Binnen 48 Stunden nach der Veröffentlichung der Pläne für die Gründung einer europäischen Super League ruderten die Fußballclubs nach massiven Fanprotesten im April 2021 zurück. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Seit anderthalb Jahren köchelt die Idee vor sich hin und kocht immer mal wieder über. So derzeit in Spanien, wo die Einführung eines neuen Sportgesetzes für hitzige Debatten sorgt. Manch einer fürchtet, dass das geplante Gesetz die Super League begünstigt. Die spanischen Profivereine, zu denen auch Real Mallorca gehört, denken über einen Streik nach, sollte das Gesetz so kommen wie geplant.

Worum geht es in dem Sportgesetz?

Dabei ist das Sportgesetz alles andere als neu. Die derzeitige Version datiert aus dem Jahr 1990. Vereinfacht gesagt wird damit ein Rahmen für jegliche sportliche Aktivitäten im Land gesetzt. Bereits 2017 brachte José Ramón Lete, damals Chef der in Spanien für den Sport zuständigen Institution Consejo Superior de Deportes, den Vorschlag, das Gesetz zu erneuern. Schließlich habe sich der Sport gewandelt und Frauen sowie Behinderte seien in der Version von 1990 unzureichend berücksichtigt. So weit, so gut. Klingt noch alles plausibel.

Exakt an 746 Stellen soll das alte Gesetz geändert, gekürzt oder erweitert werden. Das geht aus einem Entwurf von 2021 hervor, der noch in diesem Jahr offiziell beschlossen werden soll. Doch immer wieder kommt es zu Beschwerden über einzelne Punkte, in erster Linie von Javier Tebas, dem Chef des spanischen Ligaverbandes, und Florentino Pérez, Präsident von Real Madrid und die größte treibende Kraft in Sachen Super League.

Wie wahrscheinlich ist ein Streik?

Liga-Chef Tebas stören besonders zwei Aspekte. Er sähe gern, dass im neuen Gesetz die Klausel verankert wird, dass er Clubs aus der Liga werfen kann, die ohne sein Placet an anderen Wettbewerben teilnehmen. Sprich: Sollten Real Madrid oder andere Vereine der Super League beitreten, könnte Tebas sie einfach aus der Primera División kegeln. Diesen Gefallen will ihm die Politik aber nicht tun, da einerseits die Wettbewerbsfreiheit dadurch nicht mehr gewährleistet wird. Andererseits wird der Fall Super League derzeit vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt. Florentino Pérez hatte Klage eingereicht. Bis zum 15. Dezember wollen die Richter nun entscheiden, ob eine Super League legal wäre.

Im zweiten Punkt geht es um den Verkauf von knapp elf Prozent der Einnahmen und audiovisuellen Rechte für die kommenden 50 Jahre an den Investmentfonds CVC. Diesen Deal hatte Tebas im August 2021 geschlossen. Real Madrid, der FC Barcelona und Athletic Bilbao stimmten nicht nur dagegen, sondern reichten auch Klage ein. Alle anderen 39 Profivereine erhielten insgesamt circa 2,67 Milliarden Euro. Real Mallorca hat das Geld beispielsweise benutzt, um das Visit Mallorca Estadi zu renovieren.

Der Liga-Boss will nun, dass dieser Deal im Gesetz im Nachhinein gebilligt wird. Doch es droht eher das Gegenteil. Denn in der neuen Fassung des Gesetzes soll der Paragraf gestrichen werden, der den Vereinen das Recht zu ihrer kommerziellen Vermarktung zugesteht. Ohne diesen dürfte die Liga ihre Rechte nicht verkaufen. CVC könnte daher das bereits ausgezahlte Geld zurückfordern und auf Schadensersatz klagen. Das wiederum würde viele Teams in Finanznöte bringen und lukrative Geschäfte, wie die Super League, wären eventuell der letzte Strohhalm.

Real Mallorca positioniert sich dabei klar aufseiten von Tebas. Der Ligaboss hat sich am Donnerstag (27.10.) mit Vertretern der Proficlubs zusammengesetzt und im Anschluss erklärt, dass ihm eine mögliche Super League weiter Sorgen bereitet. Der Paragraf, der den Vereinen ihre Vermarktung erlaubt, soll nach derzeitigem Stand im Gesetz enthalten bleiben. Ein Streik, der zuvor im Bereich des Möglichen war, ist wohl erst mal vom Tisch.

Pleiten, Pech und Pannen

Neben diesen Streitereien muss sich Real Mallorca derzeit noch mit den Ärgernissen des Liga-Alltags herumschlagen. Gegen Espanyol Barcelona holten die Mallorquiner im Heimspiel am Freitag (28.10.) nur einen Punkt. Die Partie könnte man unter dem Motto „Pleiten, Pech und Pannen“ zusammenfassen. Denn der Inselclub war die klar bessere Mannschaft, verpasste es aber, mehr als ein Tor zu schießen. Die Katalanen glichen mit einer verunglückten Flanke aus, die über den verdutzten RCD-Keeper Rajkovic ins Netz segelte.

Kurz vor Spielende fiel Real Mallorcas Stürmer Ángel Rodríguez im Strafraum. Die TV-Bilder zeigten klare Beweise für einen Elfmeter. Auch Espanyols Spieler schlugen schon vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammen. Der Verteidiger traf bei seiner Grätsche nur den Fuß und nicht den Ball. Der Schiedsrichter sah das aber anders und sein Kollege vor dem Bildschirm korrigierte ihn nicht. Nicht nur die Fans protestierten lautstark. Der in der ersten Halbzeit verletzt ausgewechselte Pablo Maffeo sah die Rote Karte genauso wie Trainer Javier Aguirre. Beide fehlen mindestens die nächsten beiden Spiele.

Auch Kapitän Antonio Raíllo wird am Sonntag (6.11.) beim Auswärtsspiel gegen den FC Villarreal nicht dabei sein. Der Innenverteidiger sah die fünfte Gelbe Karte. Durch das Unentschieden treten die Mallorquiner in der Tabelle auf der Stelle. Das Team steht auf dem zwölften Platz und hat drei Punkte Vorsprung vor den Abstiegsplätzen. Am Mittwoch (9.11., 21.30 Uhr) folgt im Visit Mallorca Estadi gegen Atlético Madrid noch ein Top-Spiel. Karten gibt es ab 90 Euro unter rcdmallorca.es.

Mit der ersten Runde in der Copa del Rey am Samstag (12.11.) auswärts beim Sechstligisten Autol verabschiedet sich Real Mallorca in die lange Winterpause.