Zum Hauptinhalt springenZum Seitenende springen

Wer am Samstag die Kathedrale auf Mallorca besucht, trifft viele Olympia-Helden an

Ein Kanurennen im Teich vor der Kathedrale soll den Sport bekannter bei der breiten Masse machen. Dafür gehen die weltbesten Athleten an den Start

Viel Platz haben die Kanuten in dem Becken im Parc de la Mar nicht. Da ist es klar, dass es auf der Strecke zu Gerangel kommt.  | FOTO: LAURA GUERRA

Viel Platz haben die Kanuten in dem Becken im Parc de la Mar nicht. Da ist es klar, dass es auf der Strecke zu Gerangel kommt. | FOTO: LAURA GUERRA

Ralf Petzold

Ralf Petzold

So nah kommen Zuschauer nur selten an Olympia-Athleten in Aktion: Die weltbesten Kanuten duellieren sich am Samstag (11.10.) auf dem kleinen Teich im Parc de la Mar vor der Kathedrale bei der zweiten Ausgabe des Trofeo Ciutat de Palma de Piragüismo. „Über 30 Olympia- und mehr als 300 internationale Medaillen haben die Teilnehmer in ihren Karrieren bislang gewonnen“, sagt Veranstalter Carlos Borrás. Er verspricht ein unvorhersehbares Rennen mit Zusammenstößen und einem bunten Rahmenprogramm.

Bis 2023 war der Kanute des Real Club Náutico in Palma noch selber Profisportler und holte beispielsweise beim Weltcup 2019 in Polen Gold im Zweier-Kajak. „Über das Jahr gesehen haben wir in unserer Sportart nur vier oder fünf internationale Rennen. Wirklich voll ist der Kalender nicht“, so Borrás. Entsprechend dankbar sind die Athleten, wenn es weitere Gelegenheiten gibt, um ins Boot steigen zu können. Zumal die Sponsoren auch ein Preisgeld ermöglichen.

Gemeinsam mit einem Kollegen, der den Kanu-Eventveranstalter „Paddle Games“ ins Leben gerufen hat, organisierte Borrás im vergangenen Jahr das erste Rennen im Parc de la Mar. „Es ist ein einzigartiger Wettkampf, und schon jetzt planen wir, ihn auf mehrere Standorte auszuweiten“, sagt der Mallorquiner, der bereits mögliche Städte ausgekundschaftet hat. „Die Kanäle in Berlin wären perfekt. Oder Lissabon und Oxford. Wichtig ist es, den Kanurennsport an die Leute heranzubringen.“ Aus sportlicher Sicht könnte sogar eine Rennserie entstehen, in der gewonnene Punkte auf Mallorca in eine Gesamtwertung fließen.

Gruppenfoto: die Teilnehmer des Wettkampfs im vergangenen Jahr.  | FOTO: LAURA GUERRA

Gruppenfoto: die Teilnehmer des Wettkampfs im vergangenen Jahr. | FOTO: LAURA GUERRA

Das Kalkül der Veranstalter: An einem so zentralen Austragungsort wie dem Parc de la Mar werden zahlreiche Passanten und Urlauber das Rennen verfolgen. 500 bis 600 Zuschauer kamen im Vorjahr. Diese Zahlen sollen diesmal geknackt werden, auch dank einer anderen Streckenführung. „Wir nutzen nur eine Hälfte des Teichs“, sagt Borrás. Im vergangenen Jahr war das die Hälfte Richtung Portitxol. „Wir nehmen diesmal die andere Richtung Borne. Dort sind noch mehr Passanten.“ Mit Musik und Futterständen, die regionale Produkte anbieten, will der Veranstalter zusätzlich Aufmerksamkeit erzeugen.

Wer kommt alles?

Das Teilnehmerfeld könnte prominenter kaum sein. Aus Inselsicht darf Marcus Cooper Walz nicht fehlen. Der „Goldjunge aus Cala d’Or“, der 2016 völlig überraschend im Einerkajak in Rio die Olympischen Spiele gewann, ist der Sohn eines Engländers und einer Deutschen. Nach einem Exkurs im Viererkajak paddelt der 31-Jährige nun wieder alleine.

Wie im vergangenen Jahr geht Tom Liebscher-Lucz wieder an den Start. Der Dresdner hat bei den vergangenen drei Olympischen Spielen jeweils Gold im Viererkajak geholt – und dort entsprechend Cooper Walz geschlagen. „Das ist schon cool. Für solche Momente leben wir“, beschrieb er den Wettkampf in Palma im vergangenen Jahr der MZ.

24 Profis hat Veranstalter Borrás dieses Jahr eingeladen. Das sind zwar acht weniger als im Vorjahr, „die Anzahl an Medaillen im Trophäenschrank liegt aber genauso hoch“. Sprich das Niveau der Sportler hat sich noch einmal gesteigert. Anders als 2024 konnten sich diesmal die Kanuten auch selbst einschreiben und in einer Qualifikationsphase, dem sogenannten Open, für die Finalrunde qualifizieren.

Wie läuft der Wettkampf ab?

Um 11 Uhr geht es mit dem Nachwuchs los. Die 13 bis 18 Jahre alten Kanuten sind etwa zwei Stunden auf dem Wasser. Danach folgt von 13 bis 14.30 Uhr die Qualifikationsphase, in der vier Männer und vier Frauen weiterkommen. Spannend wird es von 16 bis 19 Uhr, wenn dann die Profis an der Reihe sind.

„Normalerweise starten Kanuten bei Wettkämpfen parallel an Punkt A und müssen auf gerader Strecke bis Punkt B paddeln“, sagt Borrás. „Bei uns müssen sie mehrfach wenden und haben selbst die Wahl, wo sie das tun.“ Der Start erfolgt fließend in unterschiedlichen Abständen. Die Sportler haben am Ende jeder Geraden die Wahl, ob sie links oder rechts eine Boje für die Wende ansteuern. Entsprechend chaotisch geht es auf dem Wasser zu und die Kanuten kommen sich in die Quere. Zusammenstöße sind kaum zu vermeiden.

Die Strecken sind 200 bis 800 Meter lang. „Dafür brauchen die Kanuten zwischen 30 Sekunden und vier Minuten.“ Interessant ist dabei, dass beim Wettkampf unterschiedliche Disziplinen aufeinandertreffen: einerseits die Sprinter, denen kurze Strecken eher liegen. Andererseits die Ausdauerfahrer, die bei längeren Strecken im Vorteil sind. Gefahren wird sowohl im Einer als diesmal auch im Zweier, wo Männer und Frauen gemeinsam im Boot sitzen. Nach einer Vorrunde geht es mit einem Halbfinale und Finale weiter. Das Rennen soll so konzipiert sein, dass es auch Anfänger verstehen. Ansonsten hat der gewonnen, der am lautesten jubelt.

Abonnieren, um zu lesen

Tracking Pixel Contents