Beim Warten auf das Taxi kam die Idee: Warum Mainz 05 im Trainingslager auf Mallorca ist

Der Bundesligist ist noch bis Montag (12.12.) auf der Insel und testet gegen Real Mallorca

Sportdirektor Martin Schmidt kann sich im Trainingslager auch mal um kleinere Baustellen kümmern. | FOTO: FREY/DPA

Sportdirektor Martin Schmidt kann sich im Trainingslager auch mal um kleinere Baustellen kümmern. | FOTO: FREY/DPA / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Es bedarf keiner Frage, damit Martin Schmidt ins Reden kommt. Dem Sportdirektor von Mainz 05 ist klar, welches Thema als erstes auf dem Programm steht bei der Medienrunde im Trainingslager auf Mallorca am Mittwoch (7.12.). „Das habe ich so nicht erwartet. Aber solche Spiele gibt es eben auch, wo ein Team zerfleischt wird“, sagt der Schweizer über die 1:6-Klatsche seiner Landsmänner im WM-Achtelfinale gegen Portugal. Dabei waren die Erwartungen der Eidgenossen groß. „Fünf Mal in Folge sind wir im Achtelfinale rausgeflogen. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Jahr mehr möglich ist.“ Für die Pleite macht der 55-Jährige eine Systemumstellung verantwortlich. „Es gibt Spiele, die die Trainer mit einer besonderen Taktik angehen. Besser wäre es wohl gewesen, auf Altbewährtes zu setzen.“

Wäre Thomas Tuchel ein geeigneter Nationaltrainer?

Der Bundesligist trainiert seit Montag (5.12.) auf der Insel. Schon 2012 war der Verein zu Besuch, damals noch mit Thomas Tuchel an der Seitenlinie. Der wurde nach dem deutschen WM-Debakel als neuer Nationaltrainer gehandelt - am Mittwochabend bestätigte der DFB allerdings Trainer Hansi Flick in seinem Amt. „Ich habe vier Jahre lang als Co-Trainer unter ihm gearbeitet“, sagt Schmidt zu Tuchel. „Natürlich wäre er für den Job geeignet. Die andere Frage ist, ob er das will. So wie ich ihn einschätze, muss er jeden Tag auf den Platz stehen und nicht alle paar Monate.“ Mit Oliver Bierhoff, Geschäftsführer der Nationalmannschaft, habe zudem einer der Verantwortlichen seinen Kopf schon hingehalten. „Hansi Flick ist noch nicht lange Bundestrainer. Es ist nicht fair, ihm die ganze Schuld aufzulasten. Er wird wohl einen Neuaufbau mittragen.“

So wie ich ihn einschätze, muss er jeden Tag auf den Platz stehen und nicht alle paar Monate.

Viel Freizeit und wenig Arbeit

Dass die Mainzer auf die Insel zurückgekehrt sind, sei nicht allein der Tatsache geschuldet, dass Geschäftsführer Christian Heidel in Santa Ponça ein Haus hat. Auch der Zufall habe eine Rolle gespielt. „Ich war im Sommer vier Tage im Urlaub auf der Insel und habe in Portals eine Stunde auf ein Taxi gewartet“, sagt Schmidt. Während der Wartezeit fiel ihm das Lindner Hotel auf, wo das Team bis Montag (12.12.) unterkommt. „Ich habe meinen Kollegen gesagt, dass das ideal für ein Trainingslager wäre. Dass wir dann schon ein halbes Jahr später hier sind, hätte ich nicht gedacht.“ Der Bundesligist legt in Puerto Portals den Fokus auf das Teambuilding. „Normalerweise sind Fußballer nach drei Tagen Trainingslager komplett im Eimer. Bis zur Kleidung ist alles vorgeschrieben, und die Spieler haben keine Freiheiten“, sagt Schmidt. Das sei nun anders. Das Trainerteam hat im Kalender bewusst viele Lücken gelassen. „Die Spieler gehen an den Strand, nach Palma, spielen Paddel und Tischtennis. Ich kann die freie Zeit nutzen, um mich Themen zu widmen, die im Alltag untergehen. Zum Beispiel um über künftige Anschaffungen im Clubgelände zu sprechen.“

Ich habe meinen Kollegen gesagt, dass das ideal für ein Trainingslager wäre. Dass wir dann schon ein halbes Jahr später hier sind, hätte ich nicht gedacht.

Ein bisschen Fußball wird aber auch gespielt. Wobei es wenig sinnvoll ist, gerade jetzt an der Kondition zu arbeiten, was sonst das übliche Programm im Trainingslager ist. Am Freitag (16.12.) beginnt für die Mainzer der Weihnachtsurlaub. Erst im neuen Jahr wird wieder trainiert, dann in einem zweiten Trainingslager in Marbella. Am 21. Januar ist der Auftakt für den Tabellenzehnten auswärts in Stuttgart.

Diese Positionen will Mainz 05 noch verstärken

Bis dahin muss sich Schmidt überlegen, ob er den Kader noch verstärken will. Wegen der langen Winterpause waren viele Teams auf dem Transfermarkt im Sommer zurückhaltend. Schließlich stehen nun noch 19 Spieltage in der Bundesliga an. „Ich gehe davon aus, dass es im Winter viel mehr Wechsel als sonst gibt. Mir werden derzeit viele WM-Spieler angeboten, die man als deutscher Fußballfan nicht unbedingt kennt. Die sind für uns aber zu teuer.“ Besonders in der Innenverteidung und im Sturm sieht Schmidt noch Nachholbedarf, da auf diesen Positionen Spieler verletzt fehlen. „Ich will aber keinen Verteidiger auf den letzten Drücker holen. Da geht es auch um Automatismen mit den Mitspielern.“ In Mainz will man nicht den gleichen Fehler wie in der Schweiz machen.

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