Das Best Fest lockt jährlich Hunderte Freiwasserschwimmer ins Meer vor Colònia de Sant Jordi. Die 8. Ausgabe vom 28. Mai bis 3. Juni bietet sieben verschiedene Wettkämpfe an. An den Start geht unter anderen die kanadische Nationalmannschaft. Zudem bietet der deutsche Freiwasserschwimmer Alexander Studzinski zusammen mit seiner Frau Beatrix Studzinski im Best Centre Coachings an. Der mehrfache deutsche Meister wurde bei der WM 2004 Vierter auf der 25-Kilometer-Distanz und gewann 2007 den 36-Kilometer- Weltcup-Capri-Neapel. Im Interview erklärt er vorab, wie viel Amateure vor einem solchen Wettbewerb trainieren sollten.

Sie haben als Schwimmer viele verschiedene Gewässer erlebt. Was sind die Schwierigkeiten im Meer vor Mallorca?

Beim Best Fest spezifisch kann die Temperatur schwierig sein: Das Mittelmeer ist noch nicht so warm um die Jahreszeit. Normalerweise sind es 18 bis 20 Grad. Das kann frisch sein für manche. Das kommt auf den Typ an. Für mich war es immer unter 18 Grad unangenehm auf Dauer. Bis zehn Kilometer geht viel, aber wenn es länger wird, so vier oder fünf Stunden, wird das für den Körper anstrengend. Bei Best Fest sind solche Distanzen zwar nicht dabei, aber das wäre ein mögliches Problem. Und sonst kommt es drauf an. Ich hatte selbst einmal auf Mallorca einen Unfall mit einer Seegurke. Es war ein unruhiger Tag, ein bisschen wellig, ein bisschen stürmisch, und dann hat es die Seegurke vom Meeresgrund hochgewirbelt und sie ist in meinem Gesicht gelandet. Das hört sich vielleicht witzig an, aber es tat ganz schön weh. Es kann auch mal brennen, eine Qualle hier oder da. Das ist unangenehm, der Wettkampf ist in dem Moment für einen vorbei, aber ein paar Tage später geht es wieder.

Wobei eine Qualle nicht unbedingt heißt, dass der Wettbewerb vorbei ist, oder?

Kommt drauf an, welche Qualle. Normale kleine Quallen, die nicht brennen oder nur ein bisschen, das geht schon. Es kommt auch immer darauf an, wo man den Stich abkriegt. Wir können ja bei Wettkämpfen lange Schwimmanzüge anziehen, also ist am Körper ein dünner Stoff dazwischen. Da hat man meist schon Glück, dass es nicht brennt. Es ist jetzt aber auch nicht jedes Rennen vollgespickt mit Quallen oder sonstigem Getier.

Welche Probleme treten hier nicht auf?

Haie und Krokodile habe ich auf Mallorca noch nie gesehen. Das ist nicht angenehm, wenn es heißt, diese Tiere sollen in der Nähe sein. Auch wenn es dreckig ist, ist das Schwimmen nicht so schön. Es gibt Orte, in denen viel Müll im Meer treibt, das ist dann teilweise eklig. Aber auf Mallorca, gerade in der Gegend von Colònia de Sant Jordi, ist mir noch kein Müll entgegengekommen.

Welches Standing hat Mallorca in der Open-Water-Welt?

Europaweit hat die Insel schon eine relativ gute Stellung. Auch dank des Best Fest, das inzwischen relativ bekannt ist. Die britische Nationalmannschaft ist sehr oft dabei, auch sonst viele bekannte Schwimmer aus verschiedenen Ländern wie den USA oder auch aus Deutschland. Es war auch schon einmal der amtierende Olympiasieger dabei.

Wie bereitet man sich als Profi auf ein Event wie das Best Fest vor?

