Fast täglich schwankt die Stimmung bei der spanischen Fußballnationalmannschaft der Frauen zwischen Euphorie zu Frust. Die Spanierinnen peilen bei der gerade laufenden Europameisterschaft den ersten großen Titel an. Die schwere Verletzung von Weltfußballerin Alexia Putellas kurz vor dem Auftakt ließ die Köpfe nach unten hängen. Nach dem souveränen 4:1-Sieg gegen Finnland am Freitag (8.7.) war die Laune wieder besser. Die 0:2-Pleite gegen die Deutschen am Dienstag (12.7.) war ein erneuter Rückschlag.

Denn Spanien hat nun zwei dicke Brocken vor der Brust. Im dritten und letzten Gruppenspiel am Samstag (16.7.) gegen Dänemark müssen die Spanierinnen zumindest einen Punkt holen, um die K.-o.-Runde zu erreichen. Die Skandinavierinnen haben in den ersten beiden Partien zwar wahrlich nicht geglänzt, sind aber amtierende Vize-Europameisterinnen. Im Parallelspiel Deutschland gegen Finnland geht es hingegen um nichts mehr. Die Truppe von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg steht bereits als Gruppensiegerin fest und könnte mit einer B-Elf auflaufen. Die Finninnen sind schon ausgeschieden.

Im Viertelfinale gegen England

Selbst wenn Spanien weiterkommt, dürfte es nicht leichter werden: Es geht im Viertelfinale gegen den Sieger der Gruppe A, England. Die Gastgeberinnen sind – gemessen an den bisherigen Leistungen – die stärkste Mannschaft im Turnier. Am Montag (11.7.) schossen sie Norwegen mit 8:0 aus dem Stadion – ein Rekord in der EM-Geschichte.

Die Spanierinnen müssen sich nun zunächst darum bemühen, die lahmende Offensive in Schwung zu bekommen und die haarsträubenden Fehler in der Abwehr abzustellen. Vor dem ersten Gegentreffer spielte Torhüterin Sandra Panos der deutschen Angreiferin Klara Bühl den Ball unbedrängt in den Fuß. Trotz 70 Prozent Ballbesitz und des von den Männern abgeguckten Kurzpassspiels Tikitaka konnte Spanien selten gefährlich werden. Alexia Putellas fehlt an allen Ecken und Enden. Nationaltrainer Jorge Vilda muss sich Fragen gefallen lassen, warum er mit Jenni Hermoso die Rekordtorschützin Spaniens (42 Treffer in 82 Spielen) daheim gelassen hat. Denn aussichtsreiche Situationen hatte seine Mannschaft viele. Doch es wurde oft der Zeitpunkt für den Torschuss oder den Pass zur Mitspielerin verpasst. Wenn es für die Deutschen gefährlich wurde, dann waren die beiden Mallorquinerinnen Patricia Guijarro und Mariona Caldentey beteiligt, die in der Startelf standen.

Deutschland in Feierlaune

Statistisch gesehen haben die Deutschen den EM-Titel schon in der Tasche. Die Damen gewannen das Turnier immer, wenn es bei den ersten beiden Spielen Siege gab. Dabei sind die Schwächen der Spanierinnen die Stärken der Elf von Martina Voss-Tecklenburg. In der Abwehr steht Deutschland wie eine Festung. „Diese Defensivbereitschaft, die Wege, die wehgetan haben – da kann ich nur ein großes Kompliment aussprechen, toll, überragend“, sagte die Bundestrainerin nach dem Spiel dem Fernsehsender ARD.

Auf der anderen Seite zeigt sich die deutsche Mannschaft vor dem Tor kaltschnäuzig. Gegen Spanien reichten praktisch zwei Torchancen für beide Treffer – einer nach dem krassen Fehlpass, der andere nach einer Ecke.

Im Viertelfinale am kommenden Donnerstag (21.7.) trifft Deutschland auf Österreich oder Norwegen. Im Halbfinale könnte es gegen die starken Französinnen gehen. England ist ein möglicher Finalgegner.