Kitesurfen vor Mallorca: Eine spektakuläre Sportart, die schnell gefährlich werden kann

Die Surfer sind beim Trofeo Princesa Sofía zu bestaunen. Mit dabei ist der Deutsche Florian Gruber, der auf eine Olympia-Teilnahme hofft

Kitesurfer Florian Gruber auf Mallorca.

Kitesurfer Florian Gruber auf Mallorca. / Sailing Energy

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Wenn Florian Gruber mit seinem Kite abhebt, sieht es aus, als würde er durch die Wolken surfen. Auf dem Meer düst der 29-Jährige mit 75 km/h über die Wellen. „Kitesurfen ist definitiv die spektakulärste Klasse im Segelsport“, sagt der Sportler aus Garmisch-Partenkirchen. Doch es hat auch seinen Preis. „Es grenzt an ein Wunder, dass es bislang noch zu keinem schweren Unfall gekommen ist.“ Die Formula-Kite-Klasse ist erstmals bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris dabei. Auf Mallorca bereiten sich die Surfer derzeit beim Trofeo Princesa Sofía auf die Saison vor.

Kitesurfer Florian Gruber auf Mallorca.

Kitesurfer Florian Gruber auf Mallorca. / DSV

Kitesurfen als Sportart ist noch sehr jung. „Rennen werden erst seit 2008 gefahren“, sagt Gruber, der das Surfen praktisch in die Wiege gelegt bekam. Sein Vater leitet eine Surfschule am Brombachsee. Schon als Jugendlicher galt Florian Gruber als großes Talent. Mit 19 Jahren gewann er 2013 die Weltmeisterschaft im Formula Kite – sein größter Erfolg. Das Kiten hat sich rasant weiterentwickelt. Erst wurde mit dem Lenkdrachen auf einem traditionellen Surfbrett gefahren, danach auf einem schnittigeren Raceboard. Heutzutage dominiert die Foil-Technik, die dafür sorgt, dass das Brett ab einer gewissen Geschwindigkeit in die Höhe schießt.

Olympia sorgt für einen Kitesurf-Boom

„Ich konnte mich eigentlich gut anpassen. Doch je mehr das Kitesurfen ins Blickfeld von Olympia geriet, umso mehr Sportler interessierten sich dafür. Das Niveau ist stark gestiegen“, sagt Gruber. Der 29-Jährige weiß, wovon er redet. Neben dem Sport studierte er internationales Management, seine Bachelorarbeit trug den Titel „Eine Sportart wird olympisch – Auswirkungen und Effekte anhand des Beispiels Kitesurfen“. „Die Verbände unterstützen die olympischen Sportarten besser. Mehr Nationen fokussieren sich darauf. In der Industrie haben die Hersteller höhere Umsätze“, fasst er seine Erkenntnisse zusammen.

Kitesurfer Florian Gruber auf Mallorca.

Kitesurfer Florian Gruber auf Mallorca. / DSV

Die spektakulären Sprünge sind nur bei Showevents zu sehen. „Früher habe ich da teilgenommen. Das geht aber wahnsinnig auf Knie und Schultern“, sagt Gruber. In den Rennen steht das Tempo im Vordergrund. Wie beim Segeln wird mit Bojen eine Strecke markiert. 30 Surfer gehen zeitgleich an den Start. „Da müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht über den Haufen fahren.“ Ein Schutzhelm und eine Bleiweste sind Pflicht. „Der Hals ist aber beispielsweise ungeschützt. Wenn dir dort einer mit dem Brett dagegenfährt, sieht es übel aus.“ Gehirnerschütterungen gehören bei diesem Tempo und Stürzen aufs Meer zum Alltag. Auch der umhertreibenden Müll kann den Kitern gefährlich werden. „Die meisten Surfer engagieren sich daher für die Umwelt“, so der Deutsche.

So läuft ein Rennen im Kitesurfen ab

Zwölf bis 15 Minuten dauert ein Rennen. Fünf Durchgänge pro Tag werden gefahren. „Da die Surfer in mehrere Gruppen eingeteilt werden, sind wir meist bis zu vier Stunden im Meer.“ Bei einer Wassertemperatur von derzeit 16 Grad an der Playa de Palma wählt man da eher einen dickeren Neoprenanzug. Neben einer Grundfitness brauchen die Surfer vor allem Kraft, um die Windenergie in Geschwindigkeit umzuwandeln. „Es hat sich zuletzt die Theorie bestätigt, dass mehr Gewicht von Vorteil ist. Ich habe daher im vergangenen Jahr zehn Kilo zugelegt und esse ordentlich vor jedem Rennen“, sagt Felix Gruber.

Wer den Kitesurfern beim Rennen zuschauen möchte, kann sich in Can Pastilla auf Höhe des Palma Aquarium an den Strand stellen. „Es ist aber schwierig, als Zuschauer den Überblick zu behalten“, sagt Gruber. Denn beim Wettkampf auf Mallorca sind die Nationalfahnen nicht auf die Lenkdrachen gedruckt. Das soll sich bei Olympia ändern.

Wie bei den Segelregatten geht es darum, über eine gute Platzierung so wenig Punkte wie möglich zu sammeln. Die zwei besten Fahrer unter der Woche qualifizieren sich direkt für das Finale am Samstag (1.4.), wo sie gegen zwei weitere Surfer mit einem Vorsprung ins Rennen gehen. „Der Erstplatzierte bekommt zwei Siege zugeschrieben, der Zweite einen und die zwei anderen Surfer keinen. Wer im Finale zuerst auf drei Siege kommt, gewinnt“, erklärt Gruber. Da dann nur noch vier Drachen über das Wasser düsen, wird es übersichtlicher. Gruber gehört zu den Favoriten.

Das Inselrennen dürfte im kommenden Jahr noch spannender werden, wenn der Trofeo als Olympia-Qualifikation fungiert. „Nur ein Surfer pro Land darf nach Paris“, sagt Gruber. „Wenn ich meine Leistung bringe, bin ich der beste Deutsche. An einem schwachen Tag kann mich aber die Konkurrenz überholen. Olympia wäre ein würdiger Abschluss für meine Karriere.“

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