Champions League-Finale auf Mallorca: Warum Palmas Sportdirektor den Spielern schon vorher einen Einlauf verpasst

Palma Futsal träumt von seinem ersten Titel. Die Endspiele werden in der Bahnradhalle ausgetragen

In den entscheidenden Momenten haben die Spieler von Palma Futsal (grün) oft die Hosen voll und scheitern.  | FOTO: DM

In den entscheidenden Momenten haben die Spieler von Palma Futsal (grün) oft die Hosen voll und scheitern. | FOTO: DM / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Jose Tirado gehen die Superlative aus, wenn er über die Champions-League-Endspiele spricht, die auf Mallorca ausgetragen werden. „Das ist eine einmalige Chance im Leben. Die Geschichte werden wir vielleicht in 40 Jahren noch unseren Enkeln erzählen“, so der Sportdirektor von Palma Futsal. „Ich glaube nicht, dass es so etwas in unserer Sportart noch mal auf der Insel geben wird.“ Sein Team hat den Vorteil, die Finalrunde im Velòdrom Illes Balears ausrichten zu dürfen. Am Freitag (5.5., 21 Uhr) geht es im Halbfinale gegen Benfica Lissabon, am Sonntag (7.5., 20 Uhr) steht das Finale gegen den Sieger der Partie Anderlecht gegen Sporting Lissabon an. Läuft es wie in der Vergangenheit, wird Tirado die Geschichte seinen Nachfahren jedoch lieber verschweigen wollen. Denn in den Alles-oder-nichts-Spielen haben die Mallorquiner meist die Hosen voll.

Um diesen Pokal geht es.  | FOTO: DM

Um diesen Pokal geht es. | FOTO: DM / Ralf Petzold

Palma ist ein Spitzenclub in Europa

Die Hallenfußball-Variante, die in Deutschland nach wie vor eine Randexistenz fristet, ist besonders auf der Iberischen Halbinsel beliebt. Daher ist es wenig verwunderlich, dass in den vergangenen sechs Jahren ausschließlich spanische oder portugiesische Mannschaften die Champions League gewonnen haben. Der Pokal der Landesmeister ist vom Stellenwert mit dem gleichnamigen Turnier der Fußballer vergleichbar. Palma Futsal wurde zwar erst im Juli 1998 gegründet, hat sich aber in der 25-jährigen Vereinsgeschichte schon zum Spitzenclub gemausert. Hinter dem FC Barcelona etablieren sich die Mallorquiner nach und nach zur zweiten Macht Spaniens.

Sportdirektor schimpft über Mannschaft

Allerdings ist der Trophäenschrank im Vereinsheim noch leer. Im spanischen Pokal, der Copa del Rey, scheiterte Palma 2016 im Finale an Murcia. Im vergangenen Jahr gab es eine Pleite im Endspiel um die Meisterschaft gegen Barça. Laut Tirado waren das keine Zufälle. In einer Wutrede nach einer 1:5-Klatsche vor einem Monat im Pokalhalbfinale gegen die Katalanen hat der Sportdirektor hart auf seine Mannschaft eingedroschen. „Es gibt Fußballer, die das Jahr über in der Liga eine fantastische Leistung zeigen. Wenn dann aber die Endspiele anstehen, wirken sie wie ausgewechselt. Ich habe keine Erklärung dafür“, so der Mallorquiner aus Calvià.

In den Endspielen würde es seinen Kickern immer an Eiern fehlen, wie es Oliver Kahn ausdrücken würde. „Das kann mal passieren. Wenn es aber gefühlt das 173. Mal geschieht, ist es einfach nur frustrierend. Dann bereue ich es, mir das Gegurke überhaupt angeschaut zu haben.

Kurz vor dem wohl wichtigsten Moment der mallorquinischen Futsal-Geschichte ruderte der Sportdirektor wieder etwas zurück. Seine Worte seien der Frustration geschuldet gewesen. „Es sollte meine Wertschätzung für den Club zeigen. Ich glaube nicht, dass die Spieler dadurch eine Lektion gelernt haben.“

Im Halbfinale gegen Benfica Lissabon

Gegen den Drittplatzierten der portugiesischen Liga ist Palma Außenseiter. „Der Unterschied ist zu sehen, wenn man bedenkt, dass die Portugiesen uns vor der Saison zwei unserer besten Spieler einfach so abgeworben haben“, sagt Tirado und verweist auf die Transfers von Diego Nunes und Igor, für die Benfica die Austiegsklausel im Vertrag zog. „Zum Glück spielt nach dem Anpfiff im Sport der Etat der Teams keine Rolle mehr“, sagt Tirado.

Ein Faktor dürfte die Unterstützung der Fans werden. Schon früher hat die Mannschaft, die eigentlich die Heimspiele im Son Moix austrägt, in der Bahnradhalle gespielt. Im Finale wird auf schwarzem Untergrund gekickt. An die 7.000 Zuschauer werden erwartet. Die Eintrittspreise sind mit 10 bis 45 Euro im Vergleich zum Großfeldfußball sehr günstig und gelten für jeweils beide Spiele pro Tag – am Sonntag wird neben dem Finale das Spiel um Platz drei ausgetragen. Tickets sind im Internet unter palmafutsal.com erhältlich.

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