Marco Asensio erlebt derzeit die wohl größte Krise seiner Karriere. Im Sommer wollte der Mallorquiner Real Madrid nach sieben Jahren verlassen, fand aber keinen neuen Club. Zum Saisonstart darf sich der 26-jährige Flügelspieler nun die Partien des Hauptstadtclubs von der Bank aus angucken. Auch sein Kaderplatz bei der Winter-WM ist in Gefahr. Vielleicht aber gibt ihm ja Trainer Carlo Ancelotti beim Heimspiel am Sonntag (11.9., 14 Uhr) gegen seinen Jugendclub Real Mallorca eine Chance. Vor einem Jahr hat das gut geklappt, und Asensio wurde in der Folge Stammspieler.

Noch kein Weltstar

Dass der Linksfuß aus Palma ein außerordentlich guter Fußballer ist, steht außer Zweifel. Beim Erklimmen der letzten Treppchen aber tut er sich schwer. Weder in der Nationalmannschaft noch im Verein hat er es zu einer unantastbaren Größe geschafft. Dabei waren immer wieder Ansätze zu erkennen. Zu Beginn seiner Erstligakarriere glänzte er als Vorlagengeber und legte in einer Saison 13 Treffer auf. Im Anschluss schaffte er den Sprung in die Nationalmannschaft. Auch bei Real Madrid kam er immer wieder zu Einsätzen, wenn auch oft ein wenig im Schatten der Weltstars Cristiano Ronaldo und Gareth Bale.

Beim Heimspiel am sechsten Spieltag der vergangenen Saison schien der Knoten dann endgültig geplatzt. Asensio schoss beim 6:1-Heimsieg gegen Real Mallorca drei Tore. Die restliche Spielzeit stand er fast nur noch in der Startelf. Mit insgesamt zehn Treffern war der 26-Jährige hinter Karim Benzema und Vinicius Junior der drittbeste Torjäger des Clubs.

War Asensio zu gierig?

Und dennoch verlor der Mallorquiner im Sommer seinen Stammplatz. Eine große Rolle dürfte dabei gescheiterte Vertragsverhandlungen gespielt haben. Asensio ist noch bis 2023 an die Königlichen gebunden. Die Madrilenen standen vor der Wahl, den Mallorquiner zu verkaufen oder den Vertrag zu verlängern. Medienberichten zufolge forderte der Spieler für die Verlängerung eine drastische Gehaltserhöhung zuzüglich zu einer Bonuszahlung für die Unterschrift. Beide Seiten konnten sich nicht einigen, sodass Trainer Ancelotti vor zwei Wochen bestätigte, dass sich der Mallorquiner nach einem neuen Club umschaut. Es gab gerüchteweise Interesse aus England, Italien und von anderen spanischen Vereinen. Der Mix aus Ablöseforderung von Real Madrid und den Gehaltsvorstellungen des Spielers ließ die Interessenten zurückschrecken. Da der Transfermarkt seit Donnerstag (1.9.) geschlossen ist, muss Asensio mindestens bis zum Winter in der Hauptstadt bleiben und drückt dort die Bank.

„Ich weiß, dass ich auf ihn zählen kann. Das reicht mir. Ich muss ihn aber nicht einwechseln, wenn wir vorne liegen“, sagte Ancelotti zuletzt über Asensio, der sich Medienberichten zufolge lustlos im Training zeigt. In den sechs Spielen in dieser Saison, die Real Madrid allesamt gewann, durfte der 26-Jährige nur über 17 Minuten ran.

Die Mallorca-Mauer überwinden

Gegen Real Mallorca könnten es nun mehr sein: Dass Ancelotti ihm gegen „sein“ Real Mallorca noch einmal eine Chance gibt, ist nicht unwahrscheinlich. Zumal Stürmer Karim Benzema verletzt ausfällt. Im Gegensatz zum Spiel vor einem Jahr würde Asensio dann aber auf eine regelrechte Mauer zulaufen. Unter Javier Aguirre liegt der Fokus einzig auf der Verteidigung. Alle drei Gegentreffer in dieser Saison waren Elfmeter. Das Abwehrgeflecht sorgt für zähe Spiele, wie zuletzt beim 1:1-Unentschieden am Samstag (3.9.) gegen Girona im Visit Mallorca Estadi. Real Mallorca hat zwar kaum Chancen zugelassen, konnte sich aber auch nur wenige Torgelegenheiten erspielen.

Ein Grund für den über weite Strecken müden Kick könnten auch die hohen Temperaturen gewesen sein. In Fan-Kreisen gab es viele Beschwerden wegen der Anstoßzeit um 14 Uhr und der damit verbundenen Hitze. Zumal die Wasserversorgung im Stadion nicht klappte. Die Zuschauer müssen sich jedoch daran gewöhnen, da auch die nächsten zwei Partien zu dieser Zeit angepfiffen werden. Real Mallorca hat zwar versucht, die Spiele zu verlegen. Der Ligaverband lehnte jedoch ab.