Rafa Nadal hat viel zu tun am Tag nach seinem historischen Sieg bei den French Open. Erst das traditionelle Foto mit Pokal vor dem Eiffelturm, danach müssen die Fragen der Pressevertreter beantwortet werden, die in Scharen in die französische Hauptstadt gereist sind. Unter anderem auch die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca", die mit dem Spieler sprach. Nadal hinkt ein wenig. Sein angeschlagener linker Fuß hat wie durch ein Wunder die beiden Turnierwochen durchgehalten.

Wie war Ihre Nacht nach dem großen Erfolg?

Schwierig. Ich habe zwei Wochen lang alle sechs Stunden entzündungshemmende Mittel und Schmerzmittel genommen. Es ging nicht anders. Jetzt habe ich damit aufgehört und es ist ein etwas komplizierter Tag.

Wenn Sie uns jetzt Ihren Fuß zeigen, würden wir uns erschrecken?

Wenn ihr keine Aufnahmen davon macht, kann ich ihn euch zeigen. Aber ja, ihr würdet euch erschrecken.

In dieser Woche wollen Sie eine neue Behandlung ausprobieren. Was versprechen Sie sich davon?

Wenn ich nicht optimistisch wäre, würden wir es nicht tun. Wir werden den Nerv mit einer Radiofrequenz behandeln, um zu versuchen, das Gefühl zu erreichen, das ich habe, wenn der Fuß einschläft. Wenn ich dieses schmerzhafte Gefühl dauerhaft loswerde, löst das zwar nicht das Problem, aber ich kann weiter spielen, und das ist im Moment das Ziel.

Abgesehen von Ihrem Fuß: Welche Erinnerungen nehmen Sie von diesem Turnier mit?

Auf sportlicher Ebene war es ein tolles Turnier, weil ich gegen sehr viele gute Leute gewonnen habe. Und auch mental war es ein wichtiges Turnier für mich.

14 Titel bei den French Open werden schwer zu übertreffen sein.

Es scheint schwierig, aber unmöglich ist es nicht. Ich bin kein Auserwählter. Aber es müssen sehr viele Umstände zusammenkommen, damit es gelingt, so wie es bei mir glücklicherweise der Fall war. Aber klar, leicht wird es nicht.

Sie haben 2005 das erste Mal gewonnen und jetzt noch einmal 17 Jahre später. Was bedeutet das für Sie?

Zunächst einmal, dass viele Jahre vergangen sind. Zum anderen ist mir das gegen jede Prognose gelungen. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine so lange Karriere haben würde. Aber trotz allem, was mir passiert ist, habe ich immer Lust gehabt, weiterzumachen. Und ich hatte die richtigen Leute um mich herum.

Wie hat sich der Tennis in diesen 17 Jahren verändert?

Das Spiel ist schneller geworden. Früher hat man ein eher klassisches Tennis gespielt, so wie das von Casper Ruud. Ich selbst habe mich der Entwicklung angepasst und etwa das Gewicht des Schlägers verändert, um mehr Kraft in mein Spiel zu legen. Tatsächlich habe ich zwei Tage vor diesem Turnier den Schläger gewechselt, weil ich das Gefühl hatte, nicht genug Kontrolle zu haben.

Sie haben noch nie zuvor die Australian Open und die French Open in einem Jahr gewonnen. Ist es Wahnsinn zu denken, dass Sie alle vier Grand Slams in diesem Jahr gewinnen könnten?

Selbst wenn ich gesund wäre, wäre der Gedanke Wahnsinn. Das hat niemand seit Rod Laver geschafft. Derjenige, der dem seither am nächsten gekommen ist, war Novak im vergangenen Jahr. Ich würde mich schon damit zufriedengeben, die vier Grand Slams überhaupt spielen zu können.

Nach all diesen Schwierigkeiten, die Sie erlebt haben: Lockt Sie nicht ein Leben nach dem Tennis? Wie stellen Sie es sich vor?

Ich stelle es mir so vor wie die vielen Monate im Laufe meiner Karriere, in denen ich verletzt war. Ich war immer glücklich außerhalb des Platzes. Die Frage, was ich nach dem Tennis mache, raubt mir nicht den Schlaf. Ich hatte immer Dinge im Leben, die mich froh gemacht haben. Was den Körper angeht: Um den Schmerz loszuwerden, müsste ich am Fuß operiert werden. Und dann kann ich nicht mehr Tennis spielen. Aber den Schmerz wäre ich wohl für immer los.