Wie Snowboarden am Strand: Touren mit E-Longboards auf Mallorca machen Laune

Der Berliner Richy Kämereit bietet Touren an, bei denen man auf Skateboards mit Elektroantrieb über die Insel brettert

Das elektrische Longboard ist auf jeden Fall ein Hingucker. Nach einer Stunde traut sich der MZ-Redakteur (re.) an die Uferpromenade.

Das elektrische Longboard ist auf jeden Fall ein Hingucker. Nach einer Stunde traut sich der MZ-Redakteur (re.) an die Uferpromenade. / Nele Bendgens

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Kurz am Rädchen gedreht, und schon wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Es wackelt. Mit den Armen rudere ich, als ob ich Flügel hätte, die mich abheben lassen würden. „Glaub mir, am Ende des Schnupperkurses wirst du mich fragen, wo du so ein Ding herbekommst“, sagt Richy Kämereit.

Der Berliner vertreibt seit einem halben Jahr mit seinem Unternehmen E-Skate Mallorca Skateboards mit Elektroantrieb und bietet Einführungskurse für Anfänger an. Die MZ hat es ausprobiert und dem Deutschen am Anfang kein Wort geglaubt.

Regeln wie für die elektrischen Tretroller

In Deutschland sind die E-Skateboards verboten, da sich kein Kennzeichen für die Versicherung anbringen lässt“, sagt Kämereit. Auf Mallorca sind die Regeln derzeit noch nicht so streng. Ein Nummernschild ist nicht nötig. Für das Brett gelten die gleichen Bedingungen wie für die elektrischen Tretroller: Beim Fahren muss ein „reflektierendes Element“, zum Beispiel eine Warnweste, getragen werden, das Licht muss angeschaltet sein, und Höchsttempo ist 25 km/h.

Im Gegensatz zu den Rollern, die auf der Insel immer beliebter werden, sieht man auf den Straßen noch selten elektrisch angetriebene Skateboards. „In Barcelona hat vor Kurzem ein Laden aufgemacht. Neben mir gibt es hier drei weitere internationale Firmen, die die Longboards verkaufen und verleihen“, sagt Kämereit.

Richy Kämereit.

Richy Kämereit. / Nele Bendgens

Er selbst hat den Trend erkannt und hofft, dass er sich auf Mallorca durchsetzt. Vor zwei Jahren ist der Berliner auf die Insel zu seiner Freundin gezogen. „In Deutschland war ich Freifalllehrer, sprich ich habe Fallschirmspringen gelehrt und Tandemsprünge angeboten. Das geht hier aber nicht, da der Luftraum so schon zu überfüllt ist.“

Snowboard-Erfahrung von Vorteil

Wir starten den Kurs auf einem Platz in Colònia de Sant Jordi, wo Bauarbeiter am Montag (17.4.) gerade eine Bühne abbauen und interessiert herüberblicken. „Es ist von Vorteil, wenn man Erfahrungen im Snowboard hat“, sagt Kämereit. Immerhin – die habe ich. Ein normales Skateboard, bei dem die Füße nicht per Bindung ans Brett geschnallt werden, erschien mir zu wackelig.

Hier kommt der große Vorteil der elektronischen Variante zum Tragen. Mit der Fernbedienung in der Hand wird nicht nur beschleunigt, sondern auch gebremst. Die vier Räder bleiben beim Aufstieg auf das Brett erst mal artig stehen. Es gilt die Grundregel vieler Sportarten: Flexibilität in den Knien ist das oberste Gebot. „Beim Anfahren streckst du das hintere Bein durch, beim Bremsen das vordere. Damit kannst du besser die Trägheit ausgleichen“, empfiehlt der Lehrer.

Zum Glück funktioniert die Bremse gut

Das war es dann auch schon mit der Einführung, und es geht los. Um nicht direkt abgeworfen zu werden, hält mich der Fahrlehrer an der Hand. Die Fernbedienung ist auf die erste der vier Geschwindigkeitsstufen eingestellt. Dadurch beschleunigt das Board langsam und erreicht höchstens 10 km/h. „Technisch sind 50 km/h möglich, aber die Geräte sind wegen der Gesetzeslage bei 25 km/h abgeriegelt“, erzählt Kämereit, während ich mich in Schritttempo über die Pflastersteine kämpfe. Trotz der dicken Offroad-Reifen machen mir am Anfang selbst kleine Unebenheiten zu schaffen. Die ersten Meter gehen extrem in die untere Beinmuskulatur.

Mit der Fernbedienung wird "Gas gegeben" und gebremst.

Mit der Fernbedienung wird "Gas gegeben" und gebremst. / Nele Bendgens

„Das legt sich bald“, versichert Kämereit, und tatsächlich sind zügig Fortschritte erkennbar. „Meine Freundin hat zwei Stunden gebraucht, ehe sie halbwegs fahren konnte. Und die hatte keinerlei Vorerfahrung.“ Das Longboard wird wie ein klassisches Skateboard oder Snowboard über Gewichtsverlagerungen gelenkt. Auf die Zehenspitzen stellen für eine Rechtskurve (wenn das linke Bein vorne ist), auf die Fersen für eine Linkskurve. Zum Glück funktioniert die Bremse gut, denn immer wieder kreuzen Bauarbeiter und Gabelstapler den Weg.

Beim Profi sieht alles cooler aus

Es dauert jedoch, bis die Richtungen des Rädchens verinnerlicht werden. Nach vorne drehen, um zu beschleunigen, nach hinten für die Bremse. Klingt einfach, vergisst man im Eifer des Gefechts als Anfänger aber schnell. Im Notfall lässt sich einfach vom Brett springen. „Dabei aber immer schräg nach vorne, damit man einerseits auslaufen kann, andererseits sich aber nicht mit dem Brett in die Fersen fährt“, empfiehlt Kämereit. Beim Profi sieht das alles etwas cooler aus. Lässig pfeift er sein Longboard, das ein paar Meter hinter ihm steht, wie einen Hund heran und springt während der Fahrt auf.

Nach etwa einer halben Stunde klappt das Kurvenfahren langsam. Es hilft, sich in den Gedanken vorzustellen, dass man die Skipiste herunterfährt. „Im Endeffekt ist es wie Snowboard fahren am Strand“, sagt Kämereit und schaltet die nächste Geschwindigkeitsstufe ein. Mit der sind schon 20 km/h möglich. Wir erkunden die Straßen an der Uferpromenade. „Für Profis sind die Berge schöner, da dort die kurvigen Serpentinen sind.“

Nach einer Stunde ist das wacklige Gefühl verschwunden

In seiner Freizeit kurvt er durch Sa Calobra, über den Sóller-Pass oder den Sant Salvador hinauf. Für Anfänger sind die Küstenrouten besser. „Der Radweg von Palma an die Playa de Palma ist ideal. Oder auch die sechs Kilometer lange Promenade in Cala Millor.“ Nach einer Stunde ist das wacklige Gefühl verschwunden, wenngleich enge Kurven noch Probleme bereiten.

Leider hatte der Berliner recht, und bei all dem Spaß kommt der Gedanke auf, sich ein E-Board zuzulegen. Die Markengefährte kosten jedoch ab 1.800 Euro. Da ist die Leihe günstiger. Die kostet am Tag 69 Euro, die Woche 399 Euro. Einen Schnupperkurs gibt es für 69 Euro pro Person und Stunde (Leihe und Ausrüstung inklusive), 39 Euro pro Person, wenn sich mehrere Leute anmelden.

Kontakt: Instagram eskate_mallorca

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