Neue Regeln, maskierte Profis und Weltstars als Teamchefs: So funktioniert die Fußball-Liga Kings League

Der neue Wettbewerb von Gerard Piqué soll jungen Leuten wieder Lust auf Fußball machen

Der Mann mit der Maske war wohl ein Marketinggag.

Der Mann mit der Maske war wohl ein Marketinggag. / Pedro Salado

Ignasi Fortuny

Man glaubt es kaum, aber dem Fußball fehlt es an begeisterten Fans. Das behaupten zumindest die Gründer der neuen Kings League, Ex-Profi Gerard Piqué, seine rechte Hand Oriol Querol und Streamer Ibai Llanos. „Leuten in meinem Alter und allen jüngeren Personen fällt es zunehmend schwer, ein 90-minütiges Fußballspiel anzuschauen“, sagte der 37-Jährige Querol der MZ-Schwesterzeitung „El Periódico“. Die Lösung: kürzere Spiele auf einem kleinen Feld mit neuartigen Regeln. Plus kostenlose Übertragung im Internet. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass auf dem Platz maskierte Spieler unterwegs sind, die angeblich Stars sind.

Ein beliebter "Zirkus"

Die Idee soll bei einem gemeinsamen Abendessen der drei Spanier entstanden sein. Llanos und Piqué gründeten bereits 2020 ein E-Sport-Team – hier werden professionell Computerspiele gespielt und übertragen –, Querol war der Geschäftsführer. Der erste Spieltag der Kings League war Anfang Januar in der Sporthalle Zal im Hafen von Barcelona. Während der Zuspruch des Publikums mit zu Höchstzeiten einer knappen Million Zuschauer positiv ausfiel, hielt Javier Tebas, Chef der spanischen Profiliga, die neue Konkurrenz für einen „Zirkus“.

Wer macht da eigentlich mit?

Namhaft sind vor allem die Teamchefs der zwölf Vereine der Kings League. Dort finden sich mit Iker Casillas und Sergio Agüero zwei weltbekannte Ex-Profis wieder. Die jüngere Generation soll hauptsächlich durch bekannten Streamer wie eben Ibai Llanos oder TheGrefg angesprochen werden. Die Teams haben in einem Auswahlverfahren zehn Spieler ausgewählt. Dabei handelt es sich vor allem um Hobbykicker. Einer von ihnen ist Álex Gutiérrez Guti, der für das Team „Ultimate Móstoles“ des Youtubers DjMaRiiO spielt. Der 28-Jährige war früher in der fünften Liga auf dem Großfeld aktiv. Heute ist er Lehrer in Barcelona und spielt aus Spaß. „Die Liebe zum Fußball lässt mich mitmachen. Ich würde auch kostenlos spielen“, erzählt er. An Ruhm in den sozialen Netzwerken oder einer Profikarriere im Fußball ist er nicht interessiert. Die Spieler erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung. Das Training geschieht – falls überhaupt – auf freiwilliger Basis. Sicherlich wird manch einer der Akteure aber auch spekulieren, durch die Kings League einen Profiverein auf sich aufmerksam zu machen.

Zwei Profis ergänzen die Teams: Der elfte Spieler ist ein fester Bestandteil der Mannschaft. Beim Zwölften handelt es sich um einen Gastspieler, der wöchentlich ausgetauscht werden darf. Agüero ließ es sich zum Beispiel nicht nehmen, selbst mitzuspielen. Auch Weltmeister Joan Capdevila und der Ex-Leverkusener Javier „Chicharito“ Hernández kickten schon mit.

Wer ist der Typ mit der Maske?

Viral ging ein Video eines Spielers, der unter dem Namen Enigma 69 mit der Maske eines mexikanischen Wrestlers spielte. Laut Piqué handelte es sich um einen aktiven Erstliga-Profi, der wegen gültiger Verträge offiziell nicht mitspielen durfte. Die Anzeichen verdichten sich jedoch, dass es sich um Nano Mesa handelt. Der hat zwar auch schon mal in der ersten Liga gespielt, war aber zuletzt Ersatzspieler in der zweiten Liga und ist seit Sommer vereinslos. Dafür hat er jetzt ordentlich Werbung für die Kings League gemacht.

Das sind die Spielregeln der Kings League

Gespielt wird im sogenannten Fútbol 7 auf der Hälfte eines Großfelds und auf kleine Tore. Auf dem Platz stehen je sieben Spieler. Bei den Auswechslungen gibt es keine Grenzen. Die zwei Halbzeiten sind je 20 Minuten lang. Schon der Anstoß ist eigentümlich. Die Teams positionieren sich auf der jeweiligen Torlinie und stürmen auf Pfiff zum Ball. Platzverweise gibt es nicht. Gelbe und Rote Karten führen zu Zeitstrafen. Eine weitere Besonderheit sind die Goldenen Karten. Die Teamchefs ziehen eine vor der Partie und können sich damit einen Vorteil verschaffen. Einmal ausgespielt bringen sie einen Elfmeter – bei dem wird wie beim Eishockey ab der Mittellinie auf das Tor gedribbelt –, eine Zeitstrafe für den Gegner oder dass jedes Tor in der kommenden Minute doppelt zählt.

Jeden Sonntag treffen die Teams in der Liga mit Hin- und Rückrunde aufeinander. Im Anschluss stehen Play-offs um den Titel an. Die Gründer sehen die Kings League als Alternative zum herkömmlichen Fußball. „Wir wollen der Profiliga gar nicht den Rang streitig machen, aber die jungen Leute brauchen einen Kick, der sie für den Fußball begeistert“, sagt der Journalist Gerard Romero, selbst Teamchef und auf der Streamingplattform Twitch, die die Spiele überträgt, sehr aktiv. Die Kosten trägt momentan noch die Firma des Ex-Barça-Profis Piqué, der schon reichlich Sponsoren anwerben konnte. Ob die Idee zukunftsträchtig ist, wird sich noch zeigen. Zumindest ist für den Sommer schon eine Queens League für Frauen geplant. Wer einen Eindruck haben möchte, kann am Sonntag (5.2.) zum fünften Spieltag unter twitch.tv/kingsleague reinschauen. Das erste Spiel startet um 16 Uhr.

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