Werden Sportprofis angemessen bezahlt? Diese Frage ist wieder bei den European Championships in München aufgetaucht, dem Zusammenschluss der Europameisterschaften von neun Sportarten. Das Problem: Nur wenn Sportler Erfolg haben, können sie auch davon leben. Und in Spanien? „Hier meckern die Athleten auch, aber nicht ganz so laut. Ich kann von den Stipendien leben, solange ich aktiv bin und meine Leistung bringe“, sagt Joan Lluís Pons, Schwimmer aus Sóller. Ähnlich sieht es Pedro Mir. „Wir können nicht klagen. Aber nach der Karriere muss man schauen, wo man bleibt“, sagt der Trainer von Palmas Turnclub Xelska Illes Balears. Sein Sohn Nicolau war auch in München am Start.

Woher das Geld kommt

Mal abgesehen von den Millionären im Fußball, Tennis oder im Golf haben Profisportler in der Regel nicht nur einen Geldgeber. „Man nimmt von allen Seiten das, was man kriegen kann“, sagt Mir. Eine ordentliche Stange Geld gibt es vom Consejo Superior de Deportes (CSD), der höchsten Institution im Sport Spaniens. „Früher war das Stipendium als ADO bekannt“, sagt Pons. Das stand für Asociación Deportes Olímpicos. „Neben dem CSD haben sich private Firmen wie Telefónica oder Colacao an der Förderung beteiligt. Das wurde den Unternehmen aber zu teuer, und spätestens mit Corona wurde der Geldhahn zugedreht.“

Heute übernimmt der CSD die Bezahlung vollständig. Der Betrag wird in einer Einmalzahlung ausgegeben und ist komplett leistungsabhängig. Geld gibt es für Erfolge bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Individualsportler erhalten für einen Olympiasieg oder WM-Titel 60.000 Euro. Für die bloße Teilnahme bei Olympia können unter gewissen Umständen noch 18.000 Euro überwiesen werden. Bei den Teamsportarten mit kleinen Mannschaften wie Turnen oder Synchronschwimmen hoffen Sportler auf Beträge bis zu 40.000 Euro. Im Fall großer Mannschaften wie Fußball sind es 30.000 Euro.

Die Sportler auf Mallorca bekommen besonders viel Geld

Auf regionaler Basis zahlt jede Provinz ihre Sportler unterschiedlich. „Die Balearen gehören in dieser Hinsicht zu den besten Arbeitgebern“, sagt Pons. Bis zu 20.000 Euro fließen hier im Jahr auf das Konto eines Sportlers. Die Summe ist ebenfalls erfolgsabhängig und wird mit einem komplizierten Punktesystem berechnet – pro Punkt gibt es 200 Euro. Die Athleten haben theoretisch 100 Punkte, wobei diese Zahl mit einem Faktor multipliziert wird, der meist kleiner als 1 ist – die Fördersumme verringert sich also. Die Faktoren sind abhängig von der Art des Wettkampfs, der Sportart, der Platzierung, dem Alter und der Zahl an Gegnern. Um den Frauensport zu fördern, erhalten die Damen einen Bonus, und ihre Punktzahl wird zusätzlich mit 1,1 multipliziert. Ausgenommen von der Förderung sind Sportler der lukrativen Sportarten wie zum Beispiel Moto GP, Tennis oder Fußball.

Zudem können auch die Rathäuser ihren Teil beisteuern. Das ist meist aber nicht der Rede wert. Die Stadt Palma zahlt beispielsweise gerade mal 1.000 Euro pro Saison.

Der Schwimmer

„Trotz spanischem Rekord hat mein 15. Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio nicht gereicht, damit ich Geld vom CSD bekomme“, sagt Pons. „Jedoch springt der Schwimmverband in dem Fall ein. Da dürften mir 6.000 Euro zustehen.“ Der Verband kann diese aber abhängig von den Zukunftsaussichten machen, die der Schwimmer hat. „Wenn sie mir nicht zutrauen, mich für die Spiele in Paris 2024 zu qualifizieren, bleibt der Geldhahn zu. Wahrscheinlich werde ich vor einem Trainer vorschwimmen müssen.“

Der Vorteil am CSD-Geld ist, dass es steuerfrei auf das Konto kommt. Anders sieht es bei der balearischen Förderung aus. „Mit meinem vierten Platz bei der WM 2019 hatte ich mal die 20.000 Euro geschafft. Dieses Jahr sind es 16.000 Euro, wo nach Steuerabzug noch etwa 12.000 Euro übrig bleiben“, so der 25-Jährige.

Pons lebt in Barcelona und schwimmt für den Club Sant Andreu. „Der hat mir eine Art Arbeitsvertrag gegeben und zahlt mir zwischen 1.000 und 1.300 Euro. Das gibt mir Sicherheit.“ Obendrauf kommen kleine Preisgelder bei Turnieren und Einnahmen von Sponsoren. „Die sind erfolgsabhängig und liegen zwischen 700 und 2.000 Euro.“

Der Turner

„Bei uns ist das Wichtigste, dass der Sportler von kleinauf nichts zahlt. Weder Mitgliedsbeiträge noch Reisekosten“, sagt Mir. „Mein Sohn Nicolau lebt heute praktisch ohne Unkosten.“ Sportkleidung, Reisen, Trainingseinrichtung und selbst das Essen zahlt der Verband für die Sportler, die im Leistungszentrum Centre de tecnificació esportiva Illes Balears trainieren. Der 22-Jährige turnt nicht nur in Spanien, sondern auch für Clubs in Deutschland, Italien und Frankreich. „Die zahlen für jeden Wettkampf. Zudem gibt es einen Bonus für die Leistung.“ Dadurch ist der Sohn viel unterwegs. „Es ist nun mal sein Job. Er kann das Geld sparen und sich später mal ein Auto oder ein Haus kaufen. Für den Lebensunterhalt nach der Karriere muss er arbeiten.“