America's Cup: Wie sich ein Olympiasieger in Palma de Mallorca auf das älteste noch existierende Sportevent der Welt vorbereitet

Britisches Team trainiert für den America’s Cup vor Mallorca. Segel werden künftig per Pedale gestrafft

Das Testboot T6 vor der Kathedrale von Palma.  | FOTO: INEOS

Das Testboot T6 vor der Kathedrale von Palma. | FOTO: INEOS / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Der America’s Cup war 1851 eigentlich eine englische Erfindung, doch die Briten haben das älteste heute noch existierende Sportevent der Welt noch nie gewonnen. „Die Spanier auch nicht, also wäre ein Bündnis angebracht“, sagt Ben Ainslie wohl nur halb im Scherz. Der vierfache Olympiasieger, der auch „King Ben“ genannt wird, soll den Wanderpokal endlich zurück nach London bringen. Die 37. Ausgabe der Regatta wird im Herbst 2024 in Barcelona ausgetragen. Ainslies Team Ineos Britannia befindet sich noch bis Mai im Trainingslager in Palma. Am Mittwoch (8.2.) haben die Briten ihr Projekt der Öffentlichkeit präsentiert.

Bei der Regatta treten verschiedene Nationen gegeneinander an. Der amtierende Sieger Neuseeland darf das Segelrevier bestimmen und Regeln vorschlagen. Aus Marketingzwecken hat Barcelona den Zuschlag 2024 erhalten – bereits 2007 segelten die Schiffe an der spanischen Küste vor Valencia. Ben Ainslie gründete 2012 das britische Team. Für den America’s Cup im Jahr darauf reichte die Zeit zur Vorbereitung nicht. Der 46-Jährige heuerte beim US-amerikanischen Oracle Team an, das am Ende in der San Francisco Bay den Auld Mug (alter Becher), wie der Pokal genannt wird, gewann. 2017 und 2021 scheiterten die Briten bereits in der Qualifikation. „Im dritten Anlauf soll es nun klappen“, sagt King Ben.

Test mit Mini-Version des Schiffs

Seit September testet Ineos eine Mini-Version des Schiffs in Palma. Das Testboot 6 (T6) ist 40 Fuß lang (12,2 Meter) und schwebt dank der Foiltechnik über das Wasser. „Das Wettkampfboot wird erst zwei bis drei Monate vor dem America’s Cup fertig“, sagt Ainslie. Dieses ist dann mit 75 Fuß fast doppelt so lang.

Es gebe zahlreiche Argumente, die für das Trainingslager auf Mallorca gesprochen haben. „Ich kannte die Insel und viele Leute aus meiner Zeit als Olympiasegler“, sagt Ainslie. Zudem seien die Bedingungen hier ähnlich wie in Barcelona erwartet. Der Chef des Hauptsponsors Ineos, Multimillionär Jim Ratcliffe, hat auf der Insel ein Anwesen. Das von ihm gesponserte Weltklasse-Radteam schlägt ebenfalls jeden Winter eine Basis in Alcúdia auf.

Partnerschaft mit Formel-1-Team

In Palma geht es vor allem darum, das Schiff zu testen und die Daten an die Technikabteilung zu senden, die das Wettkampfboot stetig weiterentwickelt. Mit mehr als 60 Knoten (110 km/h) düsen die Flitzer beim America’s Cup übers Meer. Mit dem Tempo kennen sich Rennwagenhersteller aus. „Wir sind daher eine Partnerschaft mit dem Formel-1-Team von Mercedes eingegangen“, sagt Ainslie. So etwas habe es bislang noch nicht gegeben.

Eine der neuen Regeln ist, dass die Mannschaftsstärke von elf auf acht reduziert wird. „Wir mussten uns Gedanken machen, wie wir mit weniger Personal trotzdem die gleiche Kraft aufbringen können“, sagt Team-Mitglied Matt Gotrel der MZ. Die Lösung: Statt die Segel mit Kurbeln (Grinder) zu straffen, wird künftig in die Pedale getreten. Neben Gotrel, der 2016 Olympiagold im Rudern gewann, strampeln dann drei weitere sogenannte Cyclor auf einer Art Hometrainer. „Eine halbe Stunde dauert ein Rennen beim America’s Cup. Das entspricht einer Radfahrt die Serpentinen von Sa Calobra hoch“, sagt Gotrel.

Start beim Prada Cup 2024

Nach dem Trainingslager begibt sich Ineos schon im Mai nach Barcelona. Im August 2024 startet der Prada Cup, bei dem sich die Briten gegen Frankreich, Italien, die Schweiz und die USA für den Platz im Finale gegen Neuseeland qualifizieren wollen. Das glückte zuletzt vor 60 Jahren. Diesmal kann Team Großbritannien zusätzlich auf mallorquinische Unterstützung bauen.