb am Sonntag von einem "Albtraum»¡" In großen Lettern stellte «Mundo Deportivo» ebenso anerkennend wie resignierend fest: "Das war einfach zu viel Olympique".