So etwas wie das Best Fest ist für Profis kein Hauptevent. Es wird eher als Baustein auf dem Weg zu einer EM, WM oder ähnlichen Wettbewerben genutzt. Die verschiedenen Strecken werden dann meistens aus dem Training heraus geschwommen. Im Best Centre gibt es ja auch super Möglichkeiten zu trainieren. Vor großen Wettbewerben macht man sukzessive immer ein bisschen weniger, sodass man am Saisonhöhepunkt fit und ausgeruht ist. Vor kleineren Wettkämpfen wie dem Best Fest würde man eher noch mehr machen.

Zu Best Fest kommen aber auch viele Amateure. Wie sollte sich jemand vorbereiten, der bei solchen Events mitmachen will?

Kommt darauf an, welche Distanz man machen will. Die längste Strecke beim Best Fest sind zehn Kilometer. Bei so einer Distanz sind richtig gute Amateure zwei bis drei Stunden im Wasser. Das geht schon Richtung Marathon-Lauf und da muss man wirklich viel machen, bevor man das gut wegsteckt. Ich würde eher etwas weiter unten anfangen, so mit eineinhalb Kilometern und das nach und nach steigern, mich rantasten an diese Sportart. Wenn man als Amateur ein bis eineinhalb Stunden pro Tag schwimmt, ist das wirklich gut. Vier, fünf Mal die Woche fünf Kilometer wären für längere Strecken schon notwendig.

Sollte man direkt im Meer trainieren?

Nein. Als Profi trainiert man ganz selten mal im Meer oder in einem See. Normalerweise empfiehlt sich das Training im Becken, weil da die Voraussetzungen immer standardisiert sind. Ich weiß, wie viel ich schwimme, wie schnell ich bin, ich kann meine Pulswerte messen. Auch als Amateur würde ich meistens im Schwimmbad trainieren, hin und wieder rauszugehen, ist aber auch nicht verkehrt. Und dann sollten Amateure eben mit kleineren Distanzen bei Wettkämpfen anfangen. Wenn ich im Schwimmbad bin, hat jeder seine Bahn, aber im Freiwasser sind es bei größeren Rennen 20, 30 oder sogar 50 Leute auf einem Haufen. Dann ist alles viel unruhiger, man schwimmt und hat Beine hier, Arme da. Man muss schauen, ob man damit klarkommt.

Auch die Wellen iritieren wahrscheinlich.

Auf Mallorca gibt es nicht wirklich viel Wellengang. Eher viele kleinere Wellen, was ein wenig unangenehm ist, da man so schwieriger in einen guten Rhythmus kommt.

Wie orientiert man sich beim Schwimmen?

Prinzipiell atmet man beim Kraulschwimmen ab und an nach vorn oder hebt leicht den Kopf an, um zu sehen wohin man schwimmt. Jedoch sieht man manchmal die Bojen oder andere markante Punkte schlecht. Deshalb macht es Sinn sich vor dem Wettkampf mit dem Kurs vertraut so machen.

Was braucht es, abgesehen von intensivem Training, noch zum Freiwasserschwimmen?

Badekappe und Schwimmbrille. Bei unter 20 Grad sind Neoprenanzüge erlaubt. Die sollte man dann mitnehmen, so ein Neo schützt gegen Kälte, gleichzeitig man hat mehr Auftrieb und ist schneller. Ich würde auch zu einem Körperanzug raten, wenn man die Wettbewerbe sportlich und leistungsfähig macht. Wenn ich einfach nur mitmache, weil ich die Distanz machen will, macht es auch die Badehose. Wichtig ist, überall, wo es reiben könnte, die Haut mit Vaseline einzuschmieren. Außerdem ist Sonnenschutz wichtig.

Bei Wettbewerben ist immer ärztliche Assistenz für den Notfall da. Haben Sie Tipps, wie auch das Training sicher sein kann?

Es gibt Bojen, die man sich um den Bauch schnallen kann. Die und eine neonfarbene Badekappe helfen, damit Boote einen besser sehen. Und das Wichtigste: Man sollte nie allein schwimmen und nie zu weit weg von der Küste. Einfach einen Kilometer allein rausschwimmen, das würde selbst ich nicht machen.